33. Sonntag im Jahreskreis 17. 11. 2024
Im Hintergrund des kurzen Bibelabschnitts steht die apokalyptische Vorstellung, dass jedem irdischen Volk im Himmel ein sogenannter „Volksengel“ zugeordnet ist, eine Art Schutzengel der jeweiligen Nation. Israel ist der Erzengel Michael zugeteilt („Michael“ bedeutet hebräisch „Wer ist wie Gott?“), der von jeher als einer der ganz großen und mächtigen Engel Gottes galt. Ihm obliegt es, in der apokalyptischen Gottesgerichtszeit für das Gottesvolk einzutreten. Dennoch kann es nach damaliger Vorstellung nicht nur Erlösung und Befreiung geben. Vielmehr ist das Ende der Zeiten als Tag der Abrechnung zu sehen. Das Gottesgericht wird gedacht als eine individuelle Aufrechnung der guten gegen die bösen Taten. Die Spreu wird gleichsam vom Weizen getrennt, und auf die als gut und gerecht befundenen Menschen wartet als ewiger Lohn das unvergängliche Leben bei Gott.
Das Konzept der Auferstehung einerseits, und die ewige Verdammnis andererseits, das hat dann Karriere gemacht. Es kamen im Laufe der Geschichte viele Vorstellungen hinzu, gemalt von großen Künstlern und dargestellt von Bildhauern.
Evangelium: Mk 13,24-32
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
24 In jenen Tagen, nach jener Drangsal,
wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen;
25 die Sterne werden vom Himmel fallen
und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
26 Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit (…)
Die Zeichen am Himmel zitieren prophetische Texte (vgl. Jes 13,10; Joel 2,10). Sonne und Mond verfinstern sich, die Welt wird in Finsternis gestürzt, den Menschen fehlt jede Orientierung (vgl. Gen 1,14-15). Zumal auch die Sterne, der Inbegriff der kosmischen Ordnung, „vom Himmel fallen“. Doch dem Zusammenbruch dieser Ordnung folgt das Erscheinen des „Menschensohns“. Dieser Titel ist uns geläufig als (Selbst-)Bezeichnung Jesu. Sein Hintergrund ist aber bemerkenswert: Im Buch Daniel treten in verschiedenen Visionen allerlei übermenschliche Mischwesen, Drachen und Bestien auf. Zuletzt erscheint der „Sohn des Menschen“ (Dan 7,13). Im semitischen Sprachgebrauch ist das zunächst „ein echter Mensch“. Derjenige also, dem Gott letztlich die Herrschaft über die Schöpfung anvertraut, ist ein Mensch, ein „menschlicher Mensch“.
Die folgenden Verse mahnen zur Wachsamkeit, aber ermuntern auch zu Zuversicht auf das Kommen des Menschensohns hin. (V. 29 lautete in der EÜ von 1980 „…dass das Ende vor der Tür steht“.) Die Zeichen lassen sich nicht übersehen, den Zeitpunkt aber kennt niemand (auch wenn der Evangelist Markus noch mit der Wiederkunft Christi in naher Zukunft rechnet). Also gilt es, wachsam zu bleiben und an den Worten Jesu festzuhalten.