So. 5. 1. 2025 2. So. n. Weihnachten
In der Spätzeit des Alten Testamentes, gegen Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus, ist unter Einfluss griechischen Gedankenguts das Buch Jesus Sirach entstanden, aus dem die heutige Lesung stammt. Bei den Griechen, welche schon 200 Jahre lang die Herrschaft im Orient ausübten, galt die Weisheit viel. Darunter verstand man die Kunst, so zu leben, dass das Leben gelingt. Sie wird wie eine Person dargestellt.
Evangelium: Joh 1,1-5.9-14
1 Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott
Der Prolog Joh 1,1-18 ist der Schlüssel zum Johannesevangelium: Jesus als Gottes fleischgewordenes Wort an die Menschen ist von Gott gesandt als Licht, Leben und Wahrheit. Es ruft Menschen zur Entscheidung, sich von Gott durch Jesus beschenken zu lassen und in seinem Licht zu sehen und erkennen zu lernen oder weiter im Finstern zu tappen.
Mo. 6. 1. 2025 H Epiphanie Mt 2,1-12
1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes
in Betlehem in Judäa geboren worden war,
siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem (…)
Die Erzählung von den Weisen - den gelehrten Sterndeutern (nicht drei Königen) aus dem Osten - ist Teil der matthäischen Kindheitsgeschichte, Mt 1-2. Diese heidnischen Sterndeuter (griechisch magioi) sind im Matthäusevangelium ein Sinnbild für die gebildete Heidenwelt, die nach Ostern zum Glauben an Jesus kommt und ihn als Messias (gesalbten König) anerkennt. Das ist auch an anderen zentralen Stellen des Matthäusevangeliums, das überwiegend für Judenchristen geschrieben ist, ein besonderes Anliegen: Sie sollen erkennen: In Jesus eröffnet Gott allen Völkern das Heil. Herodes ist in der Erzählung die Kontrastfigur. Indem die Sterndeuter zuerst zu ihm kommen, wird eine Spannung aufgebaut, wie es weitergeht. Zugleich wächst die Größe des gesuchten Königs, wenn der große König Herodes nicht einmal in Frage kommt. Herodes arbeitet hintenherum, um den unerkannten „Konkurrenten“ zu bekämpfen. Das wird aber nicht gelingen, weil dort nicht einfach ein Anspruch des Göttlichen ist, wie bei weltlichen Herrschern, sondern Gott selbst gegenwärtig ist, wie der Stern als Symbol göttlicher Führung erweist. Die Hohepriester und Schriftgelehrten zitieren den Propheten Micha, Mi 5,1.3. Sie bezeugen (unfreiwillig) der judenchristlichen Gemeinde des Matthäus mit Hilfe der Schrift, dass Jesus der dort angekündigte Fürst und Hirt sein wird für sein Volk. In dieser Erzählung werden schließlich in den Sterndeutern Menschen vorgestellt, die Zeichen Gottes in dieser Welt erkennen können und sich auf den Weg bringen lassen von ihnen. Sie suchen danach, wo sich Gottes (….) Königsherrschaft zeigt. Sie vermuten sie zunächst bei einem irdischen König – Herodes – und bekommen dort den nächsten Hinweis: dieser ist es nicht. Aber derjenige, der Gottes Königsherrschaft sichtbar machen wird, ist schon geboren. Und sie vertrauen sich der Führung, die es bisher schon gab, weiter an. Das Symbol dafür ist der Stern. Der Stern, der die Weisen führt, ist im griechischen Urtext keine Sternenkonjunktion, wie oft behauptet, und auch kein Komet, sondern ein Einzelstern (griechisch „aster“). Er ist auch kein materieller Stern am nächtlichen Sternenhimmel. Er ist ein Wunderstern. Denn er wandert – was irdische Sterne keinesfalls können – von Nord nach Süd, von Jerusalem nach Bethlehem (Mt 2,9), vom Regierungsort des aktuellen Herrschers Herodes zum theologischen Herkunftsort des Messias. Als Charakteristika des Sterns werden im griechischen Urtext wörtlich genannt: – „Er wird sichtbar“ (2,7) bzw. „wird gesehen mit Freude“ (2,10) – „Er führt voran“ (2,9) – „Er bleibt stehen über der Stelle, wo das Kind war.“ (2,9). Der Stern ist also persönlich, er steht über Jesus, nicht dem Haus (ein Stern, der über einem Haus steht, würde auch über den Nachbarhäusern stehen, so weit weg, wie er ist)! Der Stern ist ein auf Jesu Göttlichkeit hinweisendes Symbol, das damals sehr wohl verstanden wurde, weil man reichlich Abbildungen von Herrschenden mit dem auf Göttliches verweisenden Stern über dem Haupt kannte, vor allem auf Münzen. Uns heutige Lesende lädt die Erzählung ein, uns in den Sternkundigen wiederzufinden und uns zu Jesus hinführen zu lassen und wie sie in ihm Gott zu erkennen und zu verehren. (Anneliese Hecht)