Dr.-Karl-Mayr-Orgel
Bevor auf ein Prunkstück der Diersbacher Pfarrkirche, die Dr. Karl Mayr-Orgel eingegangen wird, sollen noch kurz die Vorläufer der heutigen Orgel erwähnt werden.
Die älteste Orgel, von der wir Nachricht haben, wurde 1807 vom Diersbacher Lehrer und Organisten Simon Parthauser gebaut. Diese Orgel, die zehn Register aufwies, musste zwar wiederholt repariert werden (1824/25 wurde sie von Parthauser noch selbst repariert), versah aber bis 1889 ihren Dienst. Im April 1889 wurde vom Orgelbauer Albert Mauracher aus Salzburg um den Preis von 1.719 Gulden eine neue Orgel mit elf Registern und zwei Manualen aufgestellt. Sie kam bei der Auferstehungsfeier am Karsamstag zum ersten Mal zum Einsatz. Bis 1939 musste noch ein Kalkant diese Orgel aufziehen. Als aber der Orgelaufzieher Johann Veit, der den Dienst 20 Jahre versehen hatte, aus Altersschwäche seinen Dienst aufgab, wurde im Zuge einer Orgelreparatur auch ein elektrisches Orgelgebläse angeschafft. Die „Mauracher-Orgel“ wurde 1988 im Zuge der Kirchensanierung und –renovierung abgetragen und nicht mehr aufgestellt, sondern diente in den Jahren 1990 bis 1996 ein Harmonium als Provisorium.
Nach einer entsprechenden Ausschreibung wurde im Jahr 1993 in Abstimmung mit dem Orgelreferat der Diözese der Orgelbauer Alfred Führer aus Wilhelmshaven in Norddeutschland mit dem Bau einer neuen Orgel für die Diersbacher Pfarrkirche beauftragt. In der Folge brachte sich aber Dr.med. Karl J. Mayr aus Wien als Sponsor ein. Der gebürtige Kallinger hatte schon als junger Student oft den Organisten vertreten, wobei er damals schon davon geträumt hatte, auch in Diersbach einmal auf einer großen, schönen Orgel spielen zu können. Nach 50 Jahren konnte er sich nun seinen Traum erfüllen. So wurde es möglich, dass Diersbach die zweitgrößte Orgel im Bezirk Schärding und damit die viertgrößte Orgel des Innviertels erhielt.
Die Orgelbauwerkstätte Führer mit dem eigenen Intonateur Heiko Lorenz fertigte eine handwerklich gediegene und künstlerisch einzigartige Orgel an. Eine Besonderheit stellen dabei die Arbeiten des international anerkannten Intonateurs Karl Nelson aus Göteborg in Schweden von der amerikanischen Orgelbauwerkstätte John Brombaugh (Eugen-Oregon) dar, der in Anlehnung an historische norddeutsche Vorbilder die Zungenregister selbst geplant, ausgeführt und intoniert hat. Es entstand eine Orgel mit drei Werken, zwei Manualen und einem Pedal, wobei alle drei Werke zusammen 1470 Pfeifen haben, die entsprechend ihrer vom Orgelbauer beabsichtigten Klangfarbe aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt sind. Die Disposition, die Zusammensetzung der Register der Orgel, erfolgte durch einen geborenen Diersbacher, Herrn Mag. Johannes Dandler von der Orgelkommission der Diözese Linz. Auch die übrigen Arbeiten wurden von den allerbesten Fachleuten durchgeführt, wobei mit Johann Waldbauer aus Krems einer der allerbesten Restauratoren die Fassungs- und Vergolderarbeiten und der Bildhauer T. T. Top aus Kruisweg in Holland die Schnitzereien ausführte.
Dr. Karl Mayr
Dank der Großzügigkeit von Dr. Karl J. Mayr entstand eine Orgel, die sich an die barocke Ausstattung der Kirche anlehnt und zu schönster Harmonie zwischen Raum und Instrument gelang. Die Orgel gilt als besonderes Juwel und stellt unter anderem durch das mitteltönige Stimmsystem der Arp-Schnitger-Orgel zu St. Cosmae in Stade (1675) in der ganzen österreichischen Orgellandschaft etwas Außergewöhnliches dar
Die Orgel wurde nach einer fast dreijährigen Bauzeit Ende 1995 fertiggestellt. Eingeweiht und gesegnet wurde sie am 24. Februar 1996 durch Diözesanbischof Maximilian Aichern, wobei Dr. Karl J. Mayr bei der Segnung nun als Erster mit spürbarer Freude der noch „jungfräulichen“ Orgel spielte. Im Rahmen der Feier überreichte Bürgermeister Karl Hörlberger außerdem Dr. Karl J. Mayr, der zugleich Verfasser der Diersbacher Hymne, des „Diersbacher Liedes“ ist, den Ehrenring der Gemeinde Diersbach. Selbstverständlich erhielt die Königin der Instrumente auch den Namen „Dr. Karl Mayr-Orgel“.
Im Jahr der Orgeleinweihung (1996) wurde die so genannte „Innviertler Orgelreise“ gegründet. Seither ist auch die Pfarrkirche Diersbach stets ein Fixpunkt dieser Orgelreise. Es sind jedes Jahr namhafte internationale Orgelvirtuosen hier zu Gast.
Im Sommer 2008 beauftragte Dr. Karl J. Mayr Orgelbaumeister Karl Nelson mit einer prüfenden Durchsicht und Reinigung der Orgel. Dabei ergab sich die Möglichkeit, dass die allgemeine Tongebung und Klangwirkung noch verbessert und veredelt werden konnte. Den krönenden Abschluss dieser Revision bildete ein eindrucksvolles Orgelkonzert im Rahmen einer feierlichen Aufführung der Krönungsmesse von W. A. Mozart. An der Orgel und als Dirigent der Messe wirkte Mag. Johannes Dandler. Außerdem befanden sich im hervorragenden Solistenensemble mit Dr. Monika Penzinger (Sopran) und Gerhard Reiterer (Tenor) zwei weitere geborene Diersbacher.