Informations-Veranstaltung „Pfarre neu“ am 20. Okt. 2024
Nach dem Sonntagsgottesdient füllte sich der Veranstaltungssaal. Das Interesse der Bevölkerung übertraf die kühnsten Erwartungen, der Saal wurde so richtig voll und es gab sogar Stehplätze. Auch viele Junge waren gekommen.
PGR-Obmann Thomas Schwierz begrüßte die Gäste und Ehrengäste, darunter Pfarrer Abt Dr. Reinhold Dessl und Bürgermeister Adi Hinterhölzl, und ganz besonders den Referenten Mag. Matthäus Fellinger. Schwierz leitete durch das Programm, das von der A-Capella Gruppe Voice-X musikalisch vom Feinsten aufgelockert wurde.
Matthäus Fellinger stellte als Einleitung zu seinen Ausführungen die Gemeinschaft, das Zusammenstehen, auch unter heutigen Bedingungen, in den Vordergrund. Während vor 20 Jahren noch ca. 20% der Katholiken in Oberösterreich regelmäßig Gottesdienste besuchten, seien es heute zehn Jahre später schon weniger als 10%. Auch die Zahl der Katholiken sei merklich im Sinken begriffen. Die Kurve weise stetig nach unten.
Darauf reagierte die Diözese mit der Strukturreform. Die 475 Pfarren in der Diözese Linz werden zu 39 „Pfarren“ zusammengeführt und diese in 7 bis 21 (im Schnitt 14) „Pfarrgemeinden“ untergliedert, welche den bisherigen Pfarren entsprechen. Geleitet werden die neuen Pfarren von einem Pfarrvorstand, bestehend aus Pfarrer, Pastoralem Vorstand (Theologe oder Theologin mit Aufgabe der Seelsorgekoordination) und Wirtschaftlichem Vorstand (Verwaltung, Finanzen). Im Pfarrlichen Pastoralrat sowie Pfarrlichen Wirtschaftsrat sitzen Vertreter aller Pfarrgemeinden. Die Pfarrgemeinden werden von ehrenamtlichen Seelsorgeteams geleitet, die eine hauptamtliche Ansprechperson zur Seite gestellt bekommen.
Die Umsetzung soll mit Jänner 2026 mit der kirchenrechtlichen Einrichtung abgeschlossen sein. Die Diözese sehe im Strukturprozess keine Notlösung, sondern eine Chance. Die Pfarrgemeinden werden untereinander in Beziehung stehen, doch das Pfarramt bleibe Anlaufstelle vor Ort. Das Glaubensleben liege weiterhin in der Hand der Pfarrgemeinden. Man solle aber nur das machen, was möglich sei. Nicht Quantität, sondern Qualität sei oberstes Gebot.
Bei der anschließenden Diskussion wurde neben praktischen Details auch die Frage aufgeworfen, woher die Ehrenamtlichen kommen sollen, die die Diözese voraussetzt. Die Antwort war, dass nicht mehr alles gehen werde und vielleicht auch nicht mehr in jeder Kirche jeden Sonntag Gottesdienst gehalten werden könne.
Da die Zukunft bei der Jugend liegt, spielte die Jungschar eine „Podiumsdiskussion“ eines Pfarrers der Vergangenheit, eines Pfarrers der Gegenwart und eines der Zukunft zu dem Thema, wie Kirche 2050 aussehen könne. Mit viel Witz und Charme wurde die Fragen nach dem Ritus (konservativ oder modern), nach dem Liedgut, der Rolle der Frau in der Kirche anhand der Ministrantinnen und letztliche der Zölibat angesprochen.
Es war eine mehr als gelungene Vorstellung mit sehr viel charmant verpacktem Realitätsbezug. Zum Drehbuch, das die Jungscharleiterin Lisa Kitzmüller mit ihren Kolleginnen und den Kindern geschrieben und ausgearbeitet hatte, kann man nur gratulieren.
Abt Reinhold resümierte, man werde Neues mit Althergebrachtem verbinden müssen und könne durchaus auch den Wert von Traditionellem wiederentdecken. Zum Abschluss gab Abt Reinhold den Anwesenden ein paar Gedanken zur Spiritualität mit auf den Weg. Die Sinnfrage „Wozu bin ich da?“ und Spiritualität seien Basis und Inhalt der Strukturreform.
Die Besucher saßen noch eine Weile bei Würstel und Getränken, sowie Mehlspeisen und Kaffee beisammen, bevor sie die Aufbruchstimmung, die vor allem durch den Beitrag der Kinder entstanden war, mit nach Hause nahmen.