Geschichte der Pfarrkirche und -gemeinde Hörsching-Hl. Jakob
Hörsching liegt in einem alten Siedlungsgebiet. Die Siedlungs- und Gräberfunde, die in der unmittelbaren Umgebung des Dorfes gemacht wurden, beweisen eine ununterbrochene Besiedlung von der jüngeren Steinzeit über Bronzezeit, Hallstattzeit und römische Kaiserzeit bis zur Landnahme der bajuwarischen Herren um 600 n. Chr.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 793. Das zweite urkundliche erwähnte Datum ist 1196. In diesem Jahr wurde das Zehentrecht über die Pfarre an das Kloster Erla in Niederösterreich vergeben. Zu dieser Zeit war Hörsching schon eine sehr große Pfarre, zu der Traun, Marchtrenk, Holzhausen, Oftering und Pasching gehörten. Das Patronat über die Pfarre hatten seit dem frühen 14. Jhdt. Die Grafen von Traun-Abensberg. Sie unterstützten die Pfarre mit vielen Stiftungen und Spenden.
Im 16. Und 17. Jhdt. brachten Reformation und Gegenreformation mit den Bauernkriegen viel Not und Elend. Dreimal wütete die Pest in Hörsching. Einigemale wurde der Ort von verheerenden Brandkatastrophen heimgesucht, die auch die Kirche nicht verschonten.
Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurden die Tochterpfarren selbständig, 1784 Traun und Marchtrenk, um 1785 Oftering und 1908 Pasching. Die letzte Pfarre, die sich von Hörsching trennte, war 1975 die Pfarre Ödt.
Im 20. Jahrhundert erlebte die Pfarre die größte Veränderung in ihrer Geschichte: den Bau des Flughafens und der Kaserne 1938, das Entstehen vieler Siedlungen im ganzen Pfarrgebiet, die Ansiedelung von Industrie. Aus der alten bäuerlichen Pfarre wurde eine Stadtrandpfarre.
Baugeschichte der Kirche
Romanische Kirche
Der älteste Bau war eine einschiffige romanische Kirche mit Chorrechteck und kleiner Rundapsis aus dem späteren 12. Jhdt. Für diese Datierung spricht die im Jahre 1196 erwähnte Schenkung der Pfarre an das Kloster Erla und das Patrozinium des hl. Jakobus des Älteren.
Vom romanischen Bau stehen noch die südliche und vermutlich auch die nördliche Langhauswand. Zwei romanische Fenster sind, im Kirchenschiff durch das gotische Gewölbe verdeckt, im Dachboden des südlichen Seitenschiffes sichtbar.
Gotische Kirche
Etwa um 1300 wurde die Kirche vergrößert. Apsis und Chorrechteck wurden abgetragen. Über dem Beinhaus wurde ein großes Presbyterium mit fünf Maßwerkfenstern errichtet.
Kurz nach der Mitte des 15. Jhdt. erfolgte der nächste Umbau. Die in der südöstlichen Arkade eingravierte gotische Jahreszahl nennt 1464 dafür.
Das Langhaus wurde zweischiffig eingewölbt, die Seitenschiffe wurden angebaut und durch weite Arkaden mit dem Mittelschiff verbunden. Aufgrund der Mauertechnik muss zur selben Zeit der Kirchturm erbaut worden sein. Er stand damals frei vor der Westwand der Kirche und war durch eine überwölbte Empore in Art einer Brücke mit dem Kirchenraum verbunden. Bei der letzten Restaurierung konnte an der Turmwand links und rechts der alten Emporetür – heute hinter der Orgel – ein sog. "Reissboden" freigelegt werden: der Werksplan eines gotischen Meisters, teils in Mörtel geritzt, teils in Rötel gezeichnet. Im Süddeutschen Raum ist es der einzige erhaltene Reissboden, der bis jetzt bekannt ist.
Barocke Veränderungen
1706 wurde die Kirche neu eingedeckt. Sie hatte zu jener Zeit, wie ein alter Stich zeigt, an der Südwestecke vor dem Turm einen kapellenartigen Vorbau. Bei einer Brandkatastrophe um 1771, die den halben Ort einäscherte, hat auch die Kirche und besonders das Presbyterium gelitten. Vermutlich war das frühgotische Gewölbe so stark beschädigt, dass es abgetragen werden musste. Es wurde durch eine neues Stichkappentonnengewölbe ersetzt. Die seitlichen Fenster wurden vergrößert. Vor dem zugemauerten Mittelfenster wurde 1771 der barocke Hochaltar aufgestellt. 1803 wurde dem Turm der Zwiebelhelm mit der zierlichen Laterne aufgesetzt.
Umbau 1867
In diesem Jahr wurde die Kirche wieder umgebaut. Ihr heutiger Grundriss geht auf diesen Umbau zurück. Die alte Sakristei im Süden wurde aufgestockt, und ein gleicher Raum im Norden errichtet, damit der Grundriss die Kreuzform erhielt.
Die Außenwände der Seitenschiffe wurden höher gebaut und das ursprüngliche weit herunterreichende Dach verkürzt. Der Kirchenraum wurde nach Westen verlängert, so dass der Turm nicht mehr frei stand. Bei der Entfernung der Westwand und des gotischen Chores stürzte ein Teil der letzten Gewölbefelder ein und musste ergänzt werden. Deshalb fehlen im halben hinteren Joch die gotischen Fresken. Beim Abtragen der alten Westwand fand man fünf eingemauerte römische Reliefsteine. Einer davon wurde als Eckstein im südwestlichen Kircheneck verwendet. Die anderen wurden unter die neu ausgebrochenen viereckigen Fenster an der Südwand eingemauert.
Restaurierung 1979 – 1981
Rund hundert Jahre nach dem letzten Umbau wurde die Kirche innen und aussen gründliche restauriert. Viele Bauschäden an Turm und Dach wurden behoben. Der gotische Verputz des Turmes wurde freigelegt. Die viereckigen Fenster der Seitenschiffe wurden durch neue, dem gotischen Stil des Kirchengewölbes entsprechende Fenster ersetzt. Die Verbauung des 19. Jhdt. im Turmbereich wurde abgetragen und ein kleinerer Chor eingezogen. Dadurch entstand ein freier lichter Raum im hinteren Kirchenbereich.
Der wesentlichste Teil der Restaurierung war aber die Freilegung der unter mehr als zehn Malschichten verborgenen gotischen Fresken im Mittelschiffgewölbe und der Renaissancebemalung in den beiden Seitenschiffgewölben. Durch die Entfernung des dicken neugotischen Ausgleichsputzes an den Mittelschiffwänden wurden die Wappen sichtbar, auf denen die Träger der Gewölberippen aufsitzen. Das gotische Mittelfenster und alle Statuen wurden restauriert.
Die Gesamtrestaurierung der Kirche und die Freilegung der Fresken führte Josef Wintersteiger durch. Lisl Sager restaurierte die beiden Wagenschönbilder und alle Statuen, wobei die ursprüngliche Fassung freigelegte wurde. Die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes übernahmen die Restaurierung des Hochaltarbildes von F.A.Maulpertsch.
In der Festschrift nach Abschluss der Restaurierung, schrieb der verantwortliche Restaurator
„Josef Wintersteiger“ folgende Gedanken:
"Wenn Schönheit der Glanz des Wahren ist – und Wahrheit uns verbindet, so leuchtet der Sinn auch aus dieser Restaurierung hervor.
Also haben wir gesucht – und gefunden. Wir haben angeklopft – und es wurde aufgetan. Viele bereitwillige Hände hatten ein Ziel. Nun ist ein Werk vollendet, denn Eure Freude macht meine vollkommen.
All meinem Dank sei noch der innige Ruf „ Sucht Gott, solange Ihr lebt“ angeschlossen.