Geschichte der Pfarrkirche St. Gallus
Seelsorglich betrachtet allerdings stellte es schon früh ein bedeutendes Zentrum, eine Großpfarre mit enormer Ausdehnung dar. Bereits um 900 ist mit einer Holzkirche als Mittelpunkt dieser Mutterpfarre zu rechnen und im 12. und 13.Jahrhundert wird an der Stelle der heutigen Kirche ein romanischer Vorgängerbau errichtet, dessen Fundamente bei der jetzigen Generalrenovierung ans Licht gekommen sind.
Schon bald, möglicher Weise aufgrund starker Bevölkerungszunahme, wurde über dieser relativ kleinen romanischen Anlage ein frühgotischer Bau errichtet, der uns ja bis zum heutigen Tag erhalten geblieben ist und wesentlich bedeutendere Ausmaße aufweist. Um 1400 war der Bau vollendet, der massive Turm kam, wie neueste Ergebnisse zeigen, als letzter Baukörper hinzu.
Die Geschichte der Kirche ist damit freilich noch lange nicht zu Ende: Verschiedenste Stile haben im Lauf der Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen. Allerdings ist der Gesamteindruck unserer gedrungen wirkenden dreischiffigen Pfeilerbasilika mit dem leicht nach rechts geneigten Altarraum immer noch bestimmt von der Erbauungszeit. Sowohl außen als auch innen dominieren die typischen Elemente der Gotik: Spitzbogenfenster mit Maßwerk, Strebepfeiler, die die Last der Kreuzrippengewölbe abfangen und die breiten, noch an die Romanik erinnernden Säulen, die das Hauptschiff von den beiden niedrigen Seitenschiffen trennen.
Raumprägend ist ebenso die sich über die drei Schiffe erhebende Westempore, seit der Renovierung ist sie wieder in ihrer ursprünglichen Form aus dem 14.Jahrundert zu bewundern.
Wesentliche Veränderungen unserer Kirchen in späteren Jahrhunderten hatten meist zwei verschiedenen Ursachen: Entweder die Kirchen brannten ganz oder teilweise aus, so geschehen in Gallneukirchen 1622 und 1773, wodurch ein neuer Stil einzog, oder aber es hatte sich schlichtweg das Kunstempfinden grundlegend gewandelt.
Hauptsächlich unter Pfarrer Carolus Aichmayr, aber auch schon davor, war das auch bei uns der Fall. Die gotischen Kunstwerke wurden als wertlos und ohne künstlerischen Anspruch beurteilt. Das Barock hielt Einzug in unsere Kirche. Der Kreuzaltar wurde um 1730 als Dank für das Erlöschen der Pest gestiftet und stellte den Beginn der Barockisierung dar. Dieses sakrale Kunstwerk ziert ein eindrucksvolles Kreuz, flankiert von den beiden Pestpatronen Rochus und Sebastian.
Auch eine neue Kanzel wurde in dieser Zeit errichtet. Sie wird am Schalldeckel von der Figur eines Engels mit den Tafeln der zehn Gebote abgeschlossen.
1770 wurde schließlich der in seiner luftig-leichten, rokokohaften Bauweise in den Chorraum hinein komponierte Hochaltar aufgestellt. Dominierend ist das große Altarbild des Malers Johann Georg Tompke, das unseren Kirchenpatron Gallus darstellt. Interessant sind auch die beiden überlebensgroßen Statuen, die sich über den Opfergangsportalen des Altars erheben. Links der heilige Ägidius, der Patron unserer Filialkirche Hohenstein, rechts die heilige Elisabeth, Schutzheilige von Altenberg, einstmals ebenfalls Filiale von Gallneukirchen. Der Altar wird gekrönt mit der Darstellung der Dreifaltigkeit und mit Attributen, die an den Kirchenpatron erinnern: Rechts der berühmte "Gallusbär", links ein Fischernetz, in Erinnerung an das Wirken des Heiligen am Bodensee.
Die besondere Güte der Stuckmarmorimitation der Säulen und des Gebälks tritt jetzt seit der Freilegung der ursprünglichen Farbgebung wieder neu zu Tage.
Der Brand 1773 brachte keine Schäden im Kircheninneren. Allerdings wurden das Kirchendach, die Glocken und der Zwiebelhelm ein Raub der Flammen. Alte Fotografien zeugen noch von dem über 100 Jahre bis 1877 bestehenden pyramidenhaften Notdach, das den Turm mehr schlecht als recht abschloss. Vom damals 1773 angeschafften wertvollen Geläute bei Andreas Grohe in Wels hat sich noch die Sterbeglocke erhalten. Alle anderen Glocken des mächtigen Geläutes wurden 1949 bei Oberascher in Salzburg gegossen.
Wesentlich für die Geschichte unserer Kirche war dann noch das Jahr 1909, einmal mehr hatte sich das Kunstempfinden grundlegend geändert. Jetzt war man bestrebt, der Gotik wieder mehr Raum zu geben. Schon 1888 bzw. 1892 wurden deshalb im neugotischen Stil die Emporenaufgänge und die Sakristei errichtet, und nun 1909 kam es zu weitgehenden Veränderungen. Die Empore wurde verlängert, Bänke, Seitenaltäre und Orgel neu angeschafft, alles im Stil der Neugotik, die die alten Vorbilder nachzuahmen versuchte.
Dem Bestreben der Pfarrer Silberhumer und Oisser nach Einheitlichkeit und edler Ausstattung der Kirche ist es zu danken, dass in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts die Seitenaltäre wieder barock gestaltet worden sind. Mit dem Künstler Alois Dorn kam darüber hinaus auch noch ein moderner Akzent in unseren Kirchenraum. Sein beeindruckendes, 1981 entstandenes Gallustor in Bronze sowie das Mosaikbild des Kirchenpatrons wurde von Kunsthistorikern sehr gelobt.
Seit der Generalsanierung 2006/2007 präsentiert sich nun unser Kirchenraum als heller, bei all den Kunstwerken doch auch schlicht wirkender Ort, der zum Verweilen, zum Gebet einlädt und den Eintretenden als Kontrapunkt zum betriebsamen Alltag zur Ruhe und innerem Gleichgewicht kommen lässt.