7 MENSCHEN - 7 GESCHICHTEN - 7 OPFER
Erweiterung des Kriegerdenkmales in Grünbach/Freistadt
um einen Gedenkort für die Opfer der NS-Diktatur
Kriegerdenkmäler die an die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges erinnern, finden sich in nahezu jeder Gemeinde. Die dort genannten „Helden und Opfer“ sind Soldaten. Ungenannt bleiben Opfer von Euthanasie und Vernichtung, Verfolgte oder zivile Opfer.
Die Pfarre Grünbach hat zusammen mit der politischen Gemeinde und dem örtlichen Kameradschaftsbund die Entscheidung getroffen, das bestehende Kriegerdenkmal durch einen Gedenkort für die sieben in den NS-Tötungsanstalten Hartheim, Mauthausen und Niedernhart zu Tode gekommenen namentlich bekannten GemeindebürgerInnen zu erweitern. Die künstlerische Gestaltung wurde unter der fachlichen Begleitung des Kunstreferates/Diözesankonservatorates der Diözese Linz an Sarah Decristoforo und Thomas Kluckner übertragen. (Zwei aus Tirol stammenden Künstler die in Linz leben.)
Der neue Gedenkort ist als Erweiterung dem bestehenden Kriegerdenkmal vorgelagert, das in seiner historischen Substanz und Zeitgebundenheit unverändert bleibt. Die „Erweiterung“ eröffnet als Referenz dazu einen eigenständigen Dialograum, der zur Reflexion einlädt. Die wissenschaftlich recherchierten Namen und Lebensdaten sind auf einer Gedenktafel aus Glas beim Sockelaufgang zu lesen.
Unmittelbar am Stufenaufgang ist ein Schriftband aus Metall im gepflasterten Boden bündig eingearbeitet. Der Text des Schriftbandes lautet: „wachsam Staub verstehen Atem Loch lautlos öffnen verdrängen Augenblick vergessen Schatten Spuren bewusst hören verschweigen bewahren Gedanken erkennen verdunkeln widerstehen Wahrheit erinnern“.
Es sind von den Künstlern ausgewählte Wörter des Romans „Lena unser Dorf und der Krieg“ der Kinder- und Jugendbuchautorin Käthe Recheis (1928 - 2015). Die in Oberösterreich beheimatete Schriftstellerin setzte sich in zahlreichen Werken kritisch mit dem Thema Krieg und NS-Zeit in Oberösterreich auseinander. Die Begriffe vor dem Stufenaufgang eröffnen - aus einer räumlichen und im übertragenen Sinne zeitlichen Distanz - eine neue Perspektive. Die Wörter regen an, das Geschehen unter Einbeziehung einzelner Begriffe zu reflektieren. Die Betrachtenden werden somit Teil des gesamten Gedenkortes.
Die Künstler verändern mit ihrer Intervention nicht das Denkmal, sondern lediglich seine zeitgebundene Sicht darauf und regen auf diese Weise zum „Darüber-reden“ an.
Die Künstler verändern mit ihrer Intervention nicht das Denkmal, sondern lediglich seine zeitgebundene Sicht darauf und regen auf diese Weise zum „Darüber-reden“ an.
Der Gedenkort übernimmt in der Funktion des „Aufzeigens“ und „Sichtbar- Machens“ eine bedeutende Aufgabe für die Gegenwart. Jedes Denkmal gibt Aufschluss über die Gesellschaft und ihren Umgang mit Geschichte. Dies gilt für den Staat als übergeordnete Instanz ebenso wie für die kleinere Einheit der Gemeinde. Der Gedenkort in Grünbach ist eine Erinnerung an Menschen, die der NS-Tötungsmaschinerie hilflos ausgeliefert waren und zugleich eine Mahnung an die gegenwärtige Gesellschaft, den Wert und die Würde des menschlichen Lebens als höchstes Gut zu betrachten.
Das Buch zum Mahnmal:
Pfarre Grünbach (Hg.), Das Grünbacher Mahnmal . . .; Buchverlag Steinmaßl,
Pfarre Grünbach (Hg.), Das Grünbacher Mahnmal . . .; Buchverlag Steinmaßl,
ca. 90 Seiten, € 15,-;
Einzelheiten und Bestellmöglichkeit unter www.geschichte-heimat.at
oder im Pfarramt Grünbach bzw. im Gemeindeamt Grünbach zu den jeweiligen Amtsstunden.
oder im Pfarramt Grünbach bzw. im Gemeindeamt Grünbach zu den jeweiligen Amtsstunden.