(Gesamtvideo Nr.46)
Zum Muttertagsgottesdienst in der Pfarrkirche Traunkirchen am Muttertag, 10.Mai 2020
Begegnungen als Erwachsene mit den eigenen Müttern sind oft von einer unangenehmen Stimmung geprägt. Nicht wenige müssen sich irgendwie überwinden oder zumindest ganz bewusst dafür Zeit nehmen, die Mutter zu besuchen. Dies erzeugt dann Schuldgefühle: Eigentlich hätte sie es verdient, dass ich gerne komme, aber….. Gelegentlich spricht eine Mutter auch direkte Vorwürfe aus: Du hast ja nie für mich Zeit! – Oder ähnlich. Man kann darüber reden, aber es bleibt immer das gleiche Muster. Es braucht zwischen den erwachsenen Kindern und den alt werdenden Eltern auch ein klares „Nein“ zu Ansprüchen, das eigenen Leben nach den Vorstellungen der Eltern zu gestalten. Es braucht aber genauso ein entschiedenes „Ja“ zum eigenen Lebensweg. In der Bibel können wir am 12-jährigen Jesus im Tempel ein Beispiel finden, wie dies auch in der heiligen Familie notwendig war. Maria machte dem Jesus Vorwürfe: „Kind, wie konntest du uns das antun!“ Jesus aber bekräftigte seinen Weg und belehrte sie „Wusstet ihr denn nicht, dass ich im Hause meines Vaters sein muss?“ Erst nach dieser klaren Abgrenzung konnten sie wieder einen gemeinsamen Weg in die Heimat gehen. Dann konnte Jesus frei vom Distanzierungsdrang wieder auf sie hören. In diesem Sinne ist es ganz normal, dass es in jedem Menschenleben eine Versöhnung mit der eigenen Mutter braucht. Denn in der Regel ist es für eine Mutter immer eine schmerzvolle Trennung vom eigenen Kind, wenn dieses frei von den Vorstellungen der Mutter, des Vaters seinen Weg geht. Natürlich wird dies selten offen angesprochen, aber im tiefsten der Seele wird diese Loslösung immer auch noch ins Erwachsenenleben hinein andauern.