Prozessionsträger - eine besondere Aufgabe?
Seit Bestehen der Herz-Jesu-Kirche wird in Bruckmühl nach Möglichkeit jedes Jahr eine Fronleichnams- und Herz-Jesu-Prozession abgehalten und seither gibt es auch die Träger. Die Funktion des Himmel- und Fahnenträgers gilt landläufig als eine Ehrenaufgabe. Dieses Amt wird häufig an den Sohn weitergegeben und jeder Träger hat natürlich einen starken Bezug zur Kirche.
In den verschiedenen Regionen tragen sie als Zeichen ihres feierlichen Amtes Umhänge oder farbige Mäntel. Bei uns tragen die Beteiligten einen Fest- oder Trachtenanzug. Himmelträger werden jene Personen genannt, die bei Prozessionen der katholischen Kirche zu Fronleichnam oder zum Herz-Jesu-Fest einen tragbaren Baldachin („Himmel“) mittragen, wobei unter dem Himmel der Priester die Monstranz trägt. Der Himmel dient dazu, den Priester mit dem Allerheiligsten in die Natur zu begleiten und zu beschützen.
Bei uns in Bruckmühl hat die ehrenvolle Aufgabe der Himmelträger die Dorfgemeinschaft Rackering übernommen. Nach Auskünften von Franz Gründlinger und Franz Wiesinger (beide Rackering) soll die Dorfgemeinschaft um den 2. Weltkrieg unseren jetzigen Himmel angekauft haben. Warum, ist nicht eindeutig überliefert – wahrscheinlich deswegen, da auch der erste Himmel aus Rackering kam oder als Gelöbnis. Nach Aussagen der beiden sollen Johann Grabenberger (Roisl), Franz Gründlinger (Leitner), Josef Grabenberger (Hutterer) und Karl Rosner (Ringer) die ersten Träger des angekauften Himmels gewesen sein. Die nächste Generation waren Rudolf Ebner sen., Franz Schermayr, Franz Gründlinger und Josef Grabenberger.
Unsere aktuellen Träger sind: Rudolf Ebner, Wolfgang Wimmersberger, Herbert Zweimüller und als Dienstältester Franz Wiesinger. Franz Wiesinger: „ Ich bin schon seit 1989 Himmelträger. Nach der Feier sind wir noch jedesmal zum Bachmayr auf einen Liter Bier gegangen, weil es immer schon so der Brauch war. Pannen gibt es bei uns keine. Was mir einfällt ist, dass niemand gerne vorne geht. Die Hinteren mögen uns ab und zu gerne etwas Ärgern und schieben recht stark an. Das geht dann ganz schön in die Arme, weil man den Himmel ja gerade halten muss.“ Franz Gründlinger, der immer hinten ging, erzählt uns schmunzelnd: „Ja und dann probieren es die Vorderen aber genauso. Sie rennen richtig los und hinten muss stark zurückgehalten werden, damit der Pfarrer nicht ohne Himmel dasteht!“
Anfang der 1990er Jahre wurde übrigens die Restaurierung des Himmels von den Rackeringer Trägern in Auftrag gegeben und auch finanziert. Neben den Himmel-trägern gibt es noch etliche Fahnenträger bei den Prozessionen. Die bedeutendste Fahne bei uns ist die Herz-Jesu-Fahne, welche wahrscheinlich auch von den Rackeringern angekauft und anfangs von ihnen getragen wurde. Träger waren u. a. Franz Wiesinger sen.(Wiesbauer), Leopold Mayr sen., Franz Gröstlinger (Bimbo).
Dieser Ehrendienst war lange Zeit den Mühlauer-Männern vorbehalten. Heute tragen die Fahne Johann Kirchberger jun., Josef Birner und Christian Scheumayr (Leopold Mayr). Außerdem wird bei uns von Frauen die Marienfahne mitgetragen. Seit einigen Jahren wird gewechselt: immer Frauen aus jenem Ort, welcher das Erntedankfest gestaltet. Von den Ministranten werden zwei neutrale rote Fahnen getragen. In früheren Zeiten wurde von der Kath. Jugend der Jugendwimpel getragen. Um das Jahr 1960 wurde dafür ein Symbol entworfen, welches heute das Union-Wappen ist.
Wie in anderen Regionen heute noch, wurden auch bei uns früher von 1888 bis ca. 1950 die Heiligenstatuen mitgetragen (Marienstatue noch länger). Anna Grabenberger (Wassenbrunn) kann sich noch an das Austragen der Statuen erinnern und erzählt: „Ich glaube, die Hl. Notburga war den Dienstboten vorbehalten, aber die Marienstatue durften die ledigen Frauen aus Rackering und Wassenbrunn tragen. Es war eine Ehre und in weißen Kleidern war jede junge Frau stolz, wenn sie dabei sein durfte“. Wir danken allen für die ehrenvolle Aufgabe, die sie für die Pfarre übernommen haben. Auszug aus der Klosterchronik: 1. Herz-Jesu-Fest im Jahr 1888 Besonders feierlich wurde 1888, ein Jahr vor der Kirchenweihe, erstmals das Fest des göttlichen Herzens Jesu gefeiert. Die nachmittägige Prozession war ein wahrer Triumpfzug. Bei dieser Gelegenheit kam zum ersten Male der neue Traghimmel, von Mieming in Tirol stammend, in Verwendung.
Gespendet wurde der neue Baldachin vom apost. Syndikus Josef Auböck, Wiesbauer in Rackering. Erstmals wurde die neue, für den künftigen Hochaltar bestimmte, Herz-Jesu-Statue von den Bauern ausgetragen. Es beteiligten sich an der Prozession auch die Bergleute mit Musik und Fahne, der Veteranenverein von Ottnang mit Musik und Fahne. Seit diesem Jahr tragen bei der Prozession die Schulkinder das Jesu-Kind, die Jünglinge den Hl. Antonius und den Hl. Aloisius, die Jungfrauen die unbefleckte Maria, die Dienstmädchen die Hl. Notburga, die Bergleute die Hl. Barbara. Von den Eheleuten wurde die Hl. Anna getragen. Von den Bauern wurden 8 Pöller abgeschossen. Laut Klosterchronik sollen 6000 – 7000 Festteilnehmer an der ersten Herz-Jesu-Feier teilgenommen haben.