Das Kreuz mit der ehernen Schlange
Eine Schlange am Kreuz in unserer Kirche? Wieso?
Eine Schlange am Kreuz? Was soll das? Ich bin verwundert - ja irritiert. Ich hätte den gekreuzigten Christus erwartet. Oder ein schlichtes Kreuz - ohne Corpus. Der Anblick des gequälten Gott-Menschen schmerzt mich immer noch.
Ich erinnere mich an eine Geschichte aus dem Alten Testament: Auf dem langen Weg durch die Wüste mault und rebelliert das Volk gegen Mose und gegen Gott: "Keine ordentliche Verpflegung! Kein Brot! Kein Wasser! Sollen wir hier umkommen?" Es bricht eine gewaltige Schlangenplage aus. Viele sterben. Strafe Gottes? Die Israeliten sind reumütig und zerknirscht. Angst lehrt (oft) beten. Mose soll beten, reden mit Gott. Da verlangt Gott von Mose: "Mache eine eiserne Schlange und bringe sie an einer hohen Stange an. Wer die Schlange anschaut, der wird am Leben bleiben." Das bedeutet, aufblicken auch zu Gott und ihm vertrauen, auch wenn man ihn nicht begreifen kann. So starben sie nicht am giftigen Biss der Schlange.
Die Schlange ist ein seltsames Wesen, arglistig, dämonisch, verführerisch, wie damals im Paradies, klug und weise zugleich. Als Äskulapnatter ist sie heute noch Symbol für Mediziner, Apotheker und die WHO.
Wie aber finde ich eine Verbindung zwischen dem Schlangenstab des Mose und dem Kreuz Christi?
Im Johannes-Evangelium heißt es: "Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so wurde der Menschensohn erhöht." Christus am Kreuz, das ist die größte Erniedrigung, aber dann seine Auferstehung, das ist die Erhöhung. "Er wurde erhöht, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." Schon dem Verbrecher, der bereut und sich an Jesus wendet, verspricht er: "Heute noch wirst Du bei mir im Paradies sein." In jeder Not, in jeder Lebenssituation dürfen und sollen wir uns an Jesus wenden - zu unserem Heil.
Christine Gruber
Zum Foto: Das Kreuz mit der ehernen Schlange von Sepp Auer, in Auftrag gegeben von Mag. Gilbert Schandera, 20 Jahre Pfarrer in Bad Schallerbach