Martinskirche von Diersbach
Zwischen der Instandsetzung nach dem Brand des Jahres 1716 und der Mitte des 19. Jahrhunderts dürfte sich am äußeren Erscheinungsbild der Kirche nicht viel geändert haben. Lediglich auf und unter der Emporekirche wurde 1833 jeweils ein Fenster ausgebrochen. Einen Einblick in den Zustand der Pfarrkirche vermitteln Akte des Innkreisamtes. So ist 1844 ein Teil der Ölbergkapelle, welche sich damals zwischen der Sakristei und dem Hauptportal entlang der Kirchenmauer erstreckte, eingestürzt. Außerdem war das Kirchendach durch Regengüsse und Stürme schwer beschädigt. Die Reparaturkosten beliefen sich auf 85 Gulden und 54 Kreuzer
Pfarrer Johann Dallinger (1858-1862) ließ den Ölberg verkürzen, eine Steinstiege zum Oratorium anlegen und den Eingang zur Sakristei an die Südseite verlegen. Zuvor befand sich der Sakristeieingang an der Ostseite, sodass die Kirchenbesucher durch die ganze Sakristei gehen mussten, um zur vorderen Kirchentür zu gelangen. Außerdem ließ er einen neuen Aufgang zur Kanzel anlegen. Bereits zuvor war im Jahr 1856 von der Gemeinde unter dem Gemeindevorsteher Thomas Oberöder an der Nordseite ein Leichenhaus angebaut worden, und zwar an die so genannte „Seelenkapelle“, welche damals als Gerätekammer benutzt wurde, früher aber als Leichenraum gedient haben dürfte. Immerhin wird der Raum in einem Schriftstück des Jahres 1838 als „Totenkammer“ bezeichnet. Nach dem Anbau wurde die alte „Seelenkapelle“ in eine Beichtkammer umfunktioniert.
1897 ließ Pfarrer Anton Ecker für einen neuen Aufgang zur Emporekirche und zum Chor an der Nordseite des Kirchturms einen Anbau errichten. Eine Schwerstarbeit für den Steinmetz war dabei, wie es in der Pfarrchronik heißt, das Durchbrechen von Türen durch die dicken Turmmauern für die Zugänge zur Empore und zum Chor. Der Stiegenaufgang im Kircheninneren wurde abgetragen, wobei die dadurch gewonnenen Sitzplätze als „Kirchensitze“ versteigert wurden. Die Versteigerung brachte 99 Gulden herein, was im Hinblick auf die Umbaukosten von rund 1.000 Gulden nur einen kleinen Kostenbeitrag darstellte.
Im Zuge einer Außenrenovierung durch Maurermeister Herzberger im Jahr 1913 wurde der Zugang zum Hauptportal neu gestaltet, wobei auch der Ölberg ein neues Dach erhielt. 1920 wurden auf der dem Ölberg gegenüberliegenden Seite des Vorraumes beim Hauptportal als „Kriegerdenkmal“ für die Opfer des Ersten Weltkrieges Marmortafeln mit den Daten der Gefallenen aus der Pfarre angebracht.
Die in eine Beichtkammer umfunktionierte ehemalige „Seelenkapelle“ hatte keinen direkten Zugang von der Kirche. Die Leute mussten daher außen herum zum Beichten gehen, wobei es draußen, wie es in der Pfarrchronik heißt, oft eine „Mords-Gaudi“ gab. Pfarrer Johann Ennser störte dieser Missstand und ließ 1950 den Zugang von außen zumauern und durch die dicke Kirchenmauer eine Tür zur Beichtkammer durchbrechen.
Auch ein anderer Missstand störte Pfarrer Ennser, wobei er sich allerdings bei seiner Gegenmaßnahme den Unmut so mancher Honoratioren zuzog: Seit jeher waren die „Ehrenplätze“ am Oratorium über der Sakristei ihren Inhabern heilig. 1930 hatte der Sattlermeister Dobler aus Kalling die „Ehrenplätze“, wie sie selbst in der Pfarrchronik genannt wurden, neu gefasst. Als aber 1947 Pfarrer Ennser mit den Ministranten auf und unter dem Fußboden 460 „Zigarren- und Virginierstumperl“ fand, verfügte er die Sperre des Oratoriums. Dies sorgte für einen entsprechenden Wirbel. Ein Bauer setzte sich sogar während der Messen außen auf den Stiegenaufgang zum Oratorium. 1950 setzte der Pfarrkirchenrat schließlich durch, dass das Oratorium wieder geöffnet wurde. Pfarrer Ennser überprüfte bald darauf das Oratorium. Das Ergebnis vermerkte er in der Pfarrchronik: „Und wieder wurden viele Zigarrenstumpferl ‚geopfert’ und einer hat droben die Notdurft verrichtet