Fest Taufe des Herrn 8. 1. 2023
- mit diesem Lied hat ein Prophet im 6. Jahrhundert vor Christus den Menschen im babylonischen Exil neue Hoffnung geschenkt. Wer dieser Gottesknecht ist, sagt Jesaja nicht. Jahrhunderte später war auch Jesus von Nazaret ganz vom Geist Gottes durchdrungen und hat als Gottesknecht gewirkt.
Das erste Wort der Lesung („Siehe“, hebr. hen) weist auf den unmittelbar vorausgehenden Vers Jes 41,29 zurück, wo mit demselben Anfangswort die Nichtigkeit von Götter(bilder)n konstatiert wurde. Der Nichtexistenz und Machtlosigkeit anderer Götter – vom Propheten ausgerufen, sozusagen unter den Augen der babylonischen Göttern im Exil! (Jes 41,21-29) – stellt der Verfasser nun den Knecht des Gottes Israels gegenüber. Diesen vom Geist JHWHS erfüllten Knecht schildert er als Gegenbild der „Nichtse“ jedoch gerade nicht als omnipotenten Superman, sondern als fürsorglichen, zugleich aber unermüdlichen und hartnäckigen Menschen: Einfühlsam, schützend, behütend und aufrichtend bringt er Recht für Israel und alle Völker. Und er hat damit Erfolg! Nicht gewaltsam setzt er Recht durch, sondern in der Kraft des ihm verliehenen Geistes JHWHs und von JHWH selbst an die Hand genommen. Doch auch Israel als Volk JHWHs und alle Völker spielen in diesem Prozess eine zentrale Rolle: Indem der Gottesknecht zum „Bund“ für Israel und „Licht“ für die Völker wird (V. 6), tragen Israel und die Völker durch Beachtung der Tora zu Recht und Gerechtigkeit bei.
Historisch ging es um die Befreiung Israels aus Babylon. Und heute? (Kath. Bibelwerk Dtl.)
Evangelium: Mt 3,13-17
In jener Zeit
13 kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes,
um sich von ihm taufen zu lassen.
14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm:
Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?
15 Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu!
Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. (….)
Bei Matthäus lesen wir von einer Proklamation vor dem ganzen Volk: Johannes und das Volk (V. 5), die Pharisäer und Sadduzäer (V. 7) (und damit die Hörer bzw. Leser des Evangeliums!) sollen erkennen, dass er Gottes Sohn ist – deshalb die Taufe!
Es folgt ein kurzer Dialog – und damit programmatisch die ersten Worte Jesu V 14 -15.
„Die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ – Stichworte, die sich durch das ganze Matthäusevangelium ziehen (so etwa 5,10; 5,17; 21,31f; 26,54). Jesus erscheint also hier als Vorbild, in allem den Willen Gottes zu tun (so könnte man „die Gerechtigkeit erfüllen“ übersetzen).
„Das wichtigste ist, dass von V. 14-15 her die Gottessohnschaft Jesu einen neuen, für Matthäus bezeichnenden Akzent gewinnt. Der Gottessohn ist für ihn nicht nur der vom Himmel Offenbarte (vgl. 2,15; 16,16-17; 17,5), sondern vor allem der Gehorsame und sich Gottes Willen Unterstellende … Neben der Charakterisierung Jesu als ‚Gott mit uns‘ (1,23; 28,20) ist es der gehorsame Gottessohn, der dem ganzen Evangelium den christologischen Rahmen gibt. Jetzt wird auch verständlich, warum Matthäus in den ersten beiden Kapiteln zwar immer wieder den Gottessohntitel anklingen ließ, dies aber dennoch nur zurückhaltend und andeutend tat: Erst in unserer Perikope wird klar, was dieses ‚Signal‘ eigentlich meinte.“ (Kath. Bibelwerk Dtl)