Kircheninneres
Mehr als für das Äußere hatte man in alten Zeiten für das Kircheninnere übrig. So ergibt sich aus der Kirchenrechnung des Jahres 1759, dass Diersbach für Kirchenzier 284 Gulden ausgegeben hat, womit es an der Spitze aller Gotteshäuser im Landgericht Schärding stand. Die größten Investitionen wurden allerdings in den Jahren 1670/71 getätigt. 1670 wurden vom Gotteshaus Taufkirchen 100 Gulden für den Bau eines neuen Seitenaltares ausgeliehen und 1671 waren es sogar 1.235 Gulden, die für den Neubau eines Mesnerhauses, die Errichtung eines Seitenaltars und einer Kanzel und die Anschaffung einer Monstranz ausgeliehen wurden. Aufgrund des ähnlichen Aufbaus ist allerdings anzunehmen, dass im 17. Jahrhundert nicht nur die beiden Seitenaltäre sondern auch der heutige Hochaltar entstanden sind.
Der Hochaltar weist einen bewegten barocken Aufbau auf. Das 1798 von Sebastian Schöndorfer in Schärding gemalte Altarbild stellte den Heiligen Martin auf einem Schimmel, wie er einem Bettler die Hälfte seines Mantels reicht, dar. 1862 wurde es durch ein von Caspar Jelle in Innsbruck gemaltes Altarbild ersetzt, welches 400 Gulden gekostet hat. Es stellt wieder den Kirchenpatron Martin, diesmal vor dem Thron der Muttergottes mit dem Jesukind, dar. Den seitlichen Abschluss bilden konvexe Flügelbauten, die von je zwei korinthischen Säulen mit Gebälkkröpfen gebildet werden. Davor sind Statuen der Apostel Petrus und Paulus aufgestellt. Hinter den Säulen befinden sich, wohl als Reste eines älteren Altares, frei ausladende Roncailleornamente mit Putten. Der hohe Altaraufsatz trägt ein Bild von der Krönung Marias und weist seitlich ausschwingende Voluten mit sitzenden Engeln auf. Das Altarholz ist graugrün und rotbraun marmoriert. 1909 wurde vom Bildhauer Linzinger aus Linz ein neues Tabernakel aufgestellt. Das alte, auf den Dachboden geräumte Tabernakel war in weiß und gold gefasst. Daraus kann geschlossen werden, dass auch der Hochaltar ursprünglich in diesen Farben gefasst war
Altarbild von Casper Jelle 1862
Die beiden Seitenaltäre, die dem Heiligen Sebastian und der Muttergottes Maria geweiht sind, weisen einen ähnlichen Aufbau wie der Hochaltar auf. Ursprünglich hatten die Seitenaltäre Altarblätter, und zwar der Marienaltar ein Bild der Maria vom guten Rat und der Sebastiansaltar ein Bild des Heiligen Aloisius. 1856 wurden anstelle dieser Altarbilder rundbogige Nischen mit Statuen Sebastians und Marias aufgestellt, die Bilder wurden rechts und links des Hochaltars aufgehängt. Der Sebastiansaltar, der möglicherweise ursprünglich der Heiligen Katharina geweiht war, enthält auf seinem hohen Aufsatz ein Bild Katharinas, während der Aufsatz am Marienaltar ein Gott-Vater-Bild aufweist. Bei beiden Seitenaltären stehen seitlich auf Konsolen Statuen. Beim Sebastiansaltar sind dies der Heilige Valentin als Bischof mit einem Wickelkind und der Heilige Wolfgang als Bischof mit einem Kirchenmodell und Hacke. Beide Figuren stammen aus der ehemaligen Kirche in Sinzing, die 1786 gesperrt und im 19. Jahrhundert abgerissen wurde. Ältere, aber auch schwächere Arbeiten sind die Figuren am Marienaltar, die die Heiligen Stefan und Laurentius darstellen.
Petrus und Paulus
Der Sebastiansaltar geht auf die Pestzeit zurück. Außerdem war an diesem dem Pestheiligen Sebastian geweihten Altar auch eine St. Sebastians-Bruderschaft gestiftet, welche aber im Zuge der Reformen Josephs II. 1783 aufgehoben wurde.
Auch die Kanzel, welche an der Südseite zwischen Sakristei und Sebastiansaltar angeordnet ist, geht auf die Jahre 1671/72 zurück. Sie ist aus einem Sechseck konstruiert und weist an den Ecken der Brüstung gewundene Säulchen und dazwischen Heiligenstatuetten mit dem Salvator auf (ein Teil der Statuetten wurde allerdings im Laufe der Zeit gestohlen). Darüber befindet sich ein sechseckiger Schalldeckel mit Troddelbehang und aufwärts gerichteten Muscheln mit Ranken als Bekrönung, und die aufsteigenden Voluten tragen ein Postament mit der Statue des Heiligen Georg
Sebastianaltar
Marienaltar
Von den Statuen, die auf großen barocken Konsolen stehend die Kirchenwände schmücken, sind jene des Heiligen Florian und des Heiligen Michael besonders erwähnenswert. Die stark durchgebogenen Körper von graziler Bewegung stellen ausgezeichnete Arbeiten vom Ende des 17. Jahrhunderts dar und werden von Guby der Werkstatt Thomas Schwanthalers zugeschrieben.Die neugotischen Kreuzwegbilder, die an den Seitenwänden hinter den Seitenaltären angebracht sind, wurden 1892 von der Gemeinde finanziert.
Größere Innenrenovierungen gab es in den Jahren 1847, 1882, 1892, 1910, 1927 bis 1932, 1950 und zuletzt 1988 bis 1990. 1892 brachte Maler Scherfler aus Mauerkirchen eine neue Dekorationsmalerei an, wobei diese von Pfarrer Ecker finanziert wurde. 1910 wurde diese Malerei vom Diersbacher Malermeister Otto Wapenik erneuert. Im Advent 1923 wurde durch den Diersbacher Elektriker Johann Bauer elektrisches Licht in die Pfarrkirche eingeleitet. 1950 erhielt die Kirche ein neues Speisgitter, ein neues Terrazzopflaster sowie vier neue Bänke im Presbyterium. 1973 wurde das Gotteshaus um 250.000 Schilling mit einer Kirchenheizung ausgestattet. Seit dem Jahr 1976 ziert den Altarraum ein über 200 Jahre alter barocker Thronsessel, gespendet von dem großen Förderer Dr. Karl J. Mayr.
Erzengel Michael
Hl . Florian
Gravierende Änderungen erfuhr das Kircheninnere bei den Sanierungs- und Renovierungsarbeiten der Jahre 1988 bis 1990. Unter anderem wurden der Altarraum neu gestaltet, ein Volksaltar errichtet, neue Kirchenbänke mit einer neuen Bankheizung angeschafft und die Altäre und Statuen renoviert. Eine ganz wesentliche Änderung war die Abtragung der oberen, wahrscheinlich nach dem Brand des Jahres 1716 errichteten Empore und die Anordnung der Orgel auf der unteren Empore. Auch das Oratorium wurde aufgelassen, dieses Mal ohne größeren Widerstand.
Im Realschematismus des Jahres 1913 wurde in der Beschreibung der Kirche angemerkt, dass die Predigt nicht anstrengend ist.Neben der guten Anordnung der Kanzel ist dies sicherlich auf die ungewöhnliche Akustik der Kirche zurückzuführen. Insbesondere seit der letzten Innenrenovierung dient die Kirche immer wieder auch für Konzertaufführungen, wobei sich die Künstler von der Akustik begeistert zeigen. Selbst für die Aufnahme von Musiktonträgern wurde die Kirche mehrmals ausgewählt.