Ostermontagsevangelium und Gedanken zum Evangelium von Ferdinand Aichinger
EVANGELIUM nach Lukas LK 24,13-35
Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14 Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
15 Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.
16 Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
17 Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen
18 und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19 Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk.
20 Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21 Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22 Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23 fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24 Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25 Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26 Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen?
27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29 aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30 Und es geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen.
31 Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken.
32 Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?
33 Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren.
34 Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35 Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
GEDANKEN ZUM EVANGELIUM von Ferdinand Aichinger, Wortgottesdienstleiter
Der Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu.
Der Ostermontag könnte der Tag unserer Auferstehung sein, wenn wir wie die beiden Jünger uns auf den Weg nach Emmaus machen und uns Schritt für Schritt die Augen und das Herz öffnen lassen, bis wir lernen, mit dem Herzen zu sehen.
Mit dem Herzen sehen ist nicht die Stärke unserer Kultur. Wir sehen eher mit den Augen des Verstandes. Die Sicht des Verstandes ist oft das Entweder - Oder. Der Blick des Herzens ist das Sowohl als Auch. Das ist der Blick, der das Verbindende sieht, der nicht auseinanderlegt sondern zusammenführt, das Ganze erkennt und über sich selbst hinausweist. Es ist der Blick, mit dem wir die Welt neu ja „doppelt“ sehen.
- Wo wir zuvor Brot nur als Nahrungsmittel sahen, ist es nun auch Brot des Lebens.
- Wo wir bisher im anderen nur einen Nachbarn, einen Freund oder eine schwierige Herausforderung sahen, sehen wir ihn jetzt zugleich als Bild Gottes.
- Wo wir zuvor nur Leiden sahen sind wir nun mit der Hoffnung im Leid verbunden.
Mit dem Herzen sehen wir die Spuren Gottes oft gerade dort, wo wir sie am wenigsten erwarten. Auferstehung geschieht uns, wenn uns die Augen des Herzens aufgehen – für ein Brot, das gebrochen wird, für eine Tür die sich öffnet, für Hände, die sich (uns) entgegenstrecken, für Füße, die sich für (uns) in Bewegung setzen, für einen Gesang, der sich nicht unterdrücken lässt…
Die beiden Jünger erfahren Jesus auf dem Weg. Wer ihn erfahren will, muss sich aufmachen, den Weg antreten. Und vielleicht gesellt sich Jesus zu mir, bricht mir das Brot, legt mir die Schrift aus und gibt sich zu erkennen. Doch diese Erkenntnis und das Sehen mit dem Herzen muss weitererzählt werden. Nur so kann ich wie die Jünger zum Zeugen werden, Zeuge des Auferstandenen, Zeuge des neuen Lebens. Was hält mich zurück? Was hindert mich an meinem Aufbruch?
Grundgedanke aus dem Te Deum
GEBETE
Ich will mich aufmachen zu dir,
du mein Gott.
Komm du mir entgegen
und geh meinen Weg mit.
Ich will mich aufmachen zu dir.
F.AI
Gott, ich sehe oft nur, was vor meinen Augen liegt
und lasse nur gelten, was ich mit meinem Verstand erfassen kann.
Gib mir Osteraugen und
gib mir ein Osterherz,
damit ich tiefer, höher und weiter sehe
und in dem, was mich bewegt,
die Spur deiner Gegenwart entdecke.
Darum bitte ich dich Herr Jesus Christus.
F.AI