Die Verehrung des hl. Leonhard
Um 700 n. Chr. kam ein Missionar aus Frankreich, der unter dem Bayernvolk dem Glauben einen festen Bestand gab.
Es ist dies der hl. Rupert, der dem Lauf der Donau folgend bis an die Grenzen des Awarenlandes das Christentum verkündete. Er weilte längere Zeit in Lorch bei Enns, in Altmünster, sowie an den Ufern des Wallersees und legte dann den Grundstein für die heutige Abtei St. Rupert in Salzburg. Von dort aus begann eine emsige Missionierung unseres Heimatlandes.
Die germanische Vorstellung, dass das Pferd den Göttern heilig war, wurde hier in Geiersberg nicht gewaltsam ausgemerzt, sondern umgewandelt und lebte in irgendeiner Form als Ausdruck der Verehrung des geachteten Heiligen aus Frankreich, St. Leonhard, weiter. Die Leonhardikapelle gewann als Wallfahrtsziel der Bevölkerung aus dem Innviertel (dem ehemaligen Bayern) und aus dem Landl (Hausruckviertel) immer größere Bedeutung.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde daher die Kapelle durch einen Anbau zu einer großen gotischen Kirche mit einem hohen Turm erweitert. Heute sind von der gotischen Kirche nur mehr vereinzelt Spuren zu erkennen, denn nach dem Schrecken des 30-jährigen Krieges, den Geiersberg in voller Härte in den Bauernaufständen miterlebte, wurde das Gotteshaus barockisiert.
Dem neuen Stil wich auch die Inneneinrichtung.
1653 wurde beim Bildhauer Georg Obermayr zu Passau ein barocker Hochaltar bestellt. Er wurde auf dem Wasser nach Obernberg geliefert und von dort aus per Achse nach Geiersberg gebracht. Zentrale Figur ist, wie schon erwähnt, der hl. Leonhard.
Der Leonharditag am 6. November wurde in Geiersberg wie ein kleines Volksfest gefeiert.
Die Bauern ritten auf schöngeschmückten Pferden um die Kirche herum, durch den Turm hindurch, der damals einen Durchgang hatte, und ließen die Pferde bei der rückwärtigen Kirchentüre auf den Altar hinschauen, sodass sie vom Altar aus gesegnet und vom hl. Leonhard beschützt würden.
Der Dorfplatz war voll mit Krämerständen, die Tand und Waren für das Volk feilboten.
Es wäre denkbar, dass an diesem Tag auch geschmuggelt wurde. Die bayrische Grenze verlief 2,90 m von der Südseite der Kirche entfernt. Vielleicht führte der Weg der Schwärzer durch die Kirche selbst, denn das heute vermauerte Südtor ist als „Schwärzertor“ unter der Bevölkerung immer noch lebendig.