DDr. Franz Ohnmacht - statt Seelsorger in Dietach Haft im KZ
Franz Ohnmacht wurde 1893 als Sohn eines Arztes in Raab
(OÖ) geboren, absolvierte das Gymnasium in
Kremsmünster und studierte anschließend in Rom
Theologie. Nach seinem Doktorat in Philosophie setzte er
sein Studium in Innsbruck fort und wurde 1916 – mitten im
ersten Weltkrieg – zum Priester geweiht. Ab 1919 war er
als Sekretär und Zeremoniär des Bischofs tätig und
unterrichtete ab 1923 an der Theologischen Lehranstalt in
Linz. 1934 ernannte ihn Bischof Gföllner zum
Generaldirektor der Katholischen Aktion. Obwohl sich
1933 alle Priester aus der aktiven Politik zurückziehen
sollten, war DDr. Franz Ohnmacht 1934 bis 1936 als
Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften im
oberösterreichischen Landtag. Er war einer der
wichtigsten Mitarbeiter des Bischofs und besaß in
höchstem Maße sein Vertrauen. In der Ablehnung des
Nationalsozialismus stimmten beide überein. Schon am
13. März 1938 wurde er verhaftet, weil er für ein
unabhängiges Österreich eingetreten war. Drei Monate
später – Mitte Juni 1938 - wurde er mit anderen politischen Häftlingen in das KZ Dachau
abtransportiert. „Als wir um unseren Beruf gefragt wurde, stellte sich heraus, dass Dr. Ohnmacht ein
Priester sei. Die unflätigsten Schimpfworte eines jungen SSlers waren die Folge“, schildert ein
Mithäftling eine Begebenheit auf dem Transport nach Dachau.1 Von September 1939 bis Dezember
1940 war im KZ Buchenwald und dann bis 16.März 1943 wieder in Dachau. Eineinhalb Jahre musste
er in der Strafkompanie im Steinbruch arbeiten. „Weil er öfter Beichte hörte und seelsorglich tätig
war, musste er pfahlstehen, wurde auf den bloßen Körper geschlagen und schwer verwundet, musste
er noch mehr als andere hungern.“2 Eine medizinische Behandlung vor seiner Entlassung zerstörte
seine geistigen Kräfte.
Am 1.September 1938 wurde er zum Kooperator von Dietach ernannt, obwohl er zu dieser Zeit
schon im KZ Dachau war. Die Zeit nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau im Jahr 1943 musste
er in Gadebusch in Deutschland verbringen und kam erst Anfang August 1946 nach Linz zurück.
Bischof Fließer hatte ihn im April 1943 zum Notar des kirchlichen Diözesangerichtes ernannt und
enthob ihn gleichzeitig als Kooperator von Dietach. Durch die Folgen der KZ-Haft litt DDr. Ohnmacht
an Gedächtnisschwäche und Verlust des Sprachvermögens. 1954 starb er in Linz. In Dietach, wo er
während des Krieges als Seelsorger wirken sollte, blieb er unbekannt.
Karl Ramsmaier
1 Rudolf Zinnhobler, Professor DDr. Franz Ohnmacht, in: Jan Mikrut (Hg.), Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium
des 20.Jahrhunderts, Linz 2015, 187
2 Rudolf Zinnhobler, Professor DDr. Franz Ohnmacht, in: Jan Mikrut (Hg.), Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium
des 20.Jahrhunderts, Linz 2015, 188