

Heuer, am 24. Mai, waren es 100 Jahre, dass das Pflegeheim Schloss Hartheim mit einem Dankgottesdienst sein 25-jährige Bestehen beging. Ein Festredner gab seiner Freude Ausdruck über die „Gunst, Anerkennung und Würdigung“ die der Anstalt zuteilwerde und betonte, dass „bei diesem großen Werke nur die Idee der Nächstenliebe und des Wohltätigkeitssinnes“ maßgebend sei.
„Nächstenliebe und Wohltätigkeit“
Schloss Hartheim zählt zu den bedeutendsten Renaissancebauten Oberösterreichs. 1898 widmete es Fürst Starhemberg dem OÖ. Landeswohltätigkeitsverein als „Asyl den armen Schwach- und Blödsinnigen, Idioten und Cretinösen“. Bis zum März 1940 wurden unter der Obhut der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul Menschen mit Behinderung gepflegt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, wurde der OÖ. Landeswohltätigkeitsverein aufgelöst, die Leitung der Anstalt der Fürsorgeabteilung der Gauselbstverwaltung übertragen. Das Eigentum des Vereins und somit auch das Schloss kamen in der Folge in den Besitz des „Reichsgaus Oberdonau“.
„Lebensunwertes Leben“
Wie schnell sich Zeiten - und Menschen! - ändern können: 17 Jahre nach dem „Silbernen Jubiläum“ wird aus dem Pflegeheim eine NS-Euthanasie-Anstalt mit Gaskammer, Leichenraum und Verbrennungsofen. Die Pfleglinge, denen „opfervoll alle Liebe geschenkt“ worden war, sind nunmehr „lebensunwertes Leben“. Im Rahmen des NS-Tötungsprogrammes „Aktion T4" wurden bis Ende 1944 an die 30.000 Menschen mit Behinderung, davon zehn aus der Pfarre Haslach, psychisch Kranke, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter ermordet.
Die 2014 würdevoll gesetzte Gedenktafel macht die Namen der Opfer aus Haslach sichtbar und den Kirchenplatz zu einem bleibenden Ort der Erinnerung.
Gastbeitrag von Norbert Leitner, Heimatverein Haslach
Quellen: Mühlviertler Nachrichten, Nr.22/1923
Fotos: Gedenktafel 1898 und Belegschaft vor dem Schloss, Wikipedia
Foto: Gedenktafel Haslacher Euthanasieopfer, Heimatverein Haslach, 2014