Dein Bruder lebt - er war verloren und ist wiedergefunden!

Das Sonntagsblatt zum Ausdrucken und zum Nachlesen
Die Verlautbarungen der kommenden Woche
„Lebendiger und anschaulicher hat Jesus den Vater im Himmel nie geschildert als hier.“ So beschreibt der große Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar das heutige Evangelium. Selten hat uns Jesus also so klar gesagt, was sein Herzensanliegen ist. Er zeichnet mit dem Gleichnis vom „barmherzigen Vater“ bzw. vom „verlorenen Sohn“ - wie es heute allgemein bezeichnet wird – ein wunderbares Gottesbild und er entwirft damit einen einladenden Blick auf das bevorstehende Reich Gottes.
Alle drei abrahamitischen Religionen, Juden, Moslems und Christen, berufen sich auf diesen einen liebenden und barmherzigen Gott. Es stimmt mich daher immer wieder traurig, wenn ich beobachten muss, dass gerade die besonders eifrigen und fundamentalistisch angehauchten Vertreter in diesen Religionsgruppierungen überzeugt sind, sie seien etwas Besseres, denn nur sie allein würden diesen Gott erkennen. Nur sie hätten den „wahren Glauben“ und damit Zugang zum Paradies. Leider wurden gerade deshalb nicht nur in grauer Vorzeit für diesen „wahren Glauben“ Kriege geführt und die jeweils anderen verfolgt. Dabei war, wenn ich in die Kirchengeschichte schaue, auch unsere katholische Kirche nicht ganz unschuldig. Gab es doch vorkonziliar die, sich von anderen kirchlichen Gemeinschaften abgrenzende, Ansicht: Nur die Katholische ist die wahre Kirche Christi, außerhalb der es kein Heil gibt. Es war der frische Geist des 2. Vatikanischen Konzils, vor nunmehr 60 Jahren, der schließlich eine neue Ära in den Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen einleitete und gleichfalls zum Dialog mit den nichtchristlichen Religionen, insbesondere dem Judentum und dem Islam, aufgefordert hat. Selbst die religiösen Heilswege von Hinduismus und Buddhismus wurden gewürdigt, mit dem Hinweis auf die „universalen Liebe Gottes zu allen Völkern aller Zeiten“.
Aus den Predigtgedanken von Dr. Wolfgang Traunmüller