4. Sonntag der österlichen Bußzeit 19. 3. 2023

13 Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war,
zu den Pharisäern.
14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht
und ihm die Augen geöffnet hatte. (…)
35 Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten,
und als er ihn traf,
sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
36 Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr,
damit ich an ihn glaube?
37 Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen;
er, der mit dir redet, ist es. (…)
Im Wirken Jesu am blind geborenen Menschen sollen „die Werke Gottes offenbar werden“ – die Frage, ob die Blindheit etwas mit Schuld zu tun hat, ist völlig verfehlt (V. 3). Gott selbst will sichtbar werden, gesehen werden. Jesus kommt dabei eine besondere Rolle zu: Er leuchtet als „Licht der Welt“ (V. 5). Die Lichtmetaphorik ist von Anfang an ein zentrales Thema im Johannesevangelium; vgl. Joh 1,4f.9, siehe auch die 2. Lesung des Sonntags: Eph 5,8-14. Im Namen des „Schiloach“ – „Gesandter“ ist eine Anspielung gemacht an das Laubhüttenfest – es stellt sich aber heraus: Jesus ist jetzt der eigentliche Gesandte Gottes, das lebendige Wasser, das aus dem Tempel kommt. (Das Wasser kam durch einen etwa 500 Meter langen Kanal, wurde von außen beschickt/gesandt und im Tempel ausgegossen) Das Gespräch der Pharisäer mit dem Sehendgewordenen und dessen Eltern ist sehr dramatisch und tragisch: Sie wehren sich mit allen möglichen Argumenten gegen die Messianität Jesu, vor allem damit: die Augenöffnung fand an einem Sabbat statt, deshalb sei Jesus ein Sünder, weil er die gebotene Sabbatruhe nicht einhielt. Hingegen der einst Blinde wehrt sich und hinterfragt die Pharisäer. Da werfen sie ihn hinaus – eine Vorgriff auf den Hinauswurf Jesu am Tag seiner Kreuzigung. Schritt für Schritt wächst der sehend gewordene Mensch in die Zugehörigkeit zu Jesus hinein – und dies ausgerechnet unter dem Druck der Untersuchungskommission der Pharisäer. Die Erzählung endet, als er Jesus wiedersieht (bzw.: zum ersten Mal überhaupt sieht), mit seinem Glaubensbekenntnis (V. 38). Jesus hat dem Blindgeborenen die Augen geöffnet. Dieser sieht jetzt nicht nur mit seinen Augen, sondern mit Herz und Verstand.