Unsere Pfarrkirche
Das musikalische Vermögen der Bewohner kam bei der Gestaltung von religiösen Feiern zu allen Zeiten zur höchstmöglichen Entfaltung. Bedeutung für jeden einzelnen hat die Kirche auch dadurch, dass uns Andachten und Feiern anlässlich der wichtigsten Stationen unseres Lebens (Taufe, Heirat, Tod) mit dem Gotteshaus verbinden. Dieser Bedeutung entspricht bei uns die zentrale Lage im Ort.
Die Frage, seit wann es in Hellmonsödt eine Kirche gibt, kann nicht mit einer genauen Zeitangabe beantwortet werden, da alle Aufzeichnungen bei einem Großbrand, bei dem auch der Pfarrhof eingeäschert wurde, ein Raub der Flammen wurden. Man kann aber nach anderen Orten in etwa gleicher Lage Vermutungen über die Verhältnisse in Hellmonsödt anstellen: Eine Kirche gab es wahrscheinlich schon, seit hier eine Siedlung besteht, ganz sicher aber, seit Hellmonsödt eine Pfarre ist, das ist seitdem 14. Jahrhundert. Denn in einer Urkunde über einen Gütertausch zwischen Chonrat der Tanpech und Ruegern von Storchenberch vom 12. März 1366 scheint der Ort erstmals als Pfarre auf ("Pawgarten gelegen in Helmeisöder pfar").
Nach 1400 wurden viele Orte im Mühlviertel von den Hussiten aus Böhmen vernichtet und die Gotteshäuser zerstört. Diesem Hussitensturm ist sicher auch die frühere Hellmonsödter Kirche zum Opfer gefallen. Nach einer Eintragung im Matrikenbuch, Bd. III, von Pfarrer Josephus Constantin Göbl wurde das Baujahr der jetzigen spätgotischen Kirche 1441 bei einer Restaurierung übermalt. Leider ist die Stelle, an der die Jahreszahl stand, nicht angegeben, doch damit ist dokumentiert, dass diese Kirche seit 1441 besteht.
Die wichtigsten Stilelemente der Gotik sind in unserer Kirche zu finden. Durch sechs achteckige Säulen sind das Hauptschiff und
die beiden etwas schmäleren Seitenschiffe getrennt. Die rückwärtigen vier Säulen sind nur auf der Empore zu sehen, da sie durch eine spätere Vergrößerung dieser im unteren Teil ummauert wurden. Auf den Säulen und den runden Wanddiensten ruht das Kreuzrippengewölbe, das in unserer Kirche durch seine Einfachheit und seine Ausgewogenheit in den Proportionen beeindruckt.
Der Durchblick durch das Langhaus zeigt aber die großartige Gesamtentwicklung des Kreuzrippengewölbes. Bemerkenswert ist die Rippenführung im nördlichen Joch unter der Empore: Die mittleren letzten Teile sind zu einem Sonnenzeichen gewunden. Das Kreuzrippengewölbe übt nur auf die Ecken des Viereckes, worüber es gespannt ist, einen Druck aus. Die Stellen der Mauer, auf die das Gewölbe aufliegt, sind außen durch die Strebepfeiler gestützt.
Am Schnittpunkt der Rippen in diesem Joch hat der Steinmetz sein Zeichen eingemeißelt. Jeder Steinmetz hatte sein eigenes Zeichen, mit dem er sich an einer Stelle seines Werkes verewigte. Dieses Zeichen könnte helfen, die Bauhütte zu eruieren, in der die Steinmetzarbeiten für unsere Kirche gemacht wurden. Reicher und differenzierter gestaltet ist das Netzrippengewölbe im Altarraum. Die gebündelten Wandpfeiler gehen in schönen Verzierungen (schräg geriefelt, Fischgrätmuster) in das Netzrippengewölbe über, das zum Teil geschwungene Rippenstücke aufweist. Die Schmuckformen stehen der Donauschule nahe, was bedeutet, dass der Altarraum etwa 100 Jahre später gebaut wurde als die Langhaushalle. Auch die Strebepfeiler außen am Altarraum sind feiner ausgeführt.
Die großen Fenster sind durch steinerne Stäbe (Pfosten) gegliedert und durch Spitzbogen abgeschlossen. Der obere Teil ist durch das Maßwerk (steinerne Kreise und Kreisteile) verziert. Sind sie nicht schön, diese Fenster in ihrer Einfachheit! Sie entsprechen in ihrem Streben in die Höhe so richtig dem gotischen Stil, der den Gläubigen die Ahnung von einer anderen, übernatürlichen Welt vermittelt. Im Aufwärtsstreben der Säulen, Fenster, Spitzbogen und Stützmauern kommt der dem überirdischen zugewandte Sinn des Mittelalters zum Ausdruck.
Wie schon vorher erwähnt, wurde die Westempore wegen Platzmangel um 1800 um ein Joch nach Osten vorgezogen. Ohne diesen Anbau hätte das Langhaus bestimmt eine bessere und freiere Raumwirkung.
Auch das Äußere der Kirche ist einfach, aber in angenehmen Proportionen, gestaltet. Der einzige Schmuck der großen Westfassade ist ein einfaches, doch wirkungsvolles Steinband. Der mächtige Turm ist das Wahrzeichen von Hellmonsödt.
Der Verbindungsbogen zwischen Langhaus und Altarraum ist reich profiliert. Nördlich vom Chor öffnet eine weite spitzbogige Arkade den Blick auf die um 1520 angebaute Gruftkapelle der Starhemberger auf Wildberg. Die Kapelle, ursprünglich zweijochig, wurde 1689 nach Osten um einen unregelmäßigen achteckigen Anbau vergrößert. Beide Räume sind heute stichkappengewölbt. Wie die Reste der spätgotischen Werksteine zeigen, war die Kapelle von besonders hoher Qualität.
Bemerkenswert sind noch das Portal der Sakristeitür mit dem Fischblasenornament im Maßwerk und der schönen Umrahmung aus verschiedenen Steinstäben sowie das spitzbogige Südportal (Schulseite) mit je einer steinernen Maske an den Kragsteinen.
Ich glaube, es ist richtig, einmal auf die Schönheiten unserer Kirche, die auch in Kunstführern als bedeutendes spätgotisches Bauwerk angeführt ist, aufmerksam zu machen. Betrachten Sie wieder einmal bewusst dieses Kleinod. Sein Alter, seine Bedeutung, seine Schönheit in der Einfachheit erfüllen jeden, der es betritt, mit Ehrfurcht; nicht nur, weil es das Haus Gottes ist.
Einrichtung der Kirche
Bei einer Brandkatastrophe im Jahre 1804 wurden 40 Häuser auf der Nord- und Ostseite des Marktes und die Kirche ein Raub der Flammen. Die gesamte Inneneinrichtung der Pfarrkirche wurde zerstört.
Da das Kloster in Pupping aufgelöst wurde, kaufte die Pfarre Hellmonsödt von einem Bäckermeister in Hartkirchen, der den Altar der aufgelassen Klosterkirche in seinen Besitz gebracht hatte, den jetzigen Altar. Das Altarbild, gemalt von Bartolomäo Altomonte mit der Jahreszahl 1758 stellte den Hl. Antonius dar. Damit er der Hl. Alexius, der Patron der Hellmonsödter Kirche wurde, malte man eine Pilgermuschel auf seinen Oberarm und einen Pilgerstab dazu.
Der Hl. Alexius lebte um 400 in Rom und ist Patron der Bettler und Pilger. Er war ein Sohn vornehmer reicher Leute, doch Alexius wählte aus Liebe zu Gott die Armut. Er zog in ein fremdes Land und vertauschte sein kostbares Gewand mit dem eines Bettlers. Nach vielen Jahren der Armut kehrte Alexius in sein Elternhaus zurück. Unerkannt von seinen Eltern nahmen sie ihn als Bettler in ihr Haus auf. Ein enger Verschlag unter einer Treppe diente ihm als Kammer. Er wollte unerkannt bleiben und um Christi Willen sein Leben in Armut verbringen. Als er nach 17 Jahren das Ende seines Lebens nahen fühlte, ließ er sich Papier und Tinte geben und schrieb darauf, wer er war.
Die Seitenaltäre wurden zum Hochaltar in Form und Färbelung passend wahrscheinlich vom Linzer Bildhauer Hitzenthlaer (der ältere) angefertigt.
Der neugotische Predigtstuhl (um 1900) stammt aus der Kunsttischler-Werkstatt Josef Keplinger in Ottensheim, die Statuen fertigte der Bildhauer Josef Sattler.
Nach dem Brand 1804 erwarb die Pfarre aus der aufgelassenen Stiftskirche Vornbach am Inn die zwischen 1748 und 1755 entstandene Orgel, die dort als Zweitorgel zum Begleiten des Choralgesanges der Mönche diente. Für den hiesigen großen Kirchenraum war sie zu klein ausgelegt, doch man musste sich in Bescheidenheit üben und ließ drei Pedalregister und einen Spieltisch anbauen.
1980 entschloss man sich dazu, eine neue Orgel anzuschaffen. Die unter Denkmalschutz stehende alte Orgel wurde von der Pfarre Vornbach zurückgekauft. Die Orgelbaufirma Martin Pflüger aus Vorarlberg wurde mit dem Bau der neuen Orgel beauftragt, die am 20. Oktober 1995 zum ersten Mal erklang.
OSR Anton Schwarz