Nachruf für + Pfarrer Dr. Ferdinand Reisinger
Ferdinand Reisinger wurde am 24. Juli 1946 in Mauthausen geboren. Er trat im Jahr 1964 in das Stift St. Florian ein, legte vier Jahre später die ewige Profess ab und wurde am 9. Juli 1970 in Mauthausen zum Priester geweiht.
Wissenschaft war sein Leben – er erwarb den Doktorgrad im Jahr 1976 an der Universität in Salzburg und war auch lange als Assistent dort tätig war. 1983 wurde er Professor für Gesellschaftslehre an der Katholisch-theologischen Hochschule in Linz und Professor an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz. Zudem nahm er seelsorgliche Aufgaben in Attnang und Linz-St. Quirinus wahr. Die Verbindung von Glaube und Politik, Wirtschaft sowie Gesellschaft war für ihn immer von großer Bedeutung.
Neben seiner Lehrtätigkeit war die große Leidenschaft seines Lebens die Kunst. Musik und vor allem Malerei, viele Freundschaften mit Künstlerinnen und Künstlern ließen ihn leben und aufleben. Er selbst verstand sich als Künstler, der damit vieles in seinem Leben zu bewältigen suchte. Die Sprache der Kunst war ihm auch ein Zugang zum Leben über das Irdische hinaus.
Im Stift war er viele Jahre lang Stiftsdechant. Die Gemeinschaft des Hauses war ihm immer ein zentrales Anliegen. Alle Entscheidungen in pastoraler und wirtschaftlicher Hinsicht trug er in hoher Loyalität an der Seite des Propstes mit. Er setzte sich stets auch für die Weiterentwicklung unseres Ordens durch Studientage und Veranstaltungen und durch Publikationen ein. Den hl. Augustinus und die Regel des hl. Augustinus unserer Zeit zu vermitteln war ihm dabei ein besonderes Anliegen. Trotz seiner wissenschaftlichen Bildung blieb er immer bodenständig. Er lebte gern als Mensch unter Menschen und als Mitbruder unter Mitbrüdern. Er legte auf Titel und Status wenig Wert. Er wollte sich dem Leben und Ordensleben, Gott und der Welt einfach stellen und mit seiner Geistkraft und seinem Zugang zur Kunst alles durchdringen; auf ein Ziel hin, das ihn nie losgelassen hat: Gott. Nach seiner Emeritierung als Professor wurde ihm 2011 die Pfarre Hargelsberg anvertraut. Er war dort Seelsorger mit ganzem Herzen und voller Leidenschaft. Das Feiern der Sonntagsgottesdienste mit der Pfarrgemeinde, das Feiern der kirchlichen Hochfeste mit Einbindung des Chorus Con Anima und Orchester oder dem Vocalensemble Cantabile, die feierlichen Prozessionen mit Einbindung der Musikkapelle waren für ihn ein wesentlicher Bestandteil der Seelsorge. Einen ganz besonders herzlichen Zugang hatte er zu den Kindern. Er besuchte regelmäßig die Krabbelstube, den Kindergarten und die Volksschule und freute sich, wenn die Kinder bei den kirchlichen Veranstaltungen mitwirkten. Große Freude bereiteten ihm auch seine MinistrantInnen. Die Fortführung der Ministrantenstunden, die auch er teilweise übernommen hatte, waren ihm bis zuletzt ein großes Anliegen. Gerne zeigte er sich bei Veranstaltungen der Pfarre, der Gemeinde und der Feuerwehr und regelmäßig besuchte er den Mesnerstammtisch beim Schöri. Als großer Marienverehrer war es ihm ein großes Anliegen, die Kapelle “Maria an der Straße“ zu renovieren. Sie wurde am 15. August 2018 eingeweiht und wurde zu einem wesentlichen Bestandteil der Fronleichnamsprozessionen, Maiandachten und Kräutersegnungen. Mit einer Himmelsleiter an der Kirchenmauer und einer Bank zum Verweilen gestaltete er gemeinsam mit Hargelsberger Pfarrmitgliedern einen Ort der Stille, wo Eltern ihrem ungeborenen oder zu früh verstorbenen Kind gedenken können. Bei der Renovierung der Pfarrkirche, vor allem bei der Altarraumgestaltung, bei der Renovierung der Orgel und bei der Ausgestaltung der Aufbahrungshalle hat er die Pfarre unterstützt und künstlerisch beraten. Von 2004 – 2020 war er Landesfeuerwehrkurat und seit 2013 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hargelsberg. Er hat viel dazu beigetragen, dass es im Bereich der Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen eine Ansprechperson gibt. 2020 wurde ihm der Dienstgrad Ehren-landesfeuerwehrkurat verliehen. Es war ihm ein großes Leid, dass er in der letzten Zeit diese seine Aufgaben nicht mehr in vollem Umfang erfüllen konnte. Seine Ansprüche an sich selbst waren überaus hoch. Er litt darunter, sie nicht immer vollständig erfüllen zu können. Am Mittwoch, 28. Februar 2024 wurde für ihn eine sehr bewegende Trauerfeier in der Pfarrkirche Hargelsberg abgehalten. Am Freitag, 1. März 2024 wurde für ihn das Requiem um 10:00 Uhr in der Stiftsbasilika gefeiert.
Trauerredner aus dem Stift, der Pfarre, der Feuerwehr, der Politik, der Wissenschaft und Kunst würdigten den Verstorbenen und dessen Verdienste. Anschließend wurde er am Priesterfriedhof beigesetzt.
Manfred Krautsieder und Gertrude Forster