4. Sonntag im Jahreskreis 29. 1. 2023
Der Name des Propheten, Zefan-ja, bedeutet tatsächlich auch „JHWH hat schützend/rettend geborgen“. Was Zefanja beobachtet, muss Gott zornig machen. So sehr, dass Zefanja ein Zornesgericht über all die Ungerechtigkeit und Lüge erwartet, nämlich den „Tag des Herrn“, der das kurze Prophetenbuch bestimmt. Die beiden Verse 3,12 und 3,13 stammen aus einem Zusammenhang, in dem Zefanja der Stadt Jerusalem das Gericht ansagt. Er nennt Jerusalem eine „trotzige und schmutzige, gewalttätige Stadt“; eine Stadt voller „Schwätzer“, „Abendwölfe“, „brüllender Löwen“ (3,1ff) und überheblicher Prahler (3,11). In Zefanjas Gerichtsprophezeiung ist es nur ein „Rest“ von Menschen, die den Zorn Gottes am Tag des Herrn überleben, aber gleichzeitig zeichnet er das Bild des Heils auch über alle Völker weiter. Fraglich ist, ob „Rest“ bedeutet, dass viele vernichtet werden müssen, damit das Neue entstehen kann oder ob nicht doch jede/r immer wieder die Möglichkeit erhält, sich auf die Seite der Solidarität zu begeben, zur Keimzelle der veränderten Gesellschaft zu gehören und an ihr mitbauen zu können. (Helga Kaiser)
Evangelium: Mt 5,1-12a
In jener Zeit,
1 als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten
stieg er auf den Berg.
Er setzte sich
und seine Jünger traten zu ihm.
2 Und er öffnete seinen Mund,
er lehrte sie und sprach:
3 Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich. (...)
Mit der sogenannten Bergpredigt begegnet uns die erste große Redekomposition im Matthäusevangelium (5,3-7,27 mit entsprechender Rahmung). Sie wird häufig als Magna Charta (wörtlich: große Urkunde) der Verkündigung Jesu angesehen. Der Evangelist parallelisiert damit die Gesetzgebung Gottes an Mose auf dem Berg Sinai bzw. Horeb, überbietet sie aber mit seiner Person und seinem Evangelium. Sie ist auch angelehnt an Worte des Propheten Jesaja – aber hier geht mit Jesus alles in Erfüllung. Er tut, was er sagt und sagt, was er tut. Dieser Weg führt zum Kreuz und - beides! - zur Auferstehung.