Montag 26. August 2024
Pfarre Haslach an der Mühl

Praktische Tipps zur ökologischen Grabgestaltung und Grabpflege

Der Haslacher Friedhof sammelt seit mehr als 170 Jahren die Verstorbenen des Ortes und ist somit ein wichtiger Erinnerungsort und eine Stätte, die dem Ort Wurzeln gibt. Der Friedhof ist auch ein nicht zu unterschätzender Begegnungort für die lebendige Pfarrgemeinde. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich gestaltet sind oftmals auch ihre Gräber. Den gemeinsamen Rahmen für die Lebenden, die sich um die Gräber kümmern, bildet die Friedhofsordnung. Hier sind die wesentlichen Dinge geregelt, z.B. das Verbot des Einsatzes von Unkrautvertilgungsmitteln bzw. von Unkrautsalz, das Verbot des teilweisen oder gänzlichen Abdeckens von Gräbern mit Steinen oder Kies und vieles andere mehr (siehe Friedhofsordnung). Nicht zuletzt ist der Friedhof aber auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Nun bringt es die Zeit mit sich, dass bei immer mehr Menschen der Wunsch besteht, die Grabpflege zu vereinfachen. Vielfach werden Gräber aufgelassen, verkleinert oder mittels Schotter „pflegeleicht“ gestaltet und so verliert der Friedhof viel an Ausstrahlung und Schönheit. Mit etwas Wissen und Mut ist es aber recht einfach, mit der passenden Dauerbepflanzung eine Grabpflege zu erreichen, die wenig aufwändig und gleichzeitig schön und ökologisch wertvoll ist.

So können Gräber zum Beispiel ähnlich wie extensive Gründächer bepflanzt werden. Eine dünne Schicht aus Blähton oder Tongranulat wird bepflanzt mit robusten, wärmeliebenden und genügsamen Pflanzen wie Mauerpfeffer, Hauswurz, Fetthenne, Sukkulenten aller Art, Heidenelke, Thymian, etc. Eine solche Bepflanzung braucht vielleicht einen Pflegeeinsatz pro Jahr, spiegelt in ihrem Farbenspiel die Jahreszeiten wider und nährt mit ihren Blüten die Insektenwelt.

 

Wer nicht ganz so weit gehen will, kann sich in einem ersten Schritt vielleicht von den Wegwerfblumen, die alle paar Wochen bis Monate durch Neue ersetzt werden müssen, trennen und diese ersetzen durch winterharte Pflanzen. Dankbar dabei sind Schneeheide (dieser Zwergstrauch blüht zwischen November und April und ist den Rest des Jahres grün), Schneerose, Efeu, Lavendel, heimische Heidelbeeren und Preiselbeeren, Walderdbeeren, Sonnenhut, Kräuter aller Art, Wildrosen etc. Den meisten dieser Pflanzen genügt ein Schnitt pro Jahr und sie überdauern meist viele Jahre.

 

Wer ganz klein anfangen will und sein beschottertes Grab etwas grüner haben will, kann mit Hauswurz, die es in vielen verschiedenen Arten gibt, beginnen. Hauswurz sind so genügsam, dass sie meist direkt zwischen Schotter und Kies wachsen. Eine trostlose Schotterfläche kann so innerhalb kurzer Zeit sehr einfach zu einer lebendigen Fläche umgestaltet werden.

 

Die Aspekte der Ökologie auf einem Friedhof sind vielfältig. Sie reicht vom Grabstein bis zur Bepflanzung. Ein alter, vielleicht gebrauchter Grabstein aus heimischem Granit hat einen viel kleineren ökologischen Fußabdruck als ein neuer Grabstein aus chinesischem Granit. Ebenso ist ein restauriertes Kreuz viel ressourcenschonender als ein Neues. Kies und Torf aus aller Herren Länder zerstören oft wertvolle Lebensräume und verbrauchen viel mehr Energie als heimische Erde. Eine Dauerbepflanzung mit heimischen Blumen, Kräutern, Zwergsträuchern und winterharten Pflanzen erfreut das Auge und Herz alle Jahre wieder und muss nicht jedes Jahr erneut aufwändig gezogen, gepflanzt, gedüngt, gekauft, gegossen und schließlich entsorgt werden.

Ein Dauerbrenner im wahrsten Sinne des Wortes sind die Grablichter. Die riesige Menge an Plastik und Paraffinresten, die hier übrig bleibt ist jedes Jahr in den Wochen nach Allerheiligen sehr anschaulich an den Grablichtcontainern am Friedhof zu beobachten. Austauschbare Kerzen im Mehrwegglas sind hier eine Alternative. Das Unterbleiben des Einsatzes von Giften aller Art sollte auf einem Friedhof mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein und ist darüber hinaus auch lt. Friedhofsordnung verboten. Aber insbesondere auch der Einsatz von Salz zur Bekämpfung von „Unkraut“ rund um das Grab ist keine gute Idee. Diese Praxis ist ökologisch bedenklich, aber auch hinsichtlich der konservierenden Eigenschaft von Salz auf einem Friedhof mehr als zu hinterfragen. Auch bei Gestecken und Grabdekorationen aller Art ist zu bedenken, dass es am besten ist, wenn alles gemeinsam gut kompostierbar ist und keine unverrottbaren Teile enthält. Deko aus heimischem Holz oder Föhrenzapfen sind hier einfache und schöne Alternativen.

 

In vielen Städten sind Friedhöfe grüne Inseln der Ruhe und Artenvielfalt. Gerade was die Insektenwelt betrifft kann das ganzjährige Angebot von Blütenpflanzen sehr wertvoll sein für Bienen, Hummeln und Co. Dabei ist es wichtig die richtigen Pflanzen zu setzen. Das im Herbst praktisch auf jedem Grab verwendete Heidekraut ist eine gezüchtete Knospenheide, die den Insekten leider nichts bringt, weil sie keinen Nektar oder Blütenstaub anbietet. Nur die heimischen Wildarten wie das gemeine Heidekraut oder die erwähnte echte Schneeheide (Erica carnea) bringen neben der schönen Blüte auch eine Nahrungsangebot für die Insekten.

Auch alle geschlossenen Blütenformen von Blumen sind für die Insekten wertlos, nur offene Blüten bieten Nahrung. Leider sind die geschlossenen Zuchtformen viel leichter im Gartenfachhandel zu erwerben als die heimischen Arten. Aber gezielte Nachfrage belebt das Angebot. Darüber hinaus ist es auf alle Fälle eine Überlegung wert, was denn die verstorbenen Eltern und Großeltern zu Lebzeiten gerne in ihrem eigenen Garten hatten, welche Blumen oder Pflanzen sie besonders liebten. Waren es vielleicht Akelei, die man mittels Samen von zu Hause aufs Grab bringen kann, oder Schneeglöckchen, Krokusse, Frühlingsanemonen, Kuhschellen, Nelken, Veilchen … es wäre doch schön, wenn sie am Grab eines geliebten Menschen weiterblühen.

 

Thomas Engleder

Pfarrteam Schöpfungsverantwortung

 

Auszug aus der Friedhofsordnung

Diözesane Friedhofordnung 2010

 

 

Interessante und hilfreiche Broschüren zur ökologischen Grabgestaltung


https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-44275820.pdf

https://www.bremer-umwelt-beratung.de/documents/bremerfriedhoefe_web_1542020821.pdf

http://www.buntundartenreich.at/upload/file/naturoasefriedhoefe.pdf

Namenstage
Hl. Gregor von Pfalzel, Hl. Teresa Jornet y Ibars OSCl, Hl. Anastasius der Tuchwalker, Hl. Johanna Elisabeth Bichier des Ages, Sel. Mirjam von Abellin
Evangelium von heute
Mt 23, 13-22 "Weh euch, ihr seid blinde Führer!"
Pfarre Haslach an der Mühl
4170 Haslach
Kirchenplatz 1
Telefon: 07289/71577
Telefax: 07289/71577-20
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: