11. Sonntag im J., 18. 6. 2023

Evangelium: Mt 9,36-10,8
[9,35 Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte alle Krankheiten und Leiden.]
36 als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe,
die keinen Hirten haben.
37 Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, (…)
Der vorliegende Sinnabschnitt Mt 9,35-10,8 gehört zum ersten Hauptteil über Jesu Verkündigung und Wirken in Galiläa. (Es gibt vier Hauptteile: a) Mt 1,1-2,23 (Die Herkunft und Kindheit Jesu); b) Mt 3,1-18,35; (Das Wirken Jesu in Galiläa; c) Mt 19,1-25,46 (Das Wirken Jesu in Judäa und Jerusalem); d) Mt 26,1-28,20 (Das Leiden Jesu und seine Auferstehung).
Angesichts des groẞen Elends, das ihm begegnet, macht er die Erfahrung, dass er als Einzelner dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Hintergrund ist hier auch das Versagen der religiösen und politischen Machthaber, die ihrer Hirtenaufgabe nicht nachkommen („Schafe ohne Hirten“). Die Hirtenaufgabe gehört in der jüdischen Tradition zur Grundvoraussetzung einer guten politischen und religiösen Führung. Für Jesus befähigen Mitleid und Fürsorge wesentlich zu Nachfolge und Reich Gottes-Verkündigung und gehören zur Vorstellung eines „guten Hirten“ (9,36; 10,6). Diese Haltung bedingungsloser Zuwendung zu den Menschen erwartet Jesus auch von seinen Jüngern, die er in seine Nachfolge beruft und bevollmächtigt, ihn zu unterstützen. Die Symbolzahl 12 weist natürlich auf das 12-Stämme-Volk Israel hin, auf dessen Wiederherstellung viele Juden zur Zeit Jesu und vor allem nach dem Jüdisch-Römischen Krieg (66 – 74 n. Chr.) hofften.