Sternsingen in der Pfarre Kopfing
Im Bestreben, christliches Brauchtum in unserer Pfarre lebendig werden zu lassen, wurden die Sternsinger von Pfarrer Alois Heinzl 1957 zum ersten Mal ins Leben gerufen. Diesen Brauch des Sternsingens übernahm er von der Pfarre Münzkirchen, wo er von 1950 bis 1953 als Kooperator tätig war. Sie sollten die sichtbare Darstellung des Evangeliums in die Pfarre hinaustragen.
Die Sternsinger kamen in jedes Haus der Pfarre, wurden gastfreundlich aufgenommen und reichlich beschenkt. Sie sangen beim Christbaum ihre Lieder, wünschten Glück und Segen den Hausleuten für das neue Jahr, währenddessen Pfarrer Heinzl mit geweihter Kreide die altehrwürdigen Zeichen K+M+B an die Türe schrieb.
Bevor sie jedoch in die einzelnen Häuser gingen, spielten sie auf ihren Blasinstrumenten in den jeweiligen Ortschaften ein kurzes, weihnachtliches Musikstück (Franz Felber und Martin Strasser spielten Flügelhorn, Hubert Zahlberger Bassflügelhorn).
Mitwirkende waren damals Johann Steiner als Sternträger, Hubert Zahlberger als Balthasar, Franz Felber als Melchior und Martin Strasser als Kaspar, sie waren alle Mitglieder der katholischen Landjugend Kopfing.
Die Spenden wurden damals für die Betreuung der Pfarrjugend und für die Einrichtung des Pfarrheimes im Pfarrhof verwendet.
Die prunkvollen Königsgewänder fertigte Fanni Bogner (vereh. Eichinger) mit ihrer Stiefmutter Cäcilia Bogner in wochenlanger Arbeit und ungezählten Stunden unentgeltlich an.
Vom Bogner in Rasdorf zogen die drei Könige Anfang Jänner mit ihrem Sternträger in die Pfarre Kopfing hinaus. Gegen Mitternacht und auch hin und wieder später kehrten die Sternsinger nach Rasdorf zurück. Fanni empfing sie, trocknete und bügelte ihre Bekleidung und so konnten sie nächsten Abend wieder losziehen.
Auch die Gewänder der Herbergsucher wurden von Fanni Bogner angefertigt.
Die Kronen der Könige wurden von Pfarrer Alois Heinzl in mühseliger Kleinarbeit angefertigt. Mit Samt, Kunstperlen und Strass-Schmuck wurden die Kronen verziert. Einen fleißigen Helfer beim Anfertigen der Kronen fand er mit Ludwig Straßl vulgo Baun Wiggi. Auch der beleuchtbare Stern des Sternträgers stammt aus seiner Hände Arbeit.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ließ Pfarrer Alois Heinzl neue Königsgewänder anfertigen. Mit Auguste Aichinger aus Prambachkirchen fand er eine Schneiderin die ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Gemeinsam fuhren sie nach Linz und kauften den Stoff für die Gewänder ein. Sie sollten so weit wie möglich den von Fanni Bogner ursprünglich angefertigten Kleidern im Aussehen gleich sein. Auguste fertigte diese Königsgewänder ebenfalls in unzähligen Stunden unentgeltlich an. Sogar den Stoff finanzierte sie aus ihrem Budget.
Lt. Auguste Aichinger am 09.01.2014
In den darauf folgenden Jahren wechselten sich andere Männer beim Sternsingen ab. Es folgten: Josef Ertl, Hermann Hauser, Johann Braid, Anton Greiner, Otto Gruber (2 Jahre nach seinem tödlichen Unfall folgte sein Sohn Otto Gruber), Hermann Hofer, Ludwig Straßl (Bau z´Straß), Johann Hauser, Johann Schatzberger, Josef Hauser, Josef Reitinger, Johann Zagitzer, Johann Braid jun. (1983 u. 84),……
Nur Martin Strasser blieb bis auf ein einige Unterbrechungen als einziger König von Anfang an dabei (Stand 2013).
Pfarrer Heinzl stellte im Pfarrblatt einen Plan auf, an welchen Tag die Sternsinger in die jeweilige Ortschaft kamen.
Er chauffierte sie mit seinem VW Käfer, ging mit ihnen in die Häuser und begleitete sie mit der Gitarre bei ihrem Gesang. Neun lange, teilweise beschwerliche Nächte waren sie so unterwegs.
Auch die Krankenhäuser Schärding und Grieskirchen wurden besucht.
Als das Sternsingen schon einige Jahre durchgeführt wurde, entschloss man sich, das Pfarrgebiet zwischen Herbergesucher im Advent und Sternsinger im Jänner aufzuteilen und jedes Jahr zu wechseln.
Elf Jahre wurde die Dreikönigsaktion (Sternsingen) in dieser Form durchgeführt. Grund für das Ende des Sternsingens war das reichhaltige Angebot an Speisen und Getränken. Es bereitete so manchem König ein gewichtiges Problem. Auch das Alter (Pfarrer Heinzl) und die kurzen schlaflosen Nächte machten ihnen bei den zum Teil schwierigen Winterbedingungen schwer zu schaffen. Aus diesen Gründen entschlossen sich Sternsinger, nur mehr in der Pfarrkirche aufzutreten.
Ab 1968 beschränkte sich ihr Auftritt dann auf den 6. Jänner.
2012 zogen nach 2 jähriger Pause die Heiligen drei Könige wieder in die Pfarrkirche ein: Otto Gruber, Martin Strasser, Johann Zahlberger und Ewald Gatterbauer als Sternträger. 2013 schied Ewald Gatterbauer nach einer schweren Erkrankung aus und Josef Eichinger übernahm seine Stelle.
So ziehen die Heiligen drei Könige, wie sie 1957 ins Leben gerufen wurden, auch heute noch am 6. Jänner, an ihrem Festtag, beim Hochamt feierlich mit Priester und Ministranten in der Pfarrkirche ein.
Die Spenden aus der Dreikönigsaktion wurden einige Jahre später und bis dato der Mission zugeführt. Sie soll eine Hilfe für die in Not leidenden Menschen in den Entwicklungsländern sein.
Zeitungsbericht 8.Jänner 1957
Mit der Neugründung (1967) der Musikkapelle übernahmen die Musiker von den Sternsingern für einige Jahre das Gehen von Haus zu Haus. Sie teilten sich dabei in mehrere Gruppen auf.
Bei der Musikkapelle ging nach einigen Jahren, so wie in anderen Gemeinden auch, die Entwicklung auf das Neujahrsblasen (Weihnachtsblasen) hin.
Nach ein paar Jahren übernahm die katholische Aktion der Pfarre das Dreikönigssingen, die es bis dato durchführt. Zu dieser Aktion gehört die Jungschar. Sie und ihre Betreuer teilten sich ebenfalls in mehrere Gruppen auf und übernahmen so von ihren Vorgängern diese Aufgabe.
Nach Gesprächen mit Martin Strasser und Fanni Eichinger am 9.8.2013, Msgr. Alois Heinzl am 26. 8. 2013, Braid Maria und Herta Gruber am 14.9.2013, Hubert Zahlberger am 30.10.2013,
Anekdoten und Erlebnisse der
Herbergsucher und Sternsinger
Die Straße zwischen Königsedt und Straß wurde Ende der 1950er Jahre neu gebaut. Weder Schneestangen noch Pflöcke zeigten den genauen Verlauf der Straße an. Mit Schnee verwehte, kaum sichtbare, tiefe Gräben waren vorhanden. Pfarrer Alois Heinzl, als flotter Autofahrer bekannt, übersah einen solchen Graben und der VW kam auf einem Baumstock zu stehen. Das Auto mit den Sternsinger steckte fest. Auch durch Anschieben war das Fahrzeug nicht mehr flott zu kriegen. Zum Karinger z´Straß war es nicht weit, so ging Hans Steiner, er war als Sternträger dabei, kurzerhand nach Hause und holte den Ochsen. Dieser wurde beim VW vorgespannt, ein Ruck und das Fahrzeug war „fast“ flott. Der Ochse wurde ausgespannt. Er ging von alleine nach Hause und stellte sich im Stall zu seinem Standplatz. Die Sternsinger samt Sternträger stiegen wieder in das Auto ein, doch es steckte noch zu fest im Schnee. Der Ochse war weg, also mussten die Sternsinger noch einmal aussteigen und anschieben. Der VW kam heraus und die Fahrt konnte wieder fortgesetzt werden.
Nach Erzählung von Msgr. Alois Heinzl / Johann Steiner
Der Weg der Sternsinger führte nach Pratztrum zum Edlmann. Sie traten in die Stube ein und sahen zu ihrem Erstaunen, dass es nicht nur die Hausleute im Winter warm mögen, sondern auch die Hühner. Sie saßen schön aufgereiht samt ihrem Hahn auf einer Stange. Hans Steiner als Sternträger konnte beim Eintreten der Versuchung nicht mehr widerstehen und stieß mit dem Stern gegen die Hühner. Diese flogen daraufhin gackern in der Stube umher und hinterließen am Stubenboden ihre Hinterlassenschaft. Einige der Könige rutschten am Hühnerdreck aus, ein allgemeines Gelächter war die Folge. An ein Singen war nicht mehr zu denken.
Nach Erzählung von Martin Strasser / Msgr. Alois Heinzl
Ein lustiges Erlebnis gab es auch beim Donig z´Jeglig. Eine Handvoll Katzen hatten es sich beim Ofen bequem gemacht. Durch die lauten Geräusche beim Eintreten der Sternsinger stürzten sich die Katzen auf ein kleines Loch in der Wand und alle wollten zugleich die Flucht ergreifen. Ein sich drehendes und windendes Knäuel von Katzen war die Folge. Im Anschluss nach dieser lustigen Begebenheit hatte so mancher König ein Problem beim Singen.
Nach Erzählung von Johann Steiner
Ein kniffliges Ereignis passierte an einem eisig kalten Wintertag. Beim Adam in Entholz wollte der VW Käfer von Pfarrer Alois Heinzl nach den Darbietungen der Sternsinger nicht mehr anspringen. Otto Gruber, als König mit bei den Sternsingern, stellte als Mechaniker fachmännisch fest, „Der Vergaser ist vereist!“ Er rutschte unter das Auto und hauchte so lange Richtung Vergaser bis das Eis auftaute. Der VW ließ sich wieder starten und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Nach Erzählung von Msgr. Alois Heinzl
Ein schneereicher Wintertag, der Hohlweg von Kühberg zur Gföhretpoint war zugeweht. Pfarrer Heinzl versuchte mit Schwung diese Hürde zu meistern. Doch nach kurzer Fahrstrecke steckte der VW fest, denn er saß mit der Bodenplatte am Schnee auf und die Räder drehten durch. Das Auto rührte sich einfach nicht mehr von der Stelle. Die Sternsinger stiegen aus, überlegten kurz und kamen zum Entschluss, das Auto auf die schneefreie Böschung zu heben. Mit vereinten Kräften gelang ihnen dieses Vorhaben. Alle stiegen wieder in das Auto ein und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Nach Erzählung von Martin Strasser
Eines der schönsten Erlebnisse war es für die Herbergsucher, bei Nacht durch einen tief verschneiten Winterwald zu gehen. Nur im Licht der Laternen entlang von mit Schnee behangenen und Raureif geschmückten Bäumen mussten sie vom Fensl (vulgo Fuchs) zum Haus der Fam. Scheucher gehen. Nur ein Wintersternenhimmel und der Mond waren ihre Begleiter durch den schmalen Waldweg.
Die einzige Zufahrtsstraße zum Anwesen Kahlberg 13 führt über den Forstweg von Simling.
Nach Erzählung von Herta Gruber
Die Gastfreundschaft der Kopfinger Familien brachte die Sternsinger wie auch die Herbergsucher hin und wieder an ihre Grenzen. Die guten Weihnachtsbäckereien der Hausfrauen, die Obstler, sie gehören zu unserer Region, werden ihnen gerne angeboten. Auch wärmende Getränke wurden gereicht, um die verfrorenen Glieder wieder aufzutauen. So geschah es auch bei der Bäckerei Schmidbauer, eine kurze Rast bei ein paar Gläsern Punsch und die Herbergsucher gingen leichten Schrittes mit einem kleinen Spitzerl zu den nächsten Familien, bei denen sich dann so manches wiederholte.
Nach Erzählung von Herta Gruber
Verwehte Wege und Straßen stellten sehr oft ein Problem dar. So auch der Weg zur Gföhretpoint, der wieder einmal zugeweht war. Also machten sich die Herbergsucher vom Weißen z´Kühberg aus zu Fuß auf den Weg. Damit die Zeit kurzweiliger war, erzählte Pfarrer Heinzl lustige Geschichten. Beim Eintreten in die Stube der Gföhretpoint war die Heiterkeit noch nicht abgeklungen. Die lustigen Erzählungen zeigten bei den Herbergsucher noch immer ihre Wirkung. Es war schwer beim Gesang wieder Fassung zu erlangen, da sie abwechselnd immer wieder zum Lachen anfingen. Doch den Gföhretpoint Robert (Familienname Laus), als ruhiger und bedächtiger Mann bekannt, störte dies nicht im Mindesten. Im Gegenteil, er freute sich über deren Heiterkeit. Nur Pfarrer Alois Heinzl war im Anschluss mit der Darbietung nicht zufrieden und erteilte den Herbergsuchern nach dem Hinausgehen eine Rüge. Doch die Herbergsucher nahmen das gelassen hin und hielten das Erlebte in guter Erinnerung.
Nach Erzählung von Herta Gruber
Es gab auch andere Störenfriede, die die Herbergsucher aus ihrem Konzept brachten. So geschah es beim Lichtschneider (Familiename Reitzelsdorfer) in Kopfingerdorf. Eine äußerst liebesbedürftige Katze wollte unbedingt mit dem Stock des Engels (Herta Osterkorn) spielen. Mit lachendem Gesicht konnte Herta ihr den Stock entreißen. Als sich Herta und die übrigen Herbergsucher wieder gefasst hatten, konnte die Herbergsuche beendet werden. Vor dem Hinausgehen gab es für die Katze noch ein paar Streicheleinheiten, die sich dafür schnurrend bedankte.
Nach Erzählung von Herta Gruber
Dass Alkohol in geringen Mengen die Stimmung heben kann, ist hinlänglich bekannt. So beim Moser in Kahlberg. Ein paar Stamperl Likör heizten die Stimmung an. Alle waren lustig und es wurde viel gelacht. Herta war zu diesem Zeitpunkt sehr gut drauf, da sagte Pfarrer Heinzl zu ihr: „Herta du bist ein Engel mit einem B…. voraus!“
Nach Erzählung von Herta Gruber
Die Sternsinger übten tagsüber ihren Beruf aus. Hubert Zahlberger war Obersfuhrmann, er transportierte die Oberskannen, die er von Entholz bis zur Molkerei Raab auf seinem Anhänger auflud. Dort wurden sie entleert und auf der Heimfahrt wieder an ihren Standplätzen abgeladen. Hubert erledigte noch andere Dienste, so zum Beispiel brachte er rinnende Töpfe zum Heinrich nach Enzenkirchen. Der setzte einen neuen Boden ein und der Topf konnte wieder verwendet werden. Auch vom Lagerhaus Putzinger in Heitzing (Gem. Enzenkirchen) musste er vielerlei Dinge und Sachen mitnehmen, z.B. Futtergetreide, Kalk zum Wände weißen, diverse Gebrauchsartikel und vieles mehr. Dies alles erledigte und stellte Hubert entlang seiner Fahrtroute zu.
An einem Winterabend kamen die Sternsinger zur Gföhretpoint. Sie trugen ihre Lieder vor, da erinnerte sich die Gföhretpoint-Marie, dass das Futtergetreide führ die Hühner zur Neige ging. Sie wollte nach der Darbietung Hubert, er war als Balthasar unterwegs, den Auftrag erteilen er solle dies erledigen. Doch Robert fiel ihr ins Wort: „Aber nicht dem Balthasar!“
Nach Erzählung von Martin Strasser
Bei dem großen Pensum an Häusern, die die Sternsinger besuchen mussten, die zahlreichen gastfreundlichen Familien, die sie gerne aufgenommen haben, verstrich die Zeit im Fluge. So kamen sie zur späten Stunde so gegen 23.00 Uhr zu einem Anwesen an der Gemeindegrenze zwischen Diersbach und Kopfing. Die Kinder schliefen bereits im Bett. Doch bei einem so hohen Besuch wurden die Kinder geweckt. Unsanft wurden sie vor den Augen der Sternsinger bei den Füßen unter dem Tuchent hervorgezogen. Ein wenig verschreckt, aber mit großen Augen lauschten sie dann andachtsvoll ihren Darbietungen.
Nach Erzählung von Hubert Zahlberger
Wie es der Zufall will, sah ein Sternsinger am Vormittag wie ein Bewohner von Straß im Geschäft eine größere Portion Aufschnitt kaufte. Als sie auf den Weg zu dieser Familie waren, erinnerte sich dieser Sternsinger wieder an den Aufschnitt und erzählte es den anderen. Mit Freuden wurde diese Nachricht aufgenommen und sie wollten den am Vormittag gekauften Aufschnitt nach ihren Darbietungen herauslocken. Doch soweit sollte es nicht kommen, denn die Hausleute servierten diesen Aufschnitt schon während ihres Gesanges. Die Sternsinger mussten lachen und erzählten den übrigen Anwesenden ihr missglücktes Vorhaben.
Nach Erzählung von Hubert Zahlberger
Nach einer anstrengenden Woche kamen die Sternsinger an einem Freitag spät abends zur Frau Fasching nach Feicht. Sie hatte am Vormittag eine größere Menge Aufschnitt eingekauft, damit die Sternsinger am Abend auch genug zum Essen bekommen. Sie dachte keinen Moment daran, dass ja Freitag ein Fasttag ist und somit kein Fleisch gegessen werden darf. Sie deckte den Tisch und freute sich auf die Ankunft der Sternsinger. Sie ließen auch nicht mehr lange auf sich warten, machten ihre Aufwartung und waren verwundert, dass es einen Aufschnitt zum Essen gab. Sie aßen ihn trotzdem mit Genuss nur Pfarrer Alois Heinzl verweigerte ihn strickt und erteilte ihnen hinterher eine Rüge.
Nach Erzählung von Franz Felber
Auch zu den Trappisten ins Kloster Engelszell kamen die Sternsinger. Diese freuten sich über den hohen Besuch aus Kopfing und bewirteten sie nach ihrem Auftritt. Die geistigen Getränke (Liköre) aus dem Klosterladen taten bald ihre Wirkung. Eine lustige Stimmung kam auf, denn die Sternsinger konnten der Vielzahl dieser Klosterliköre einfach nicht widerstehen. Pfarrer Alois Heinzl hatte Mühe, die Sternsinger zu vorgerückter Stunde zur Heimfahrt zu bewegen.
Nach Erzählung von Franz Felber
Beim Fixl in Wollmannsdorf konnten die Darbietungen der Sternsinger nicht schnell genug vorübergehen. Schon beim Eintreten zückte der alte Fixl eine fünfzig Schilling Banknote und streckte sie ihnen entgegen. Doch sie ließen sich nicht erweichen und sangen ihre Lieder fertig. Er musste Wohl oder Übel die Darbietung über sich ergehen lassen, währen dessen streckte er ihnen den Geldschein immer wieder entgegen. Erst nach 6 – 7 Anläufen wurde die Kasse geöffnet und er konnte voll Freude den Fünfziger hinein geben.
Nach Erzählung von Franz Felber
Wieder einmal standen die Sternsinger vor der alljährlichen Entscheidung als sie die Ortschaft Voggetsedt besucht hatten und nach Engertsberg wollten, ob sie die längere Wegstrecke über Zaun oder doch den kürzeren Weg geradeaus nach Engertsberg nehmen sollten. Die Bewohner von Voggetsedt rieten ihnen von der kürzeren Strecke ab, da ja doch so einiges an Schnee gefallen war. Doch Pfarrer Heinzl ignorierte ihre Warnung und nahm den kürzeren Weg. Wäre ja doch gelacht wenn man mit einem vollbesetzten VW Käfer nicht durch den Schnee fahren könnte. Mit Schwung ging es den Berg hinunter, doch als die Ebene kam wurde der VW Käfer immer langsamer bis er ganz still stand. Auch alle Heiligen anrufen brachte nichts. Die Sternsinger mussten aussteigen und den VW Käfer bis in die Ortschaft Engertsberg hinein schieben. Beim Schönbauer machten die erschöpften Sternsinger Rast. Mit einer bodenständigen Jause von der Schönbäuerin und „einem?“ Krug Most erholten sie sich von dieser Strapaze. Dass nach einer so deftigen Jause der Schnaps nicht fehlen durfte war allen klar und so wurde auch dem Hochprozentigen kräftig zugesprochen. Und wieder einmal ging ein anstrengender Tag zu Ende.
Nach Erzählung von Johann Schatzberger
Als Johann Schatzberger als Baumann im Pfarrhof seine Arbeit antrat, wurde er gleichzeitig zum Herbergsuchen und Sternsingen verpflichtet. Da er ja im Pfarrhof wohnte, musste er die Sternsinger, wenn sie spätabends zum Pfarrhof zurückkamen, mit dem VW Käfer von Pfarrer Heinzl nach Hause bringen. Bei einer dieser Fahrten blieb er auf dem Nachhauseweg von Pratztrum kommend, im Kreuzungsbereich, unmittelbar beim Krötzmeier in einer Schneewehe stecken. Er hatte eine Schaufel dabei und konnte so den Käfer schnell wieder freischaufeln. Als Hans im Pfarrhof ankam stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass der Führerschein fehlte. Diesen hatte er wahrscheinlich beim Freischaufeln des Autos verloren. Kurzerhand ging er zum Kohlbauer Willi (er war Schneepflugfahrer bei der Transportfirma Danninger) und fragte ihn ob er vielleicht im Kreuzungsbereich Nähe Krötzmeier etwas gesehen hätte. Dieser erinnerte sich, dass er tatsächlich im Scheinwerferlicht etwas wegfliegen sah. Schatzberger fuhr am Vormittag zu dieser besagten Stelle und fand richtig seinen Führerschein auf der Schneedecke liegend.
Nach Erzählung von Johann Schatzberger
Probleme mit der Technik konnten Pfarrer Heinzl ganz schön zum Schwitzen bringen. In Paulsdorf fiel bei dem so zuverlässigen VW Käfer die gesamte Lichtanlage aus. Guter Rat war teuer so mitten in der stockdunklen Nacht denn die Sternsinger waren schon auf der Heimfahrt. Da kam die zündende Idee. Eine Taschenlampe hatten sie dabei und so mussten abwechselnd ein Sternsinger bei dem kleinen dreieckigen Seitenfenster die Taschenlampe hinausstrecken und die Fahrbahn beleuchten. Weit kamen sie nicht, dann wurde gewechselt da die Finger vor Kälte fast abfroren. Mit einigen Unterbrechungen erreichten sie glücklich den Pfarrhof und somit ging wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Nach Erzählung von Anton Greiner
Für so manchen Sternsinger konnte so eine Nacht schon ganz schön kurz sein wenn er zeitig in der Früh mit dem Postbus zur Arbeit nach Schärding fahren musste. So bei Anton Greiner, ihm fielen kurz nach Kopfing die Augen zu und er verschlief den Rest der Fahrt. Am Stadtplatz angekommen rüttelte ihm der Postbusfahrer mit den Worten „jetzt san ma da“ aus dem seligen Schlaf. So einigermaßen ausgeruht konnte der Tag seinen Lauf nehmen denn der nächste Abend brachte bestimmt wieder so einige Überraschungen.
Nach Erzählung von Anton Greiner
Früher hat im Pfarrhof nicht nur der jeweilige Pfarrer mit seiner Haushälterin gewohnt, sondern auch die für die Landwirtschaft benötigten Angestellten. Johann Braid war Knecht beim Gansmüller (Leitner Wollmannsdorf), wechselte aber dann zum Pfarrhof und wurde Baumann. Hans war ein begnadeter Musikant und Sänger und so verpflichtete man ihn, bei den Herbergsucher und Sternsinger mitzuwirken. Doch die landwirtschaftlichen Arbeiten mussten trotzdem erledigt werden. So passierte es, die Sternsinger kamen gegen Mitternacht zurück, ein Stier war ledig und sollte eingefangen werden. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, den Stier wieder an seinem Platz anzuketten. Hundemüde von den Strapazen des Sternsingens und vom Einfangen des Stieres kamen sie dann erst nach Mitternacht zu ihrer wohlverdienten Nachtruhe.
Nach Erzählung von Anton Greiner
In der Regel kamen die Herbergsucher oder Sternsinger meistens später als angekündigt. Doch es konnte passieren, dass sie kurzfristig umdisponierten und früher als vorhergesagt zu den jeweiligen Familien kamen. Beim Gadabau Möchtl (Fam. Osterkorn) freute man sich besonders auf die Ankunft der Herbergsucher. Ein Kuchen wurde für diesen hohen Besuch gebacken. Doch wie eingangs schon erwähnt, kamen die Herbergsucher viel früher als geplant. Sie machten ihre Aufwartung, dabei wurde ihnen frischgebackener Kuchen vorgesetzt. Der Geruch des frisch gebackenen Kuchens lies allen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch dieser, halb gebacken, sank vor Aufregung über den hohen Besuch vor ihren Augen in sich zusammen. Die Vorfreude auf die gute Mehlspeise war dahin, da ihnen der halbfertige Kuchen weggetragen wurde. Doch sie trösteten sich mit den für Weihnachten gebackenen Keksen.
Nach Erzählung von Paul Wagnermair
Die Herbergsucher kamen in die Ortschaft Kimleinsdorf. Die Straße führte einst den steilen Hügel hinauf vorbei am Anwesen der Familie Heinz Richtung Fasching Stöckl. Die Straße war zugeweht und so blieb der VW Käfer hoffnungslos in einer Schneewehe stecken. Die Herbergsucher mussten aussteigen und den PKW hinaufschieben. So kamen sie schon etwas abgekämpft von der Schieberei zur Familie Ertl. Pauline Ertl empfing sie sehr liebevoll und erkundigte sich wie es ihnen den so ergeht. Die Herbergsucher erzählten ihr von ihrer Plagerei am Heinz Hügel. Pauline meinte daraufhin sehr mitfühlend: „Da musste die Hl. Maria in Bethlehem ganz schön was mitgemacht haben bei dem vielen Schnee“. Daraufhin Pfarrer Heinzl etwas unwirsch: „Red ned lang, in Bethlehem gibst koan Schnee“.
Nach Erzählung von Paul Wagnermair
Nach und nach bürgerte es sich ein, dass am Festtag der Heiligen Drei Könige (6. Jänner) den Sternsingern nach ihrem Gesang beim Hochamt im Pfarrbüro Sekt, gespendet von Johann Glas, und Kletzenbrot, gespendet von der Pfarrersköching, gereicht wurde. Das sollte eine kleine Geste der Dankbarkeit sein und als Nachlese von erlebten, zum Teil sehr lustigen Episoden dienen. So fand eine anstrengende Zeit wieder ihren Abschluss.
Nach Erzählung von Anton Greiner
Liedertext der Sternsinger:
Es zieh´n aus weiter Ferne drei Könige einher.
Sie kamen von drei Bergen und fuhren über das Meer.
Halleluja die heiling drei Kini sand da.
Sternträger: Ich trag den Stern der heiling drei.
Balthasar: Balthasar heiß ich aus Mongolei.
Melchior: und ich bin aus Indien der Melchior.
Kaspar: Und ich stell als Kaspar den Neger vor.
Uns leuchtete ein schöner Stern, darum zieh´n wir aus zur Kripp des Herrn und bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe dar und wünschen euch a glücklich, glückselig´s neu´chs Jahr.
Dieser Text wird gesprochen:
Da Pfarrer und die heiling drei Kini wünschen euch viel Glück und Segen und a´ guats neu´chs Joar.
Der Pfarrer schrieb bei diesem Gesang mit geweihter Kreide die Initialen und die Jahreszahl an die Stubentür 19+K+M+B 57:
Und so lasst schreiben an das Tor den Kaspar und den Melchior, dazu den Mohren Balthasar und dran gefügt das neue Jahr.
Wir haben angebetet und Opfer dargebracht und ziehen wieder von dannen noch in der selbigen Nacht.
Halleluja, die heiling drei Kini war´nd da.
Liedertext der Herbergsucher:
Mit der 1. Strophe des Liedes „Sankt Josef geht von Tür zu Tür“ begann in den Häusern die Herbergsuche.
Liedtext: Sankt Josef geht von Tür zu Tür
LS: Franz Gratzer
Sankt Joseph geht von Tür zu Tür, bringt überall sein Bitten für:
„Maria ist so müd und bang, gebt Herberg uns, der Weg war lang! “O Bethlehem, erhör das Flehn, lass deinen Herrn nicht draußen stehn.
Doch überall das harte Wort: „Hier ist kein Platz, drum geht nur fort!“
Maria sinnet kummervoll, wohin das Kind sie betten soll.
O Bethlehem, wie hart bist du, du schlägst die Tür dem Christkind zu.
Das Vieh im Stall kennt seinen Herrn, macht Platz der Mutter Gottes gern.
Doch Bethlehem hat nicht erkannt, dass Gott den Heiland hat gesandt.
O Bethlehem wie bist du blind, dass du nicht kennst das Gotteskind.
Und Herberg sucht nun jedes Jahr fürs Jesuskind das heilge Paar.
Schau an das Kind so arm und klein, es möchte bei dir geborgen sein.
Bedenk, o Mensch, welch Kind es ist: dein Gott und Heiland Jesus Christ!
Josef:
Klopft mit Stock an.
Wirt:
Wer klopfet an?
Maria und Josef:
O gar zwei arme Leut´.
Wirt:
Was wollt ihr dann?
Maria und Josef:
O gebt uns Herberg heut. Oh durch Gotteslieb wir bitten, öffnet uns doch eure Hütten.
Wirt:
O´ nein o nein!
Maria und Josef:
O´ lasset uns doch ein.
Wirt:
Nein, das kann einmal nicht sein, darum geht nur fort, ihr kommt nicht rein!
(Der Wirt dreht sich zur Seite)
Josef:
Klopft mit Stock an.
Wirt:
Ihr kommt zu spät!
Maria und Josef:
So heißt es Überall.
Wirt:
Darum geht nur geht!
Maria und Josef:
O Freund, nur heut einmal. Morgen wird der Heiland kommen, dieser liebt und lohnt die Frommen.
Wirt:
Was zahlt ihr mir!
Maria und Josef:
Kein Geld besitzen wir!
Wirt:
Dann geht von hier!
Maria und Josef:
O´ öffnet uns die Tür.
Wirt:
Nein, das kann einmal nicht sein, darum geht nur fort, ihr kommt nicht rein!
Engel:
O Maria, liebste Jungfrau rein, der Menschenherz ist heute ganz aus Stein. Verlasst den Ort, zieht vor die Stadt hinaus. Ich weiß ein Feld, wo Hirten ihre Herden weiden, dort soll ein Schafstall eure Herberg sein.
Weihnachtsgruß: (dieser Text wird gesprochen)
Die Herbergsinger und der Herr Pfarrer wünschen euch frohe Weihnachten und a´ guats neu´chs Joar!
Spende
Schlusslied:
Freut euch, denn der Herr ist nahe, lasst allen Menschen eure Güte erfahren, denn der Herr ist nahe und der Friede Gottes, der alles begreifend übersteigt, bewahre eure Herzen durch Christus Jesus unseren Herrn.
Im Anschluss wurde meistens als zweites Lied „Leise rieselt der Schnee“ gesungen.