Geschichte und Baubeschreibung der Pfarr- und Wallfahrtskirche "Maria Attersee"
Die Kirche ist weithin über das Seengebiet sichtbar.
Von hier aus gewinnt der Betrachter einen herrlichen Rundblick über die Seenlandschaft.Er überblickt den Übergang von den Kalkvoralpen (Höllengebirge) im Süden, über das anschließende Flyschbergland (Wachtberg, Gahberg) zum freundlichen Auslauf in das flache Alpenvorland im Norden.
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1. Geschichtlicher Rückblick
Bereits im 6.Jahrhundert stand auf dieser kleinen Anhöhe ein bayrischer Herzogshof. Im Jahre 788 ging das bayrische Herzogsgut im Attergau an die Karolinger über. Mittelpunkt dieses ausgedehnten Besitzkomplexes war Atarhoven = Attersee.
Dieser karolingische Königshof wird im Jahre 885 erstmals in einer Urkunde erwähnt, als Karl der Dritte der Kapelle in Ötting unter anderem den Neunten von seinem Hofe "Atarhov " schenkte.
Am Allerheiligentag des Jahres 1007 gründete Kaiser Heinrich II. das Bistum Bamberg. Sein Kanzler wurde als Eberhard I. zum Bischof ernannt und geweiht. Reiche Schenkungen des kaiserlichen Stifters gaben dem Bistum eine sichere wirtschaftliche Grundlage. Unter den 27 Schenkungsurkunden ist eine, die besagt: "Es mögen alle Christgläubigen wissen, dass wir den Ort Atarhof im Attergau, der unser Eigentum ist, mit allem was dazu gehört, mit seinen Ortschaften, Dörfern, Kirchen.... zum bischöflichen Sitz Bamberg geschenkt haben.... ".
Die Bamberger Bischöfe bauten Atarhofen zu einer mächtigen mittelalterlichen Burganlage aus, umgeben von dem heute noch sichtbaren Burggraben. vom Ende des 13. Jahrhunderts an wird dieser Besitz mehrmals verpfändet, zuletzt an die mächtigen Schaunberger. Im Jahre 1379 erwarb der Habsburger Herzog Albrecht III. vom Bistum Bamberg deren gesamten Besitz im Attergau. Diese Burganlage verfiel jedoch im 16. Jahrhundert, erhalten geblieben ist aber die heutige Kirche, die einst die Schlosskapelle zu Ehren der Himmelfahrt Mariens für die Burg Attersee war.
2. Zur Baugeschichte
Das Kirchenschiff und das Presbyterium wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als zweischiffige gotische Kirche neu erbaut, gleich vieler anderer Kirchen im Attergau. In den Jahren 1722 - 1728 wurde im Auftrag des Patronatsherren Franz Ferdinant Graf Khevenhüller, vom Barockbaumeister Jakob Pawanger die Barockisierung des Innenraumes durchgeführt. Das gotische Gewölbe wurde durch ein Barockgewölbe ersetzt, die großen seitlichen Anbauten, sowie der mächtige Kirchturm errichtet. Im Jahr 2002 wurde die Kirche umfassend renoviert.
3. Kurze Kirchenbeschreibung
a) Hochaltar
Der sehr schöne, spätbarocke Hochaltar ist entworfen von Josef Mathias Götz aus Passau und ausgeführt von Georg Paumeister. Die Statuen St. Anna (die Mutter Mariens) , St. Elisabeth (die Mutter Johannes des Täufers) und die Kanzel stammen aus der Hand des J. M. Götz (1738/39 ). Von den Gemälden ist nur das ehemalige Hochaltarbild (jetzt im Kirchenschiff rückwärts rechts unter dem Fenster) signiert - F. X. Gürtler 1787.
Das Herzstück des Hochaltars über dem Tabernakel ist das Muttergottes-Gnadenbild in kostbarem Rokoko-Silberrahmen.Dieses Gnadenbild übertrug am 15. August 1652 der Pfarrer von St.Georgen i.A., Anton Balster, aus der dortigen Kirche nach Attersee.
Zu diesem Gnadenbild berichtet die Pfarrchronik:
Als im Jahre 1622 die Kirche von St.Georgen im Attergau geplündert wurde, eignete sich eine Frau dieses Marienbild an und verwendete es als Verschlussbrett für einen Hühnerstall. Da dieses Bild immer wieder umfiel, hieb die erzürnte Frau mit einer Axt auf das Bild mit lästerlichen Worten ein. Es zeigte sich an der Schlagstelle, am Hals der Gottesmutter und an der Stirn des Jesuskindes, ein blutigroter Streifen, der sich nicht mehr wegwischen ließ und bis auf den heutigen Tag sichtbar ist.
Das linke Flügelbild zeigt den Hl. Josef (den Bräutigam Mariens) und das rechte Flügelbild zeigt den Priester Zacharias (den Vater Johannes des Täufers).
b) Besonders bemerkenswert (wahrscheinlich Reste des ehemaligen gotischen Hochaltars)
- Am Hochaltar oberhalb des Marien-Gnadenbildes: Die gotische Statue Maria mit Jesuskind (in barocker Überarbeitung).
- An den Seitenwänden oberhalb der Kommunionbank: St.Petrus (als Kirchenpatron von Bamberg weist er auf die ehemalige historische Bindung zu Bamberg)
- St.Stefanus (als Kirchenpatron von Passau weist er auf die ehemalige Zugehörigkeit Attersees zur Diözese Passau).
- Am linken Seitenaltar: Das gotische Hochrelief der Anbetung der Weisen aus dem Morgenland.
c) Rokoko - Kanzel
- Auf dem Schalldeckel thront Moses mit den Gesetzestafeln, umgeben von drei zierlichen Engelputten, symbolisierend die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.
d) Seitenaltäre
- Rechter Seitenaltar: Ein Gemälde des hl. Judas Thaddäus, den Helfer in allen verzweifelten Anliegen des Leibes, flankiert von den Barockstatuen des hl. Franziskus und des hl. Antonius.
- Linker Seitenaltar: Ein Gemälde der hl. Maria Magdalena , der büßenden Sünderin, flankiert von den Barockstatuen St. Johannes Nepomuk und St. Barbara.
e) Im linken Seitengang
- Marienaltar
- Barocke Bilder der 14 Nothelfer
- Das Grabmahl des Pfarrers Anton Balster( gest. 1671)
f) Im rechten Seitengang
- Schöner Rokoko - Altar
- Taufbrunnen
- großes Votivbild
g) Rechtsseitige Kirchenvorhalle
Das Kriegerdenkmal (1914 - 1918 und 1939 - 1945) der Gemeinde Attersee, darstellend Christus, der den vor ihm knieenden Soldaten zum Himmel weist.
Für genauere Informationen gibt es einen Kirchenführer, der in der Kirche aufliegt.
Selbstkostenpreis 3€.