Predigt der Wortgottesfeier vom 6. Sonntag der Osterzeit 17. Mai 2020
Predigt
zum Evangelium nach Joh. 14,15-21
6. Sonntag der Osterzeit Lesejahr A
17. Mai 2020 Eidenberg
Der Schlüssel zum Glück
Liebe Mitchristen!
Vor längerer Zeit sagte eine Frau: "Wissen Sie, ich bin in meinem Leben immer noch auf der Suche. Ich suche den Schlüssel zum Glück."
Liebe Mitchristen!
Dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht. Wie ist das bei Ihnen? Wie ist das bei mir selbst? – Sind Sie auch auf der Suche nach dem Schlüssel zum Glück?
Ich denke, jeder möchte gerne glücklich sein und glücklich werden. Die Frage ist nur: Wie wird man glücklich? Wo liegt der Schlüssel?
Und ich dachte: Vielleicht finde ich Antwort, wenn ich einmal meinen eigenen Schlüsselbund hernehme, ihn betrachte und ein bisschen nachdenke. Was trage ich da mit mir herum? Welche Möglichkeiten erschließen sich mir?
- Da ist der erste Schlüssel, - leicht zu erkennen - der Autoschlüssel. Ist er vielleicht der Schlüssel zum Glück?
Man kann damit viel unternehmen: Fortfahren in den Urlaub, einen guten Freund besuchen, schnell zur Stelle sein, wo man gebraucht wird. Man kann aber auch davonfahren, vor sich selber fliehen. Man kann Energie vergeuden, die Umwelt allmählich zerstören. Man kann sich und andere Menschen gefährden, verletzen, töten oder selbst ums Leben kommen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Autoschlüssel tatsächlich immer ein Schlüssel zum Glück ist.
- Da hängt noch ein anderer Schlüssel am Bund. Der passt zu einer Geldkassette. Ich muss ehrlich sein, den habe ich gestern extra dazugehängt. Den trage ich sonst nicht mit mir herum.
Aber für diese Ansprache dachte ich mir: Der Schlüssel zum Geld erscheint uns doch auch immer wieder als der Zugang zum großen Glück. Wohlstand, Besitz und Reichtum, das sind schon wichtige Größen in unserem Leben. Ich glaube spätesten jetzt in dieser Krisenzeit sind viele draufgekommen, dass Geld allein nicht glücklich macht, aber es beruhigt, sagt man. Es verleiht Sicherheit und Zufriedenheit. Oder stimmt das auch wieder nicht? Ist Gesundheit vielleicht wichtiger?
- Der nächste Schlüssel passt ins Türschloss meiner Arbeitsstelle. Er soll heute stellvertretend für alle Arbeitsplätze stehen, wo wir tätig sind. Finden wir dort ausschließlich unser Glück?
Arbeit wird manchmal als Zwang erfahren und sie belastet uns sehr. Manche arbeiten und plagen sich bis zur Erschöpfung, oder haben unangenehme Mitarbeiter, die ihnen die Arbeit schwer machen. Auf der anderen Seite aber wissen wir doch, dass Arbeit etwas Sinnvolles ist: Broterwerb, Selbstbestätigung, Dienst an der Gesellschaft; wenn wir etwas leisten und zustande bringen, wenn wir unser Können unter Beweis stellen, stellt uns das zufrieden. Arbeit, das bedeutet auch Ansehen, vielleicht sogar Karriere. Arbeit kann durchaus einen Menschen glücklich machen und ihn ausfüllen, seinem Leben einen Sinn geben. Aber nur arbeiten, macht das Sinn? Ob wir darin die einzige, letzte menschliche Erfüllung finden, wenn einer nur seinen Beruf und die Arbeit kennt, möchte ich bezweifeln. Ist er dann nicht doch auch armselig?
- Da habe ich noch den Schlüssel zu meinem Haus. Auch wenn ich spät nach Hause komme, komme ich noch rein. Der Hausschlüssel sagt mir: Du hast ein Zuhause. Wie viele Menschen haben in dieser Zeit kein Zuhause? Wir dürfen heimkommen in die Geborgenheit, nicht nur in unsere vier Wände, auch in die Geborgenheit, dass wir bei guten, bei lieben Menschen zuhause sind. Ich denke: der Hausschlüssel ist wohl am ehesten ein Schlüssel zum Glück, mehr als alle anderen, die wir herumtragen. Er ist ein Zeichen dafür, dass wir in aller Regel mit Menschen zusammen sein dürfen, die wir mögen und die uns gern haben. Er ist ein Zeichen der Liebe, die uns glücklich macht. Die Familie ist bei aller Mühe und Last und bei allen Enttäuschungen, die es auch da gibt, doch für die meisten der Schlüssel zum Glück.
- Ich habe noch einen Schlüssel dabei. Einen solchen haben wohl die wenigsten von Ihnen. Es ist der Schlüssel zur Kirche. Aber im übertragenen Sinn haben Sie diesen Schlüssel doch alle auch bei sich, den Schlüssel - letzten Endes - zu Gott.
Man braucht zu Gott keinen Schlüssel aus Metall. Gott verschließt sich nicht hinter einem Sicherheitsschloss. Gott hat offene Türen und ist jederzeit zugänglich und erreichbar. Jesus sagt uns das auch heute wieder im Evangelium. "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Und er wird von meinem Vater geliebt werden."
Das also ist der wahre Schlüssel zu Gott, wenn wir immer wieder bemüht sind, seine Gebote zu halten. Die Gebote sind nicht da als Einschränkung unserer Freiheit. Sie sind da als Hilfe, um unser Leben zu erleichtern und abzusichern. Sie sind freundschaftliche Wegweiser. In dieser Richtung musst du gehen, damit es für dich und deine Mitmenschen nicht gefährlich wird. Hinter jedem Gebot steht die Sorge um das Glück der Menschen. Hinter jedem Gebot steckt eine Portion Menschenfreundlichkeit, im weitesten Sinn die Liebe.
Aus Liebe nimmt die Mutter dem kleinen Kind die Schere, das Messer oder das Licht weg.
Aus Liebe setzen sich Eltern mit ihren jugendlichen, heranwachsenden Kindern auseinander, reden mit ihnen, ringen, bremsen, setzen Grenzen, die zu überschreiten gefährlich wäre.
Auch Gott liebt uns und schützt uns durch die Gebote, die er uns mitgegeben hat. Gottes Gebote sind wie Leitplanken, die uns bewahren vor dem Absturz ins Chaos. Gottes Gebote sind wie ein Geländer, an dem wir festen Halt finden sollen.
Gottes Weisungen und Gebote sind sozusagen der Schlüssel zum Glück!
Wenn ich an einem Brückengeländer stehe, dann werde ich das nicht als Einschränkung meiner persönlichen Freiheit betrachten, sondern ich weiß: Hier hat sich jemand, schon lange bevor ich da war, Sorgen gemacht um meine Sicherheit und um meinen Schutz. Genauso hat Gott schon bevor wir da waren, mit seinen Geboten gesorgt um unser Wohl und Glück. "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Und er wird von meinem Vater geliebt werden. Ich werde euch nicht als Waisen zurück lassen:“
Er sorgt für uns. Er ist für uns wie eine gute Mutter oder ein guter Vater, der für die Seinen sorgt. Er ist um unser aller Wohl besorgt.
Liebe Mitchristen!
Nun stecke ich zum Schluss meiner Ansprache die Schlüssel wieder ein. Aber ich will sie nicht verlieren, schon gar nicht den Schlüssel, der zu den Mitmenschen führt, und erst recht nicht den Schlüssel, der mir den Weg zu Gott eröffnet.
Ich wünsche und erbitte für euch bei Gott, dass ihr immer wieder den Schlüssel zu Gott findet. Amen.