(Gesamtvideo Nr.32)
Die Bibel hat einen ehrlichen und offenen Umgang mit dem Scheitern. Die Berufung der Jünger Jesu begann mit einem Scheitern, dass sie die ganze Nacht nichts gefangen hatten. Nach der Auferstehung wahren sie innerlich gescheitert: Sie wussten zwar, dass Jesus auferstanden ist. Gut für ihn. Was aber mit ihnen, ihren Lebensperspektiven, die sie auf diesen Mann gesetzt hatten? Das ganze Projekt vom Reich Gottes konnte nach diesem Scheitern am Kreuz doch nicht mehr weitergehen? Sie haben sich wieder stabilisiert, indem sie zum Alltäglichen zurückgekehrt waren, was sie gut konnten: Fischen. Doch nicht einmal das war ihnen gelungen. Eine Nacht vergeblich! Das Scheitern spielt sich nämlich nicht allein in einer äußerlich tragischen Angelegenheit mit viel Schmerz ab, sondern ist etwas Inneres: Man verliert sein ganzes Selbstvertrauen, fühlt sich schlecht, als Versager. Dies hat der Maler vom Bild Jesus am Traunsee, welche diese Szene darstellt ausgedrückt. Petrus macht sich ganz klein, knieend reicht er Jeus einen Fisch. Jesus richtete ihn wieder auf. Ja schon der Beginn der Berufung erzählt eine ähnliche Szene. Petrus meint gegenüber Jesus: Geh weg von mir, ich bin ein Sünder! – Doch gerade deshalb beruft ihn Jesus. Er braucht es nicht für sich selber, sich mit Schwachen zu umgeben, um größer dazustehen. Es ist etwas ganz Anderes: Jesus sucht sich offene und ehrliche Menschen aus, die bereit sind, ihre Grenzen zu erkennen, die über ein Scheitern und ihre Schwächen auch reden können. Die ganzen 3 Jahre Verkündigung mit Jesus führen Petrus immer wieder an seine Grenze heran, aber in diesem ehrlichen Umfeld erst, kann sich eine ehrliche Größe bei Petrus entfalten. Jesus macht ihn zum Felsen, auf den er seine Kirche bauen will. Es ist oft ein lebenslanges Projekt, mit Momenten des Versagens gut umgehen zu können. Zu tief sitzt in der Landschaft der menschlichen Seele der automatisierte Reflex, des sich in die Knie Werfens, des sich klein Machens. Wir können es oft auch beobachten. Es hilft nicht viel, wenn man jemand sagt, er oder sie solle sich nicht so klein machen, oder nach einem Fehler, dass es nicht so tragisch sei. Die Verurteilung, der Fall in die Knie sitzt in der eigenen Seele. Man muss letztlich selbst das erlösende Wort sprechen, dass Scheitern und Versagen ein Teil des Lebens sind. Es geht darum, diese Botschaft der Bibel, die einen offenen Umgang mit dem Scheitern pflegt, auch selber einzuüben. Jesus hat das befreiende Wort schon längst gesagt. Wenn wir aber selbst dieses „JA“ zur eigenen Kleinheit sprechen – im Angesicht des liebenden Gegenübers von Jesus – dann entfaltet sich seine Kraft. Das geht nicht auf einmal. Dieselbe Erfahrung wird von den Jüngern sogar zweimal berichtet. Auferstehung besteht nicht zuletzt auch darin, diese Offenheit gegenüber dem Scheitern anderer und von sich selber in die eigene Seelenlandschaft zu versetzen.
Gemeinsamer Gottesdienst am Traunsee
Dieser Impuls entspringt der Predigt vom 26.4.2020 zu einem gemeinsamen Gottesdienst am Traunsee in Altmünster. Wer diesen Gottesdienst virtuell mitfeiern möchte, kann dies hier tun.