6. Sonntag der Osterzeit 14. 5. 2023

Jesus redet hier zwar von seinen „Geboten“, aber im Letzten gibt es nur ein einziges Gebot, nämlich das der Liebe. So heißt es in 13,34: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“
Gebot und Freiheit bedingen sich wechselseitig: 1) Weil ich frei sein kann, kann ich nach dem Soll der Liebe überhaupt fragen; 2) weil ich weiters frei die Liebe verwirklichen kann, muss ich/darf ich nach der konkreten Auslegung suchen. Das universale Gebot lässt mir die Freiheit zum Konkreten.
Noch zur Wallfahrt nach Maria Schmolln 21. 5. 2023: Eine Wallfahrt ist ein uraltes Symbol für das Unterwegssein des Menschen, Symbol für ein Votiv: ein Gelöbnis, eine Bitte, einen Dank. Das althochdeutsche „wallen“ drückt noch diese Feierlichkeit aus: Wallfahren zu einer heiligen Stätte, zu Marienkirchen oder Märtyrergräbern, zu heiligen Orten oder Bergen.
Die Wallfahrt bei uns in Altheim geht nach der Chronik von Josef Müller, Mesner, auf das Jahr 1861 zurück. Er schrieb dazu: (Quelle: Mesner J. Müller, aus: Heimatbuch Altheim, 1975, hrsg. v. Lothar Bodingbauer und Ingeborg Staufer, S 247.)
„Am Nachmittag des 23. Juni 1861 wälzten sich schwarze Gewitterwolken vom Westen her gegen St. Laurenz, tief am Boden dahinziehend, alles in Finsternis hüllend. Ein Sausen und Brausen erhob sich in den Lüften, als ein furchtbarer Sturm mit schwerem Hagelschlag St. Laurenz erreichte. Lehrer Schimon bekam es mit der Angst zu tun. Mit den Worten: Das Haus stürzt ein!", stülpte er sich ein Wasserschaff über den Kopf und flüchtete zum Wirt hinüber, vorbei an dem eben zusammengestürzten Stall, der unmittelbar neben dem Mesnerhaus gestanden war. Der Sturm wütete fürchterlich. Die ganze Ernte, Feldfrüchte und Obst waren vernichtet, zahlreiche Ställe stürzten zusammen, Häuser verloren ihren Dachstuhl, hölzerne Dachschindel flogen von den Dächern. Auch die alte Dorflinde (wir sehen sie auf dem Deckengemälde im Innern der St.-Laurenz-Kirche gemalt) fiel dem Wüten des Sturmes zum Opfer. Im Krachen und Toben ging der Fall der gewaltigen Turmkuppel unter. Der Wind schleuderte sie ostwärts, schräg über das Kirchen- dach, wo sie die Rofen durchschlug, um sodann in den Friedhof zu stürzen. Erst als das Unwetter vorüber war, sahen die St.-Laurenzer den Turm ohne Helm und die furchtbare Verwüstung. Nach diesem Unglückstag gelobten die Ökonomiebesitzer der Pfarre, alljährlich eine Wallfahrt zur Muttergottes nach Maria Schmolln zu machen, um dort Schutz vor solchen Unwettern zu erflehen.
Seit diesem Unglücksjahr wallfahrtet die Pfarre jährlich nach Maria-Schmolln. Der alte Wallfahrtsweg hatte folgenden Verlauf: St. Laurenz, Stern, Lüfteneck, durch den Wald die Gaugshamer Waldstraße querend nach Schalchen, über einen Feldweg nach Treubach, von dort wiederum durch den Wald nach Obertreubach, Leitrachstettner Tal, Schweigertsreith, von wo aus bereits der Kirchturm von Schmolln zu sehen war. Nach Durchschreiten des letzten Tales gelangten die Wallfahrer auf diesem rund 15 Kilometer langen Fußweg in durchschnittlich dreieinhalbstündiger Gehzeit von Altheim nach Maria-Schmolln. Die alljährliche Wallfahrt erfreut sich großer Beliebtheit. 1974 wurden im Marienort nahezu vierhundert Altheimer gezählt.