Auf der höchsten Erhebung von Neudorf, hinter dem Wirt, liegt auf öffentlichem Grund die Dorfkapelle, die über viele Jahrzehnte von Hedwig Schürz, Neudorf 9, betreut wurde. Das Angelus-Läuten der Glocke um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr übernahm die Nachbarin Amalia Feldler, die dann immer auch das Angelus Gebet sprach. Beide Frauen sind bereits verstorben und so war und ist es Margarete Feldler, Neudorf 8, ein großes Anliegen, dass die Pflege und Betreuung der Kapelle weiterhin gewährleistet ist.
Die große Kapelle mit Giebel besitzt einen Glockenturm mit Pyramidendach auf der Eingangsseite, eine runde Apsis mit Rundfenster im Osten und seitlich zwei Rundbogenfenster. Die Glocke stammt von Josef Sagmeister aus Linz. Für etwa 34 Personen stehen Sitzplätze zur Verfügung. Das Innere schmückt ein Altartisch mit Barockaufbau. Die gepflegte Innenausstattung in Form von Andachts- und Kreuzwegbildern sowie Statuen ist eine Besichtigung wert, vielleicht bei einer der Maiandachten, die jeden Sonntag im Mai um 19 Uhr stattfinden.
Nach Auskunft von Hedwig Schürz geht der Bau der Kapelle auf folgendes Ereignis zurück. Gegenüber der heutigen Kapelle gab es im Haus Neudorf 8, Familie Feldler, eine Nische mit einer Marienfigur. Bei einem starken Gewitter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte der Blitz in einen Felsen am jetzigen Standort der Kapelle eingeschlagen und die Dorfgemeinschaft errichtete daraufhin dort besagte Kapelle. Beim Brand von Neudorf im April 1949 wurde der Glockenturm zwar angesengt, jedoch wieder ausgebessert und neu gedeckt. Renoviert wurde dieses Denkmal vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Margarete Feldler unterstützte Hedwig Schürz in den letzten Jahren bei der Betreuuung der Kapelle und übernahm später von ihr diese Aufgabe. Nach dem Tod von Frau Schürz im Winter 1989 erfolgte von Juli bis Oktober desselben Jahres auf Initiative von Margarete Feldler eine weitere große Renovierungsaktion, damit diese Kapelle erhalten werden konnte. In Zusammenarbeit mit allen Dorfbewohnern wurde sie von Grund auf saniert und renoviert, innen wie auch außen. Der Stiegenzu- und Rundgang wurde gepflastert, Teile des Dachstuhls samt Ziegel mussten ersetzt werden, Innen- und Außenputz wurden erneuert und alle Holzteile samt Fenster und Tür wurden ausgebessert und gestrichen. Hans Schramm renovierte den Altar und die Kreuzwegbilder und gestaltete ein neues Passionskreuz, das über dem Eingang montiert wurde; die Schüler Paul Schramm und Stefan Feldler halfen dabei fleißig mit. Christine Gierlinger stiftete den Strahlenkranz am neu renovierten Altar und der Heimatverein das Altarbild (Muttergottes mit Kind). Die Gemeinde Haslach steuerte die Pflastersteine bei und an zusätzlichen Material- und Geldspenden kamen 33.650 Schilling zusammen. Die Dorfbewohner investierten nicht nur viel Zeit und Arbeitskraft (900 Stunden) in dieses Projekt, sie halfen auch bei der Finanzierung. Gemeinde und Land OÖ unterstützen ebenfalls finanziell, sodass die Gesamtkosten von 40.000,-- Schilling aufgebracht werden konnten. Bei der Einweihung durch Pfarrer Benedikt Pendlmayr am 29. Oktober 1989 durfte man sich über ein gelungenes Gemeinschaftswerk freuen.
Ulrike Ornetzeder nach Unterlagen
von Margarete Feldler und Hans Gierlinger