Montag 26. August 2024
Pfarre Haslach an der Mühl

NS-Aufarbeitung und rechte Szene in Österreich

Vortrag von Mag. Ludmilla Leitner

„Die längst totgeglaubten Geister der Vergangenheit melden sich, sie durchlöchern das menschenrechtsbeseelte Netz der europäischen Demokratien. Sie zeigen sich in neuem Gewande, rechte Hasspostings überfluten das virtuelle Netz. 70 Jahre nach Ende des NS-Regimes, des größten Menschheitsverbrechens, erstarkt die rechte Szene in ganz Europa – so auch in Österreich. Die Aufarbeitung der NS-Vergangen-heit in Österreich ist eine diffuse Geschichte von Verdrängung, Opferthese, kollektiver Schuld und bleibender Verantwortung. Auch wenn sich die Geschichte nicht wiederholt - die Fragen nach gesellschaftlicher Verantwortung, nach einer „Vergessens-schuld“ bleiben in jeder Generation. Die Gedenkstätten – so auch das Memorial Mauthausen in seiner Neukonzeption – sind mahnende Symbole des Erinnerns. Bannen wir die neu erwachten Geister der Vergangenheit - mit aller Kraft, unermüdlich und entschlossen!“

 

Volles Haus trotz schwerer Kost

Mit diesem eindringlichen Appell, den die Referentin bereits in ihrer Einladung formulierte, eröffnete Mag. Gudrun Lorenz vom Katholischen Bildungswerk den Vortrag über die NS-Aufarbeitung und rechte Szene in Österreich von Mag. Ludmilla Leitner. Leitner lehrt Geschichte am BG/BRG Rohrbach und beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit der Thematik. 150 Interessierte hatten den Haslacher Pfarrsaal bis auf den letzten Platz gefüllt und damit ein eindrucksvolles Bekenntnis im Sinne des vorgegebenen Appells bekundet. Neben Bürgermeister Dominik Reisinger, Pfarrer Mag. Gerhard Kobler, Bezirkspolizeichef Oberst Herbert Kirschner sowie Arcus-Vorsitzendem Bürgermeister a.D. Max Wiederseder waren auch die Schulen stark vertreten: Dir. Renate Schietz, Dir. Rupert Gahleitner, DirektorInnen a.D.: Josef Wolkerstorfer, Christl und Hans Gierlinger und Gerhardt Lanzerstorfer sowie eine starke Abordnung von ProfessorInnen und SchülerInnen des Rohrbacher Gymnasiums, womit die bildungspolitische Brisanz des Themas zum Ausdruck kam.

 

Betroffenheit

Mit der Rezitation menschenverachtender Songtexte einschlägiger Bands der rechten Musikszene als Einstieg erzielte die Referentin die gewollte Betroffenheit beim Publikum. Sodann setzte sich Mag. Leitner in profunder Recherche über die historischen Ursachen des Rechtsextremismus hinaus vor allem mit den neuen Formen der rechten Szene auseinander. Das Publikum staunte über die Vielfalt an offenen, halb verdeckten und verborgenen Symbolen und Zahlencodes. Konnte die rechte Szene früher klar und erkennbar zugeordnet werden, so wird heute zunehmend verschleiert und umgedeutet. Die lang unbewältigte Opferrolle Österreichs erfuhr erst mit der Präsidentschaft von Dr. Kurt Waldheim eine Zäsur und rüttelte an den Grundfesten der Zweiten Republik.

 

Mahnung

Anhand fachlicher Publikationen wie „Rechtsextrem“ des Mauthausen Komitees Österreich sowie mit Videosequenzen über die Filmproduktion „Blut muss fließen“ zeichnete die Historikerin ein erschütterndes Bild über den wieder erstarkenden Rechtsextremismus in Österreich und darüber hinaus. Der Schluss des Referates war Mahnung. Mahnung mit einem Auszug aus der er-

greifenden Rede Erich Kästners zum 25. Jahrestag der Bücherverbrennung von 1933:

 

 

Exkursion Gedenkstätte Mauthausen

Als Vertiefung zum Vortrag besuchten eine Woche später rund 40 Personen mit Frau Mag. Leitner die neukonzipierte Gedenkstätte Mauthausen als Symbol der Mahnung und gegen das Vergessen. Ein zweistündiger Rundgang mit erschütternden Details über die Vernichtungsmaschinerie des KZ in Form von „Tod durch Arbeit“ hinterließ große Betroffenheit. Die Stille, die aufgrund ganz weniger anderer Besucher an diesem Tag herrschte, ließ die Eindrücke besonders tief gehen: Schweigend gingen die Teilnehmer durch die Tötungsanlagen und den neuen „Raum der Namen“, einem Raum von hoher Symbol- und Wirkkraft mit den Namen von über 81.000 getöteten Häftlingen aus 40 Ländern. „Aus der Toten Geschick mögen die Lebenden lernen“ steht auf dem Sarkophag am Appellplatz als immerwährende Mahnung.

 

Mag. Ludmilla Leitner

(Bericht im Pfarrblatt November 2016)

 

 

Namenstage
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Evangelium von heute
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