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Das Erleben der Corona Krise hat uns mit Seiten des Lebens und der eigenen Persönlichkeit konfrontiert, die wir vorher nicht so kannten. Wir fühlten uns relativ sicher, wir konnten unser Leben so gestalten, dass verschiedene Probleme und Fragen gar nicht auftauchten. Die Existenzphilosophie stellt sich den großen Fragen des Lebens. Sie denkt darüber nach. Mit den Aussagen des Philosophen Martin Heidegger „Der Mensch ist in seine Existenz hineingeworfen“ und „Der Mensch ist letztendlich geworfen auf sich selbst“ haben wir eine geistige Möglichkeit, vieles von dem, was wir gerade erlebt haben und vermutlich noch erleben werden, besser einzuordnen. Der Konsum, der uns das Gefühl gab, unsere Wünsche und Sehnsüchte erfüllen zu können, wurde durch die Beschränkungen massiv eingeschränkt. Das Lebensgefühl, das wir aus unseren Gewohnheiten, dem Freizeitverhalten hatten, war uns plötzlich genommen. Es entstand eine Leere, Angst, Unruhe oder auch Wut, weil unsere Freiheit plötzlich so beschränkt war. Unser Leben hat doch mehr Ähnlichkeiten mit einem „Geworfen-Sein“, als uns recht ist. Die enorme Einschränkung der Sozialkontakte war bzw. ist eine weitere Quelle von Miss-Empfindungen. Dieses Lebensgefühl war uns nicht vertraut und hat uns „kalt erwischt“. Auch wenn jetzt die Lockerungen wie ein leichtes Öffnen der verschlossenen Türen wirken, so bleibt die Erfahrung, einmal „ganz auf sich selbst geworfen“ zu sein. Nicht immer und konnten wir die plötzlich geschenkte Zeit auch genießen. Viele Erfahrungen der letzten Wochen waren uns sehr neu. Wir können zwar sehr schnell wieder so tun, als wäre nichts gewesen, aber die Spuren werden bleiben. Wir haben Seiten an uns und anderen kennenlernen müssen, die wir uns nicht gewünscht hätten. Viele Selbstverständlichkeiten wurden erschüttert. Eigentlich ist dies aber etwas, das auch vor der Corona Krise schon da war, sozusagen eine Beschaffenheit der menschlichen Existenz, die wir glücklicherweise? Nicht wahrgenommen haben. Ein Verstehen dieser Seite des Lebens – der menschlichen Existenz – mit dem Grundgedanken Martin Heideggers kann uns in eine neue Gelassenheit begleiten. Ja, nicht zuletzt: In dieser Brüchigkeit des Lebens liegt auch die Chance, sich mit Gott zu verbinden. In ihm ist der Anfang und das Ende dieser Bahn der Geworfenheit. Ja, auch dort, wo wir uns selbst über eine gewisse Abgründigkeit in unserer Seele erschrecken, umfängt uns er, der uns kennt, der uns erschaffen hat, der uns liebt.