In der bitteren Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) wurde die Pestkirche am Rande des damaligen Riedholzes erbaut. Die Angst vor der furchtbaren Seuche war begreiflicherweise sehr groß, waren ihr doch die Menschen vollkommen ausgeliefert. Um diese schreckliche Krankheit abzuwenden, wurden zu Ehren der Pestpatrone Bildstöcke, Altäre, Kapellen und Kirchen errichtet. So baute man im jetzigen Innviertel in den Jahren 1635 bis 1638 die St.Sebastianskirchen in Altheim, Andorf, Aurolzmünster, Münzkirchen und Schärding.
In dieser angsterfüllten Zeit entschlossen sich die Andorfer, zu Ehren der Pestpatrone Sebastian, Rochus und Wolfgang eine Kirche bei dem "Pestfreithof am Saume des Riedholzes" zu bauen.
Am 27. November 1634 wurde auf dem vorgesehenen Bauplatz ein hl. Gelöbnisamt und am Sebastianstag (20. Jänner) 1635 die erste feierliche Prozession dorthin geleitet.
Nachdem die Andorfer gelobt hatten, eine Kirche zu errichten, soll nur mehr eine Person an der Pest gestorben sein. Zwei Personen, die bereits behaftet waren, wurden wieder gesund. Die Sucht erlosch vollkommen.
Am 22. Jänner 1635 wurde mit Baumeister Bartholomäus Viskardi der Baukontrakt abgeschlossen. Im ersten Halbjahr 1635 wurden die Baumateralien herangeschafft. Die Arbeit ging rasch vonstatten.
Am 23. August 1635 war der Rohbau soweit gediehen, dass man die Stützbögen unter dem Gewölbe des Langhauses wegnahm. Da stürzte das halbe Gewölbe ein, doch glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Am 28. Oktober 1635 wurde der erste Stein unter dem Choraltar (Hochaltar) gesetzt. 1636 war der Kirchenbau soweit gediehen, das 16 hl. Ämter auf einem Tragaltar zelebriert werden konnten.
Da die Ausgestaltung der Kirche mehr Zeit erforderte, erfolgte die feierliche Einweihung des Gotteshauses und des Friedhofes erst am 28. August 1638.
Andorf war zur Zeit des Baues der Riedkirche schon ein bedeutender Ort, eine große Hofmark, die dem Passauer Domkapitel gehörte.
1634 zählte die Pfarre 2.200 Kommunikanten, hatte jedoch noch keine Filialkirche. Die Pfarrchronik berichtet davon, dass bereits 1254 eine Nebenkirche in Kurzenkirchen bestand, die jedoch schon im 15. Jahrhundert nur mehr eine Ruine war.
Die St.-Sebastianskirche am Ried ist ein einheitlicher frühbarocker Bau. Sie ist die erste Barockkirche in unserer Gegend.
Das Hauptaugenmerk verdient dem schönen Hochaltar mit dem hl. Sebastian. Neben dem Heiligen kniet die hl. Irene, die ihm die Wunden wäscht. Diese Gruppe ist eine sehr gute Arbeit aus der Werkstatt des Thomas Schwanthaler.
Seitlich stehen als Schreinwärter die Statuen des hl. Rochus und des hl. Wolfgang. Oberhalb der Sebastiansgruppe befindet sich die prächtige Schutzmantelmadonna mit den Stiftern, die der große Bildhauer Thomas Schwanthaler (1634 - 1707) schuf.
Sie entstand 1670 und wurde schon auf mehreren großen Kunstausstellungen als Meisterwerk vielfach bewundert. Sie ist eine der wenigen Schutzmantelmadonnen der Barockzeit.
Den Hochaltar der Erbauungszeit, der mit einem Altarbild ausgestattet war, gestaltete der kurfürstliche Hofmaler Thomas Holzmayr.
Mit dem Altar war man aber anscheinend nicht zufrieden, denn schon nach gut drei Jahrzehnten wurde das Bild durch ein Schnitzwerk Thomas Schwanthalers ersetzt.
1652 wurde die Südseite ausgebrochen und mit einem Anbau versehen. Für dieses Seitenschiff schnitzte Ludwig Vogl den sehenswerten Nothelferaltar. Dieser Altar erhielt um 1700 einen Reliquienschrein mit den Gebeinen des hl. Märtyrers Benignus. Ein authentischer Beweis fehlt. Im Dom zu Innsbruck ist auch ein hl. Benignus beigesetzt. In Filialkirchen sind solche Schreine äußerst selten.
Die Riedkirche wurde bereits mehrmals renoviert. Die letzte Renovierung wurde Ende des 20. Jahrhunderts durchgeführt