Predigt 15.06. und 16.06.2024
Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,
das heutige Evangelium konfrontiert uns gleich mit zwei Gleichnissen. Mit beiden Gleichnissen versucht Jesus zu erklären, wie es sich mit dem Reich Gottes verhält. Dabei spielt Wachstum eine zentrale Rolle und natürlich kommt dabei der Glaube und die Kirche mit ins Spiel. Wenn man etwas sähen will, dann muss man sich zuerst einmal Gedanken machen, wie der Boden beschaffen ist. Ist er fruchtbar, feucht genug, aber auch fest genug, nicht dass beim nächsten Regen alles weggespült wird. Wie sieht es also mit unserem Glaubensfundament aus? Auf welchem Boden fällt die Saat Gottes bei uns? Ganz besonders rückt bei Glaubensfragen schnell die Kirche und ihre aktuelle Situation in den Vordergrund und dass es ja generell nicht gut um sie bestellt ist. Zugegeben wir stehen vor vielen Herausforderungen und ja wir müssen diese als Kirche angehen. Aber bei aller Diskussion sollten wir nicht vergessen, dass Kirche in erster Linie wir, die wir uns hier versammeln sind. Kirche selbst und aktiv mitgestalten, ist schon einmal für unseren Glaubensboden eine gute Voraussetzung. Das klingt jetzt schon einmal nach viel Arbeit, aber in Wirklich beginnt das Mitgestalten schon im Besuch des Gottesdienstes. Kirche ist Gemeinschaft, und diese beginnt eben dort, wo man sich versammelt. Damit ist jede und jeder der sich in dieser Gemeinschaft einfindet ein kleines Puzzleteil ohne dem es nicht geht, um das Gesamtbild zu bekommen. Dann aber spielen natürlich viele Faktoren wie zum Beispiel das Wetter eine große Rolle. In unserer Gesellschaft hat sich gerade, was die Einstellung zur Religion betrifft, vieles geändert. Viele Menschen kommen gut ohne Kirche, oft auch gänzlich ohne Glauben aus. Oft sind das sehr persönliche Beweggründe, manchmal auch die Enttäuschung, die man innerhalb der Kirche oder der kirchlichen Gemeinschaft erlebt hat, die dazu geführt haben, dass man sich vom Glauben abgewendet hat. Das ist der Sturm, der die Saat bedroht. Haben wir es aber trotzdem geschafft, dass die Saat auf einen guten Boden fällt, dann wächst im Laufe der Zeit eine Pflanze heran. Jesus hat hier heute sogar gleich zwei Beispiele gebracht. Im ersten Gleichnis spricht er davon, dass die Saat ohne zu tun des Sähenden wächst und heranreift. Dass dies im Glauben nicht ganz so einfach ist, wissen wir nur zu gut. Wohl auch die erfahrenen Gärtner unter Ihnen werden mir vermutlich zustimmen, dass das in der Gartenarbeit nicht ganz so einfach ist, zumindest nicht wenn man einen schönen Garten haben will. Da muss man manchmal kranke Pflanzen entfernen, hat mit allerlei Tieren zu tun, die den Pflanzen schaden und auch das Unkraut will entfernt werden. Im Glauben ist das nicht anders. Da gibt es manchmal auch Dinge, die uns im Weg stehen, die auf unser Gewissen drücken. Jetzt ist dennoch die große Frage wie es uns gelingt stark im Glauben zu sein und wie dieser Glaube im Laufe unseres Lebens wachsen kann. Ein Weg ist über die Heilige Schrift. In ihr findet man, sofern man danach sucht, immer wieder Antworten auf Dinge, die einem im Leben beschäftigen. Doch Vorsicht, manchmal wirft sie noch mehr Fragen auf, als man ohnehin schon hatte. Die Frage ist wie offen hier sein können. Das heutige Evangelium fordert uns heraus, die Frage zu stellen, wie ich ein guter Christ sein kann. Christsein erschließt sich in erster Linie durch unser Handeln, das wiederum ganz stark vom Evangelium – wenn auch nicht nur – geprägt ist. Roger Schütz, der Gründer der Taizé Bewegung sagte dazu einmal: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“ Das finde ich ist ein sehr schöner und zuweilen auch nützlicher Ansatz. Das Evangelium, oder gar die Heilige Schrift in seiner Gesamtheit zu verstehen, dafür würden vermutlich auch mehrere Leben nicht reichen. Der Glaube ist wie das Leben selbst ein Weg, an dessen Anfang man oft das Ziel nicht kennt. Im Laufe des Lebens nehmen wir eine Abzweigung, die uns vermeintlich auf einen besseren Pfad führt, manchmal müssen wir aber auch durch Schluchten und über rutschige Pfade gehen. Das macht den Glauben aber nicht minder spannend, ganz im Gegenteil. Wenn wir uns auf die Heilige Schrift, auf die Botschaft von Jesus einlassen können, haben wir einen guten Boden für unsere Saat. Wenn es uns gelingt das Evangelium im Alltag auch zu leben, ganz besonders unseren Mitmenschen gegenüber, dann kann unsere Saat wachsen und wird Frucht tragen. Ich wünsche uns, dass das Evangelium in unserem Herzen und in unserem Alltag immer bei uns ist und dass wir daraus die Kraft schöpfen können, die wir immer wieder aufs Neue brauchen.
AMEN