800 Jahre Stift Schlägl
2018/19 feiert das Stift Schlägl sein 800jähriges Bestehen als Prämonstratenserkloster. Zur Vor-
bereitung des Jubiläums wurden bereits in den letzten Monaten umfangreiche Bauarbeiten an
den Stiftsgebäuden durchgeführt. Die Stiftskirche unterzog man einer gründlichen Renovierung,
und sie erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Auch der Stiftshof wurde neu gestaltet. Bis zum
Sommer sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Eröffnet wird das Jubiläum am 30. September
2018, dem Todestag des Stifters Kalhoch von Falkenstein. Zu den zahlreichen Veranstaltungen
im Jubiläumsjahr lädt das Stift Schlägl herzlich ein. Einen der Höhepunkte wird die Landesgar-
tenschau 2019 in der Umgebung des Klosters bilden.
Die Gründung des Stiftes Schlägl steht in einem engen Zusammenhang mit der Urbarmachung
des „Nordwaldes“ und der Besiedelung des oberen Mühltales. Sowohl die Passauer Bischöfe als
auch das böhmische Geschlecht der Rosenberger zeigten ein großes Interesse an diesem Gebiet.
Um 1204 stiftete daher der Passauer Ministeriale Kalhoch von Falkenstein im Auftrag des Bi
schofs ein Zisterzienserkloster als Rodungskloster und berief dazu Mönche aus Langheim in
Oberfranken. Diese Gründung scheiterte allerdings nach wenigen Jahren. Noch vor der Mitte
des 13. Jahrhunderts wurde das verlassene Kloster, wohl auf Betreiben der Rosenberger, von
Prämonstratensern aus Mühlhausen in Böhmen besiedelt. In den folgenden Auseinandersetzun-
gen zwischen dem Bistum Passau und den Rosenbergern entstand die Gründungsurkunde, die
man auf das Jahr 1218 datierte. Die verschiedenen Zweige der Rosenberger bemühten sich
durch vielerlei Schenkungen, dem Kloster eine wirtschaftliche Basis zu geben, das Stift Schlägl
dadurch aber auch enger an Böhmen zu binden. Darunter befanden sich auch die beiden südböh-
mischen Pfarren Kirchschlag (1258) und Friedberg (1305). Diese und die eigenen Rodungspfar-
ren bildeten in den folgenden Jahrhunderten den Seelsorgebereich des Stiftes.
Unter Propst Ulrich I. (um 1304 bis 1338) erlebte das Stift Schlägl eine erste Blütezeit. Interne
Auseinandersetzungen um die Einsetzung bzw. Wahl eines Propstes führten Ende des 14. Jahr-
hunderts zu einer schweren Krise des klösterlichen Lebens. Einige Jahre später brachten die
Hussiteneinfälle das Stift Schlägl an den Rand des Ruins. Propst Andreas Rieder (1444-1481)
gelang die Erneuerung des geistlichen Lebens. Durch den Erwerb der Privatbibliothek des böh-
mischen Humanisten Johannes von Rabenstein († 1473) erwies sich Andreas Rieder auch als För-
derer der modernen Wissenschaft. Die Belebung der klösterlichen Wirtschaft ermöglichte den
Neubau der Stiftskirche und den Ausbau und die Befestigung des Klosters. Die spätmittelalterliche
Blüte endete in den 1530er Jahren. Klosterdisziplin, Seelsorge und Wirtschaft verfielen zuse-
hends. Die sozialen und konfessionellen Spannungen in der Bevölkerung entluden sich in bluti-
gen Unruhen (1595-97). 1626 brannten im Zuge des „Oberösterreichischen Bauernkrieges“ auf-
ständische Bauern das Stift Schlägl nieder. Dem jungen Propst Martin Greysing (1627-1665), des-
sen Kloster zu Beginn seiner Regierungszeit fast ganz verwaist und zerstört war, gelang die Wie-
derbelebung des Konvents und der Wiederaufbau der Stiftsgebäude, sowie deren künstlerische
Ausgestaltung. Durch Verwaltungsreformen und eine kluge Wirtschaftsführung stellte er das Stift
Schlägl auch auf eine gesunde wirtschaftliche Basis. Neben der Grundherrschaft und dem Salz-
handel zählten damals die Weingärten und auch schon die Brauerei zu den wirtschaftlichen
Standbeinen des Klosters. Mit der Gründung des philosophisch-theologischen Hausstudiums
(1633) mühte er sich auch um eine gediegene Ausbildung der Geistlichen. Es gelang ihm, den
Seelsorgebereich des Stiftes zu erweitern und die Anliegen der Katholischen Reform im Stift und
in den Pfarren durchzuführen. Seine soziale Verantwortung zeigte sich in der Gründung des Mar-
tinspitals. Als Abgeordneter des Prälatenstands nützte Martin Greysing im 30jährigen Krieg sei-
ne Beziehungen, die Bevölkerung des Oberen Mühlviertels vor Kriegseinwirkungen zu schüt-
zen. In Anerkennung seines Wirkens wurde er 1657 vom Generalkapitel des Ordens mit dem
Titel „Abt“ ausgezeichnet und das Stift Schlägl damit zur Abtei erhoben.
Eine weniger glückliche Hand in der Wirtschaftsführung hatten seine Nachfolger. Abt Michael
Felder (1687-1701) kaufte 1688 das böhmische Gut Cerhonitz und brachte damit das Stift
Schlägl in nicht geringe finanzielle Schwierigkeiten. Erst nach dem Ersten Weltkrieg trennte man
sich wieder von Cerhonitz.
Mehrere Brände im 18. Jahrhundert machten Neugestaltungen an der Stiftskirche notwendig.
Der josephinischen Aufhebung entging das Kloster zwar, allerdings brachte diese Zeit einen Ein-
bruch des Personalstandes. Abt Dominik Lebschy (1838-1884) und seinem Nachfolger
Norbert Schachinger (1885-1922) gelang es, das Stift Schlägl sowohl wirtschaftlich als auch per-
sonell zu konsolidieren. Beide hatten aber auch wesentlichen Anteil an der Wiederbelebung und
am Aufbau des Gesamtordens, der durch die Säkularisation stark geschwächt war: Abt Dominik
Lebschy, indem er Mitte des 19. Jahrhunderts alle Bemühungen zur Errichtung der Ordens-
strukturen unterstützte und Abt Norbert Schachinger, der als Generalabt seit 1906 den
Gesamtorden leitete. Lebschy nahm als erster Landeshauptmann von Oberösterreich (1861-
1868) auch auf die politische Gestaltung des Landes Einfluss. Die Zwischenkriegszeit brachte das
Stift Schlägl in große wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Abt Benedikt Sobotka (1925-1946) zu
einigen Notverkäufen von Kunstschätzen zwangen, um das Stift Schlägl wirtschaftlich über
Wasser zu halten. 1941 beschlagnahmte das nationalsozialistische Regime das gesamte Stiftsei-
gentum und enteignete schließlich das Stift Schlägl. Der Abt und fast alle Mitbrüder mussten
das Stift verlassen. Die jüngeren wurden in den Krieg eingezogen, politisch „verdächtige“ Mit-
brüder wurden verhaftet. Einer von ihnen, Altmann Mager (†1973), war bis Kriegsende im KZ
Dachau inhaftiert.
In den letzten Kriegstagen wurde das Eigentum des Stiftes Schlägl wieder dem Konvent übertra-
gen und unter großen Schwierigkeiten – im Stift Schlägl waren zeitweise Soldaten der russischen
Besatzungsmacht einquartiert – konnte nach Kriegsende das klösterliche Leben wieder begin-
nen. Mit der Aufnahme hoffnungsvoller und begabter Novizen gelang unter Abt Cajetan Lang
(1946-1958) ein geistlicher Neubeginn, der sich auch in einer erneuerten Liturgie ausdrückte. Da-
mals wurde das gesungene Chorgebet wieder eingeführt, das bis heute im Stift Schlägl gepflegt
wird, und man beschritt auch neue Wege in der Seelsorge. Unter Abt Florian Pröll (1958-1989)
wurde der Seelsorgebereich des Stiftes nach und nach erweitert. Darüber hinaus setzte man auch
wirtschaftlich neue Akzente, durch den Ausbau der Brauerei, in der Umstellung der Waldwirt-
schaft auf nachhaltige Bewirtschaftung und in der Energieversorgung des Stiftes. Durch die Er-
richtung von Liftanlagen am Hochficht gelang es auch, neue touristische Impulse zu setzen. Seit
1989 lenkt Abt Martin Felhofer die Geschicke des Stiftes Schlägl und setzt mit der Gemein-
schaft den Weg seiner Vorgänger fort.
Petrus Bayer, Stiftsarchivar