Montag 26. August 2024
Pfarre Haslach an der Mühl

Aus der Haslacher Pfarrchronik - Gedenkjahr 2018

 

2018 wird landesweit ein Mega-Gedenkjahr. Die Endzahl 8 steht für markante geschichtliche Ereignisse: 1848, bürgerliche Revolution. 1918, Ausrufung der Republik. 1938, Hitlers Einmarsch und „Reichs-kristallnacht“. 1948, Beschluss der Menschenrechtsdeklaration. 1968, Jahr des Aufbruchs und der Studentenproteste. In Haslach überdies: 1888, Eröffnung der Mühlkreisbahn. 1908 Kaiserjubiläum und Eröffnung der öffentlichen Wasserleitung. 1928, Errichtung des Kriegerdenkmals. Die Haslacher Pfarrchronik berichtet ausführlich. Im Folgenden Auszüge zur „Kaiser Franz Josef-Wasserleitung“:

 

Baubeschluss

„In der Sitzung vom 18. März hat der Gemeindeausschuss auf Antrag des Pfarrers Gilbert einstimmig beschlossen: Zur bleibenden Erinnerung an das 60jährige Regierungsjubiläum seiner Majestät des Kaisers ist eine Trinkwasserleitung für den Markt zu bauen, welche den Namen “Kaiser Franz Josef-Wasserleitung“ erhält und noch im Jahr 1908 fertig gestellt werden soll.“

 

 

Bau mit Hindernissen

„(….) Im Sommer gelang es endlich den langjährigen Bemühungen des Pfarrers, dass mit dem Bau der Wasserleitung begonnen wurde. (…..) Die Arbeiten gingen anfangs rasch vonstatten, dass man die Vollendung des Werkes bis Mitte Oktober erwartete. Aber seit Ende September stockte der ganze Bau. Die Firma redete sich aus, dass sie von den Fabriken nicht den notwendigen Zement erhalten könne. Der Hauptgrund aber war, dass sie den Ingenieur Volkmann, der überhaupt wenig Nachschau hielt, zur gleichzeitigen Ausführung von Wasserbauten in Pöstlingberg und Grein verwendete und die tüchtigsten Monteure anderswohin berufen hatte. So kam es, dass die Betonarbeiten in Sammelschächten und bei den Auslaufbrunnen mangelhaft ausgeführt wurden und der Wasseranschluss am 14. November mit Androhung des vereinbarten Pönales von täglich 10 K zur endlichen Vollendung des Werkes auffordern musste. Am 20. November konnte wohl das Wasser zum ersten Male in den Hochbehälter eingeleitet werden, bald darauf am 27. November konnte auch in den Markt geleitet werden, aber am 2. Dezember, dem Tag der Einweihung, war noch vieles unvollendet.“

 

 

Einweihung am 2. Dezember 1908

„Nach dem Gottesdienst wurde gemeinsam zum Hochreservoir der Wasserleitung am Grubberg gezogen. Nachdem der Sängerbund den Chor „Das ist der Tag des Herrn“ gesungen, nahm Pfarrer Gilbert nach einer von der Höhe des Wasserhauses aus gehaltenen Ansprache die Weihe der Quelle und des Hauses vor. Der Weiheakt schloss mit der Absingung des „Großer Gott wir loben dich“. Ingenieur Volkmann hielt sodann eine Ansprache, in der die Wasserleitung namens der Firma Rumpel der Gemeindevorstehung mit der Bitte übergab, Herr Bürgermeister möge dieselbe eröffnen. Bürgermeister Wagner hielt eine kurze Ansprache und brachte ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus. Mit der Absingung der Volkshymne und einer Charge des Bürgerkorps schloss die schöne Feier.“

 

Haslacher Pfarrchronik 1908-1914, Seite 149;

Gilbert Schartner „Bau der neuen Wasserleitung“

 

 

„Zur bleibenden Erinnerung…“

Seit November 1908 konnten die Marktbewohner das Trinkwasser aus den öffentlichen „Ventilbrunnen“ beziehen. Ihren Ursprung hatten diese Wasserentnahmestellen Anfang 1900. Sie wurden zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung errichtet. Es waren im Jugendstil gestaltete zylindrische Brunnensäulen aus Gusseisen, die das Wasser ökonomisch nur auf Hebeldruck spendeten, daher auch „Hebelbrunnen“ genannt. Nach örtlicher Sprachregelung holte man das Wasser von der „Leitung“. Solche „Leitungen“ gab es in den Gassen und je eine am unteren und oberen Marktplatz. Lausbuben „verpritschelten“ oft zum Gaudium das Wasser, indem sie mit flacher Hohlhand so auf das Auslaufrohr drückten, dass sich ein lenkbarer Spritzstrahl bilden ließ.

Ab Mitte der 1950er Jahre wurden die Brunnen durch die Hauseinleitungen nach und nach entbehrlich. Allerdings gab es in Haslach noch bis Anfang der 1960er Jahre Althauswohnungen ohne Trinkwasseranschluss. Der letzte Ventilbrunnen befand sich im Ortsteil Stelzen an der Ecke des heutigen „Pühringerhofes“.

Bemerkenswert jedenfalls, dass in wörtlicher Auslegung des Gemeinderatsbeschlusses die Trinkwasserleitung in Haslach nicht primär für die Versorgung der Bevölkerung, sondern zur „bleibenden Erinnerung an das kaiserliche Regierungsjubiläum“ gebaut wurde! (Über dieses Regierungsjubiläum berichten wir in der nächsten Ausgabe).

 

Quellen: Persönliche Erinnerungen des Autors;

Grafik: „Webermarkt Haslach a.d.Mühl, S.230

 

 

Norbert Leitner, Obmann des Heimatvereines

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