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Als man den 1824 in Ansfelden in eine Lehrerfamilie geborenen Anton Bruckner nach seiner Kindheit fragte, antwortete dieser stets mit „ is eh nix gschegn“. Und das, obwohl von 12 geborenen Kindern nur 4 das Erwachsenenalter erreichten, sein Vater sehr früh an Tuberkulose starb. Da war der kleine Anton 12 Jahre alt.“Is eh nix gschegn“, obwohl er beim Hinablassen des väterlichen Sarges ins Grab und dem späteren Zuschaufeln mit Erde so stark traumatisiert wurde, dass Anton Bruckner 3 Jahre vor seinem eigenen Tod 1896 in seinem Testament verfügte, dass er nicht in der Erde begraben sein wolle, sondern in einem freistehenden Metallsarg in einer Gruft direkt unter der großen Orgel im Stift St.Florian. Dieses Kloster nahm den kleinen Anton nach dem frühen Tod des Vaters als Sängerknaben auf. Er war Waise,seine Mutter mittellos,und im Stift war er versorgt.
Außerdem erhielt Bruckner dort eine sehr gut fundierte musikalische Ausbildung. Er profitierte dabei vom damals musikfreundlichen, weltoffenen Klima des Klosters. Mit 16 Jahren kam er auf die Präparandie nach Linz, eine Art Lehrerbildungsanstalt, auf der sehr viel Wert auf eine kirchenmusikalische Ausbildung gelegt wurde. Mit 17 Jahren bekam er eine Anstellung als Lehrergehilfe in Windhaag, nördlich von Freistatt und nach kurzer Zeit südlich von Enns, in Kronstorf. In dieser Zeit schrieb Bruckner 3 schlichte Choralmessen, die Windhaager, die Kronstorfer und eine Gründonnerstag Messe. Alles messae brevae, also kurze Messen. Die Windhaager Messe,die Sie heute hören werden, wurde von ihm für eine Altstimme, zwei Hörner und Orgel komponiert. Das Werk verwendet einen auf ein striktes Minimum reduzierten Text, wobei Teile vom Gloria und Credo, also sonst textreiche Stellen, von ihm nicht komponiert wurden. So ist die Messe in der liturgischen Praxis nicht gut verwendbar. Erst 1927 entstand eine Bearbeitung für vierstimmigen Chor, einem Streichquintett, zwei Hörnern und einer Orgel. So war das Stück liturgisch verwendbar.
Bruckners zweiter längerer Aufenthalt im Stift St.Florian , ab dem 21.Lebensjahr, gab ihm neben seiner Tätigkeit als Gesangs -und Instrumentallehrer der Sängerknaben die Gelegenheit, für ein intensives Studium bei großen Musikern, wie bei Stiftsorganisten in St.Florian ,aber auch bei Musiktheoretikern, wie dem berühmten Wiener Simon Sechter, bei dem auch Franz Schubert studiert hatte. Mit dem hervorragenden Zeugnis von Sechter konnte Bruckner später auch als Musikprofessor im Konservatorium und der Universität Wien aufgenommen werden. Nach dem Tod Simon Sechters übernahm er dessen Stelle als Hoforganist. Nun begann des Meisters steile Musikkarriere.
Anton Bruckner schrieb 11 Symphonien, 4 große Messen, das Te Deum, viel Kirchenmusik und wichtige Motetten. Er galt als größter europäischer Organist, hatte Orgelkonzerte in Nancy, Paris, in der Royal Albert Hall in London. Er wurde Ehrendoktor der Universität Wien und starb als Prof.Dr.Anton Bruckner 1896 in Wien.
Für Verwunderung sorgt bei Bruckner Kennern bis heute der Aufstieg des Komponisten von einem einfachen, ländlich geprägten, durchschnittlichen Dorforganisten zu einem gefeierten Star. Er soll von Minderwertigkeitskomplexen belastet gewesen sein, war aber andererseits von seinem Können überzeugt. So hat er vor seinem Vorspielen in Linz, um dort Domorganist zu werden, verkündet, er werde all die anderen armen Schlucker zu Schanden spielen. Frauen gegenüber war der Komponist sehr gehemmt. Er schrieb an mehrere Frauen, besonders an sehr junge, Heiratsanträge, die jedoch alle abgewiesen wurden.
Wo ist nun der Bezug Bruckners zu Bad Ischl? Der Künstler war von 1863 an als Hoforganist bei vielen kaiserlichen Festlichkeiten tätig. Auch in Bad Ischl. 1890 spielte er bei der Hochzeit von Erzherzogin Marie Valerie, der jüngsten Tochter Kaiser Franz Josephs, mit Erzherzog Franz Salvator die Orgel in unserer Pfarrkirche. Bei vielen Ischler Aufenthalten wohnte er bei seinem Freund, dem Lehrer Johann Nepomuk Attwenger.
Beginnen werden wir mit einer Überraschung, die ich Ihnen eingangs versprochen habe.
2015 komponierte der gebürtige Argentinier und seit mehr als 20 Jahren in Wien lebende Komponist, Dirigent, Bariton-Solist u.Chorleiter Herr Mag. Ricardo Luna die „ Festfanfare der Karlskirche Wien“ . Diese adaptierte er für die Kaiser-Jubiläumsorgel Bad Ischl und heute werden wir dieses Werk in Bad Ischl erstmals aufführen. Ricardo Luna, der in berühmten Konzertsälen dirigiert und für seine Brucknerbearbeitungen bekannt ist, schrieb auch die Missa antiphonalis Op 22 . Ich empfehle Ihnen sich auf Youtube Bruckner unknown and unfinished, konzipiert und dirigiert vom Künstler in der Victoria Hall in London anzusehen. Er hat uns die Ehre gegeben, heute in unserer Kirche anwesend zu sein ! Herr Mag. Luna hat sich im Vorfeld hilfsbereit gezeigt, die heutige Festfanfare aufzuführen. Wir danken ihm dafür. Wir bedanken uns auch bei Herrn Konsulent Wolfgang Bobowski, der Musiker fand, die in der Lage sind, dieses nicht leicht zu spielende Werk aufzuführen.
Es ist geplant, diese Kaiserjubiläumsorgel-Festfanfare im Ischler Kirchenjahr fix zu etablieren.