Montag 26. August 2024
Pfarre Haslach an der Mühl

Haslacher Kirchturmuhr im Wandel der Zeit

 

Wer hat an der Uhr gedreht …

Demnächst wird wieder an der Turmuhr gedreht.

Turmuhren waren die ersten mechanischen Uhren überhaupt und fanden gegen Ende des Mittelalters als zentrale Anzeiger der Gebetszeiten sowie der Einteilung des Arbeitstages weite Verbreitung. Turmuhren waren, traditionell in Handarbeit gefertigt, schmiedeeiserne Meisterwerke. Die ersten Räderuhren mit Gewichtsantrieb verkündeten die volle Stunde durch automatische Glockenschläge. Später folgten Uhren mit Zeigern, zunächst mit nur einem Stundenzeiger.

Alte Archivansichten zeigen den Haslacher Kirchturm noch ohne Turmuhr. Eine solche musste es aber schon vor dem großen Brand von 1826, bei dem auch der gesamte Kirchturm mitsamt der Turmuhr ausgebrannt war, gegeben haben. Mit Brief vom 18.März 1828 wird vom Patronatskommissariat des Stiftes Schlägl der Neueinbau einer Turmuhr „mit Vergnügen und der größten Bereitwilligkeit“ genehmigt (oben rechts). Dabei dürfte es sich um die Uhr vom Landhausturme gehandelt haben, die im Jahre 1800 nach dem großen Brand in Linz unbrauchbar geworden war, vom berühmten Haslacher Uhrmachermeister Matthias Lehner restauriert wurde und so nach Haslach kam. In der Folge gab es immer wieder Blitzschlagschäden an der Turmuhr. Am 19.Juli 2001 schlug ein Kugelblitz ein und riss zwischen den Ziffern XII und I ein Loch in das Gesimse, worauf endlich ein Blitzableiter angebracht wurde.

 

Turmausbau 1906-1907

Im Zuge des Turmausbaues wurden auch die Zifferblätter erneuert.

Die Pfarrchronik berichtet:

„Am 28.August und 3.September wurden die vom Schlosser Griebl in Aigen angefertigten Zifferblätter ( …) dieselben haben einen Durchmesser von 230 Centimeter. Sie wiegen 95, 97, 98 und 100 Kg. Zum Malen der Ziffern hatte sich der hiesige Porzellanmaler Robert Riedl erbötig gemacht. Er verlangte für ein Zifferblatt 40 Kronen, mit Einschluss der damit verbundenen Arbeit erhielt er zusammen 175 K20 h. Die Größe der einzelnen Ziffern beträgt 35 cm, ihr Abstand vom Rande 10 cm. (…) Die Zeiger und das Räderwerk der Übersetzung wurden nach Schlagers Zeichnung vom Schlossermeister August Kastner angefertigt. Der Kupferschmid Karl Höss überzog sie mit poliertem Kupfer. Die Vergoldung wurde je zur Hälfte den beiden Bürgern Karl Mayer (Nr.50) u. Robert Riedl (Nr.37) übertragen. Auf Schlagers Rat wurde wegen der Blitzgefahr von der Turmvergoldung abgesehen. Die Uhrmacherarbeit erhielt der Uhrmacher Alois Hofbauer. Am 24.November wurden an der Nordseite die von Riedl vergoldeten Zeiger angebracht, am 15.Dezember die anderen. (…) Die alten Zifferblätter und das alte Kreuz samt Kugel erhielt am 3. Dezember der Raidenbauer Jakob Wipplinger gegen das Versprechen, Steine vom Steinmetzplatz in Herrenschlag nach Haslach zu führen. Er verwendet sie für das Gitter seines neu gebauten Wirtshauses in Raiden.“

 

Elektrifizierung

Bis 1961 mussten die Gewichte zum Antrieb von Werk, Zeiger und Glockenschlag täglich über eine Handkurbel mit Rollen und Flaschenzügen mühsam aufgezogen werden. Der Autor dieses Beitrages durfte als Bub, wenn der Türmer unpässlich war, selbst oft Hand anlegen und unter Aufsicht der Türmerin mit vollem Körpereinsatz die Kurbel drehen. Von nun an erledigte dies ein Elektromotor, womit auch eine Schlagwerksteuerung zweier verschiedener Glocken für Viertel- und Stundenschlag möglich wurde. Zwischendurch hatte man auch die Zifferblätter mit römischen Zahlen gegen solche mit 5-Minutenstrich-Anzeige ausgetauscht.

 

Vollelektronik

Im Zuge der großen Kirchenrenovierung 1981 wurde das Uhrwerk und Geläute auf Vollelektronik umgestellt. Eine Quarzuhr mit elektronischem Signalschaltwerk ermöglicht eine präzise Zeitmessung sowie wechselweises Gebetläuten mit allen Glocken. Von einer Cäsiumuhr in Frankfurt ausgehend, kann, wenn nötig, in 50-Millisekunden-Schritten via Funksignal die Uhr vor- oder nachgestellt werden. Die neue Anlage verfügt über eine automatische Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit sowie einen Akkubetrieb bei Stromausfall. Kurios waren auch die Eigentums- und Zuständigkeitsverhältnisse unserer Turmuhr. Die Erhaltungspflicht der Uhr oblag bis 1961 statutarisch der Marktkommune. Zifferblatt und Zeiger hingegen gehören der Pfarrkirche.

 

Demnächst wird wieder an der Uhr gedreht.

Nachdem der Zahn der Zeit schon wieder an verschiedenen Teilen des Uhrwerkes nagt, soll dieses demnächst durch die Firma Glockentechnik Perner aus Schärding generalüberholt werden. Vier neue Zifferblätter mit je 2,30 m Durchmesser und Zifferblatt-Türchen werden aus massivem Aluminium, witterungs- und UV-beständig, hergestellt. Die Zeigerpaare werden entrostet, sandgestrahlt und mit Blattgold halbvergoldet. Und schließlich: An Stelle der 5-Minuten-Strichanzeige werden uns wieder altehrwürdige römische Ziffern vermitteln, wieviel es geschlagen hat.

 

Norbert Leitner

 

 

Quellen: Pfarrchronik 1903-1914, Seiten 98 und 101

Pfarrnachrichten „gemeinsam“ 1969 und Nr.47/1981

„Haslachs Kirche mit vollelektronischer Uhr“, Ing. Gilbert Mathie, Haslach aktiv 15/1983

Haslacher Heimatbuch, „UHRMACHER“, Seite 132

Fotos: Rudi Schöftner, Gittertor; Heimatverein Haslach, Rathausarchiv

 

 

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