So 1. 1. 2023 - Neujahr, Hochfest der Gottesmutter
Bevor die Menschenliebe (Gottes) erschien, war die Güte verborgen. Sie war ja schon immer da, wie auch die Barmherzigkeit Gottes von Ewigkeit ist. Aber woran hätte man ihre Größe erkennen können? Sie war verheißen, aber nicht erfahren; darum glaubten viele nicht an sie. "Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst... durch die Propheten gesprochen" (2), indem er sagte: "Das sind die Pläne, die ich für euch hege, Pläne des Heils und nicht des Unheils" (3). Aber was erwiderte der Mensch, da er das Unheil erlebte, das Heil aber nicht kannte? Wie lange noch sagt ihr: "Frieden! Frieden! Aber es ist kein Friede"(4)? Darum "weinten die Engel des Friedens bitter" (5) und riefen: "Wer hat unserer Kunde geglaubt" (6)? Aber jetzt mögen die Menschen wenigstens dem glauben, was sie sehen; denn "die Zeugnisse Gottes sind fest und verlässlich" (7). Auch dem getrübten Auge soll es nicht verborgen bleiben.
Siehe da: Friede ist nicht nur verheißen, sondern auch verwirklicht; nicht aufgeschoben, sondern mitgeteilt; nicht bloß vorhergesagt, sondern gegenwärtig. Denn als die Fülle der Zeit kam (8), erschien auch die Fülle der Gottheit. Sie kam im Fleisch; denn so sollte sie den irdischen Menschen gezeigt werden, und es sollte beim Erscheinen der Menschenliebe die Güte erkannt werden. Wo sich nämlich die Menschenliebe Gottes zu erkennen gibt, kann die Güte nicht verborgen bleiben. Wie hätte er sie auch eindrucksvoller zeigen können als dadurch, dass er mein Fleisch annahm?
Wo gibt es noch einmal so viel Liebe? "Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst" (9) "und dass du deinen Sinn auf ihn richtest" (10)? Hier soll der Mensch begreifen lernen, wie sehr sich Gott um ihn sorgt; hier soll er erfahren, was Gott von ihm denkt und was er fühlt. O Mensch, du sollst nicht danach fragen, was du leidest, sondern was er gelitten hat. An dem, was er für dich getan hat, erkenne, wieviel du ihm wert bist. Dann wird seine Güte dir aus seiner Menschenliebe entgegenleuchten. Je tiefer er sich in seinem Menschsein erniedrigte, um so größer erwies er sich in seiner Güte. Je armseliger er für mich geworden ist, desto lieber ist er mir. "Erschienen ist die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters" (11).