

(auch Schmidkapelle, zweite Bründlbergkapelle oder Paschingerkapelle genannt)
Neben dem alten Fahrweg von Haslach nach Rohrbach steht diese Kapelle vor der Anhöhe auf dem Bründlberg, die seit 1891 im Besitz von Familie Schmid stand. Tochter Franziska, verheiratet mit Franz Walchshofer, Felberau 15, übernahm später die Sorge um die Kapelle.
Die Mauerkapelle ist seitlich mit Farbfaschen bemalt, hatte beim Eingang eine Holzgittertür und ein geschwungenes Walmdach. Acht Steinstufen führen zum Kapelleneingang. Rechts des Denkmals steht eine große Linde. Die Inneneinrichtung besteht aus einem Hauptbild an der Stirnseite (Hl. Dreifaltigkeit), an den Seitenwänden Bilder der vier Evangelisten und Statuen von Hl. Augustinus, Hl. Norbert und Madonna mit Kind. Die Bilder der Evangelisten und die Statuen wurden vermutlich von Vorfahren von der Haslacher Pfarrkirche angekauft. Die Plastiken von Hl. Augustinus, Hl. Norbert und der Madonna mit Kind werden aus Sicherheitsgründen heute nicht mehr in der Kapelle aufgestellt.
Nach Überlieferungen ist die Bauzeit etwa um 1809 anzusetzen. Gestiftet wurde die Kapelle zu Ehren der Muttergottes vom damaligen Haslacher Bürgermeister Paul Paschinger zum Dank für seine glückliche Heimkehr aus der französischen Kriegsgefangenschaft, denn er war von den Franzosen als Geisel mitgenommen worden. Bei seiner Rückkehr sah er von der Stelle der jetzigen Kapelle Haslach das erste Mal wieder. Der Name Poscherkapelle könnte auf einen Schreibfehler zurückzuführen sein, denn die Familie Paschinger lässt sich bis 1783 zurückverfolgen. (Siehe auch die anschließende Sage aus dem Mühlviertel)
Die Kapelle wurde 1934 im Gedenken an Engelbert Dollfuß und 1955 zur Verschönerung durch die Besitzer renoviert. 1981 erfolgte auf Initiative und unter Mitarbeit vom Haslacher Bildhauer Johann Schramm mit Unterstützung von Gemeinde und Pfarre eine gründliche Renovierung. Johann Schramm führte einen Großteil der Arbeiten selbst aus und beaufsichtigte die übrigen Arbeiten. Der damalige Besitzer, Franz Walchshofer, führte die Maurerarbeiten aus. Im Oktober 1981 wurden die Arbeiten an der Kapelle mit einer Wallfahrt der Pfarre und einer Andacht am Erntedanksonntag abgeschlossen, die eine Bläsergruppe der Musikkapelle unter Josef Bayer umrahmte.
Seit 1990 gehört die Kapelle Herrn Dr. Josef Schmid, der in den letzten Jahren den Außenputz sowie die Bemalung erneuern ließ. Auch die Bänke im Innenraum wurden neu gestaltet. Eine schöne schmiedeeiserne Tür ersetzt nun die Holzgittertür von früher. Gemeinsam mit seinem Bruder Klaus und dessen Frau Monika betreut Herr Dr. Schmid seit der Übernahme vom Onkel diese Kapelle.
Ulrike Ornetzeder
nach Unterlagen von Hans Gierlinger
Die Poscherkapelle zu Haslach
Es war im Jahr 1809. Entlang der breiten Landstraßen, die von den Franzosen auf ihren Märschen zwischen Linz und Passau benützt wurden, hatten die Menschen viel zu erdulden. Die Soldaten bezogen nicht nur Quartier, sondern ließen sich auch reichlich gut verpflegen. Oft kam es zu wüsten Ausschreitungen. Kein Wunder, dass sich die biederen Mühlviertler selbst dann noch fürchteten, wenn die Soldaten mit ihnen ihre Späße trieben.
So verlangte ein Franzose, der in Unterriedl bei einem Bauern in Quartier lag, dass ihm die Tochter als Andenken ein Büschel ihres Kopfhaares schenke. Man riet ihr aber, das Begehren ja nicht zu erfüllen, weil sie sonst beim Abzug hinter den Franzosen herlaufen müsste. Den Soldaten wollte das Mädchen jedoch auch nicht verärgern, weil es ihn fürchtete. Es schnitt darum einer Ziege ein Büschel Barthaare ab. Und richtig, als der Feind abzog, kam die Ziege meckernd aus dem Stall und lief mit den Franzosen fort.
Der Handelsherr Stifter aus Haslach fragte einmal den Bauern Haumer in Haid, wie er mit seinen Franzosen im Quartier auskomme. „Ganz gut“, gestand der Bauer. Hierauf erzählte ihm der Handelsherr, dass auch er Franzosen im Haus habe, die ihm schon wegen des fortwährenden Fluchens lästig genug seien, und nannte ihm etliche französische Fluchworte. „Ja“, meinte der Bauer, „wenn das geflucht ist, dann muss ich gestehen, dass sie das auch bei mir den ganzen Tag tun!“
Während südlich der Donau die Kämpfe tobten, blieb das Mühlviertel lange verschont. Doch die Lage sollte sich bald verschlechtern. Als der gesamte Süden Oberösterreichs in französischer Gewalt war, zog sich die österreichische Heeresmacht nach Böhmen zurück. Von dort unternahm sie wiederholt Überfälle auf die durchs Mühlviertel ziehenden Franzosen. Da antwortete der Feind mit einer schrecklichen Maßnahme. Er schleppte Geiseln aus den vornehmsten Bevölkerungskreisen mit sich. Auf diese Weise gerieten der Hofrichter von Schlägl, Doktor Silvester Paumgartner, der Verwalter Ignaz Mayrhofer aus Peilstein und Bürgermeister Poscher aus Haslach in die Hände der Franzosen. In der Gefangenschaft erduldeten sie größte Entbehrungen und viele Demütigungen. Oftmals schien es, als sähen sie ihre Heimat nie mehr wieder. Geringfügigen Widerstand auf dem Vormarsch nahmen die Feinde zum Anlass, um den drei Männern die Todesstrafe anzudrohen. Bürgermeister Poscher aus Haslach gelobte, der Muttergottes eine Kapelle an jener Stelle zu errichten, von der aus er zum ersten Male Haslach wiedersehen würde.
Eines Tages winkte den drei Geiseln doch die Freiheit. In Passau wurden sie auf freien Fuß gesetzt. Frohgemut brachen sie auf und wanderten fernab der Heerstraße ins Mühlviertel zurück. Von Dorf zu Dorf, von Gehöft zu Gehöft bettelten sie sich durch. Dabei lernten sie viel von der Not im ganzen Land kennen.
Nach den Friedensverhandlungen im Herbst begann der Rückzug der Franzosen, der sich bis Weihnachten hinzog. Dabei wurde nochmals geplündert und das Wenige, das noch übrig geblieben war, geraubt: das letzte Vieh aus den Ställen, Getreide aus den Kästen und Leinwand aus den Truhen. Während es sich die Truppen Napoleons gutgehen ließen, starben die Einheimischen den Hungertod. Trotz der Schrecknisse dieser Zeit waren Bürgermeister Poscher und seine zwei Gefährten guter Dinge, weil sie mit dem Leben davongekommen waren. Lange dauerte ihr Heimweg aus der Gefangenschaft, denn sie schlichen meistens querfeldein, um den Franzosen nicht in die Hände zu laufen. Mayrhofer und Paumgartner hatten ihre Heimstätten schon erreicht. Poscher ging allein den Weg nach Haslach weiter; abgerissen, bärtig und ausgehungert. Vom Bründlberg in der Felberau öffnete sich ihm die erste Sicht auf Haslach. Im Glanz der Abendsonne lag der Markt vor ihm. Da sank der Mann in die Knie und küsste den Heimatboden.
Als sich die Not im Lande gemildert hatte, errichtete Bürgermeister Poscher aus Dankbarkeit für seine glückliche Heimkehr die Kapelle, die heute noch zu sehen ist.
(Fritz Winkler: Sagen aus dem Mühlviertel)