Einen für viele unerwarteten Verlauf nahm die sehr gut besuchte Pfarrversammlung am 9. Juli beim Dorf.Wirt. Nach einer Präsentation der bisherigen Planung der Kircheninnenrenovierung war vor allem der Umbau des Altarraumes, im Speziellen des Altares, Anlass zu sehr intensiv vorgetragener Kritik. Die anwesenden PGR-Mitglieder und deren Obmann Helmut Schneiderbauer, der den Abend moderierte, mussten zur Kenntnis nehmen, dass das lang vorbereitete Projekt, zumindest was den Altar betrifft, großteils nicht dem Wunsch der Anwesenden entsprach.
Manches wurde sehr emotionell vorgetragen und war in der Weise, wie es vorgebracht wurde, auch verletzend. Nicht Weniges von dem, was gesagt wurde, war aber eindeutig außerhalb einer unter Christen üblichen zwischenmenschlichen Umgangsform und stellenweise auch beschämend.
Viele haben sich auch gefragt, warum ein Altar die Wogen so hoch gehen lässt, es viele aber scheinbar nicht belastet, dass die Jugend der Kirche fern bleibt. Wie viele Personen würden wohl zu einer Pfarrversammlung mit diesem Thema kommen? Was nützt aber der schönste Altar, wenn ihn womöglich keiner mehr ansieht?
Auch die anwesenden Gäste, Architekt DI Wolfgang Schaffer (Baureferat der Diözese), Dr. Martina Gelsinger (Kunstreferat), Andreas Sagmeister (Sieger des Künstlerwettbewerbes), Prof. Ewald Walser (Kunstuni Linz, Entwurf der Kirchenfenster) und Dechant Johann Gmeiner hatten mit so einem Verlauf nicht gerechnet und fanden trotz schlagender Argumente wenig bis kein Gehör in der emotional geführten Debatte.
Ebenso wurde nicht gutgeheißen, dass der PGR scheinbar gegen den Widerstand des Pfarrprovisors dies umzusetzen beabsichtige, was aber nicht den Tatsachen entspricht, weil dies gar nicht möglich ist. Laut diözesanen PGR-Statuten hat der Pfarrer/Pfarrprovisor ein Vetorecht gegen alles, was vom PGR beschlossen wird, selbstverständlich auch gegen den geplanten Altar. Pfarrprovisor Gratzer hatte aber seine anfänglichen Bedenken gegen den Altar nach Zustimmung des Bischofs zu den verwendeten Materialien zurückgezogen und erst bei der Pfarrversammlung zur Überraschung aller anwesenden Pfarrgemeinderäte wieder erneuert.
Erläuterungen des Chronisten zu den Vorgängen, die letztendlich zu diesem Eklat geführt haben:
Am 5.11.2008 fand auf Vorschlag des Kunstreferates der Diözese Linz ein Künstlerwettbewerb statt. Von diözesaner Seite wurden Frau Dr. Martina Gelsinger, Mag. Philipp Schachinger und Beate Luger-Goyer als Fachpreisrichter beauftragt, als liturgischer Berater stand Mag. Johann Stockhammer zur Verfügung. Nachdem alle drei Künstler (Walter Kainz, Barbara Reisinger und Andreas Sagmeister) ihre Arbeiten vorgestellt hatten, wurden die Projekte intensiv nach allen Richtungen durchleuchtet. Jeder der anwesenden Fachleute schilderte seine Meinung zu den einzelnen Projekten und beantwortete Fragen unsererseits. Zuletzt fand noch eine interne Beratung der anwesenden PGR-Mitglieder, des Pfarrprovisors Josef Gratzer und unseres Bürgermeisters Karl Einböck statt, anschließend wurde abgestimmt.
Als Sieger ging das Projekt von Andreas Sagmeister hervor, es erhielt alle 6 Stimmen der Jury (3 Fachpreisrichter, 3 Stimmen für den Beschluss des PGR). Dieses Projekt enthielt auch den später in der Pfarrversammlung abgelehnten Altar in Glas- und Metallausführung. Bgm. Karl Einböck stimmte ebenso für das Projekt, lediglich Pfarrprov. Gratzer enthielt sich wegen der Materialien des Altars der Stimme. In der darauffolgenden PGR-Sitzung teilte er mit, dass er einen Altar aus diesen Materialien ablehne. Aus diesem Grund wurde Dechant Gmeiner hinzugezogen, durch dessen Vermittlung der Altar in seiner geplanten Form dann auch von Diözesanbischof Schwarz genehmigt wurde. Pfarrprov. Gratzer stimmte daraufhin - eben wegen der Bischofsentscheidung - ebenso dem Projekt zu. Dies, obwohl er vom stellv. PGR-Obmann Helmut Schneiderbauer darüber informiert wurde, dass ihm ein Veto-Recht zustünde, das der PGR selbstverständlich akzeptieren würde. Dies wurde von ihm zu diesem Zeitpunkt aber nicht in Anspruch genommen.
Umso erstaunter waren die PGR-Mitglieder, dass Pfarrprov. Gratzer in der Pfarrversammlung dann vor den versammelten Pfarrmitgliedern eine gänzlich andere Meinung kundtat und den Altar plötzlich wieder ablehnte, ohne vorher Dechant Gmeiner, den PGR oder die Anwesenden der Diözese darüber informiert zu haben. Mehrere PGR-Mitglieder einschließlich des PGR-Obmanns Dr. Helmut Schneiderbauer zogen daher kurze Zeit später die Konsequenzen und traten zurück. Die Begründung von Helmut Schneiderbauer lautete:
„Wenn Beschlüsse des PGR in demokratischer Abstimmung getroffen werden, der Pfarrprovisor in der Sitzung aber nicht den Mut aufbringt, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen und dafür die Pfarrbevölkerung aufhetzt und benutzt, seine Wünsche durchzusetzen, dann hat PGR-Arbeit keinen Sinn.“
Umso grotesker erscheint rückblickend das Geschehene, wenn man bedenkt, dass der Pfarrprovisor in Dorf sein Amt nur zwölf Monate ausgeübt hat.