Es war das zweite Mal, dass mein Mann und ich uns der Pfarrreise anschlossen. Vor zwei Jahren nach Italien ins Piemont waren wir auch von dem außergewöhnlichen Programm und der netten Gemeinschaft begeistert, dass wir uns heuer sofort wieder anmeldeten. Als wir halbverschlafen in den Bus stiegen, wurden wir bereits fröhlich von den Windhaager-Teilnehmern begrüßt. Alle waren guter Dinge und prima gelaunt. Fast alle schafften den Zustieg rechtzeitig und so kamen wir pünktlich am Flughafen in Wien an. Der Flug startete überpünktlich. So flogen wir in den frühen Morgenstunden über unsere Heimat hinweg nach Paris. Peter zählte seine Schäfchen und das sollte in den kommenden Tagen auch eine seiner vielzähligen Tätigkeiten bleiben. Eine deutsche Reiseleiterin empfing uns am Flughafen. Sie war erstaunt, so eine rüstige Pilgergruppe und einen so flotten Seelsorger anzutreffen. Uschi, so hieß die Berlinerin, lebt bereits seit 41 Jahren in Paris und mit ihrem Wissen, ihrem Engagement, ihrem Humor und ihrer Freundlichkeit wuchs sie uns sofort ans Herz. Mit ihrem unheimlichen Sachwissen ermöglichte sie uns einen tollen Blick auf das Land und seine Menschen. Wir besuchten außergewöhnliche Plätze und Sehenswürdigkeiten und erlebten gesellige Stunden und wunderbare, meditative und spirituelle Andachten. Nicht überall war unser Gebet und Gesang in der Kirche gern gesehen. Eine Kirche blieb uns sogar versperrt. Wir feierten sowieso oft unter freiem Himmel, so saßen wir einmal am Strand, an den Klippen einer Küste, an dem windigen Küstenabschnitt der Landungsstrände, dem Luxemburgpark in Paris ... Ich kann nur sagen ein Genuss, wenn prima Sänger/innen mit dabei sind und Peters Texte und Gebete trugen auch das ihrige bei.
Mit dem Wetter hatten wir ehrlich Glück, da die Normandie doch als das französische Gebiet mit den meisten Niederschlägen bekannt ist. Überall werden Regenschirme, -jacken und Gummistiefel angeboten, wir jedoch lernten das Land doch von seiner strahlenden Seite kennen.
Drei Tage nächtigten wir in Rouen und vier in Caen. Wir besuchten die Landungsstrände der Alliierten, mit denen man die Normandie meist in Verbindung bringt. Der Wind wehte rau am Strand und man wollte sich nur ungern vorstellen, was sich am 06. Jumi1944 dort zugetragen haben musste. Jahrelang hatten US-amerikanische und britische Generalstäbe den D-Day vorbereitet. Als alliierte Landungsflotte begannen sie damals auf diesem Weg Europa endlich vom Naziterror zu befreien. Bei diesen heftigen Kämpfen verloren über 80.000 Menschen ihr Leben und als wir über einen der zahlreichen Soldatenfriedhöfe gingen, waren wir über das Ausmaß schockiert.
Ein Highlight unserer Reise war der Besuch des Benediktinerkloster Mont St. Michel. Nach dem Eifelturm ist das die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs. Im 8. Jahrhundert nach Christus ließ ein Bischof auf einem Felsen eine Kirche errichten, nachdem ihm der Erzengel Michael im Traum dreimal erschienen war. Heute steht dort ein gigantisches Bauwerk, das durch Ebbe und Flut täglich zur Insel wird. Die stärksten Gezeiten Europas finden dort statt. Bei Ebbe zieht sich das Meer bis zu 20 km zurück und kehrt mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes wieder zurück, so erzählte es uns Uschi.
Auch kulinarisch hatte die Reise Einiges zu bieten:
Verkostung des Benediktinerlikörs, ein Elixier, das nach einem Geheimrezept der Benediktinermönche aus dem 16. Jhd., noch heute produziert wird. Besuch eines Obstbauern, der Cidre und Calvados (Apfelbrand) herstellt, Besichtigung einer Käserei (unter anderem kühlte unser Buschauffeur den Käseeinkauf sogar bei sich zu Hause bis zur Abreise ein.)
Auch marschierten wir durch den Seerosengarten des Künstlers Claude Monet, besuchten die Wallfahrtskirche Sainte Therese, sahen ein Pferdegestüt, schlenderten durch Straßen, die mit zahlreichen Fachwerkshäusern geschmückt waren oder suchten nach dem passenden Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Besonders gut gefallen hat vielen vor allem die Benediktinerabtei Jumieges. Auch als Ruine mit fast 50 m hohen Fassadentürmen echt beeindruckend.
Einer aus unserer Runde erkrankte leider und musste ein paar Tage im Krankenhaus in Lisieux verbringen, das machte uns ein wenig Sorgen. Jetzt aber sind wir froh, dass es ihm wieder gut geht und er wieder zu Hause ist. Den letzten Tag unserer Reise bildete die Paris-Rundfahrt. Unser Buschauffeur Sebastian wurde von Uschi sicher durch die stark befahrenen Straßen von Paris gelotst, um uns alle Highlights der Stadt zu zeigen. Bei der Fahrt um den Triumphbogen waren wir umringt von zahlreiche Polizeiwägen, die dem Aufmarsch der Gelbwesten trotzten, auch das ging unter die Haut.
Und wieder sind wir dankbar für eine wunderbare Reise voller unvergesslicher Eindrücke in einer netten Runde.
Text: Gabi Lengauer Fotos: Roland Böhm
