75 Jahre Wiederbeschaffung der Glocken - 1949
Pfarrchronik 1921
S. 34 - Pfarrchronik 1921 (Pf. Johann Scherndl)
Neue Glocken: Wie in anderen Pfarreien, die bereits im Vorjahre Glocken erhalten haben, wird nun auch bei uns ein neues Geläute angestrebt.
Das der Krieg uns genommen hat, soll wieder ersetzt werden. Die Pfarrbewohner selber sehnen sich nach einen Geläute und erklären sich zur Tragung der Kosten bereit. Eine Sammlung von Haus zu Haus ergibt die Summe von 1.100.000 Kronen. Drei Glocken in der Stimmung und im Ausmaße wie früher sollen beschafft werden. Die Bestellung wird in der neuen Gießerei St. Florian gemacht und im November der oben erwähnten Betrag übergeben (als Anzahlung).
S. 35: 1922: Die Versprechungen der Glockenfirma bewahrheiten sich nicht. Weder im Jänner, noch zu Ostern, noch zu Pfingsten erhielten wir unser Geläute. Aufträge an die Firma kamen von von allen Seiten, da fast alle Kirchen in unserem Lande u. auch in den andern Ländern wieder Glocken bekommen sollen.
(… andere Themen: Brand, Fronleichnam, Kooperator Franz Sandberger…...)
In der Glockenbeschaffung ist eine Krisis eingetreten. Mit der im November des Vorjahres gezahlten Summe wäre ungefähr ein Drittel der Glockenkosten gedeckt gewesen. Einen fixen Kaufvertrag hatte das Glockenkomitee nicht abgeschlossen. Die angezahlte Summer war nun vollständig entwertet. Ein Schreiben der Gießerei sagte, dass die Glocken nun über 200 Millionen Kosten würden. Da war nun jede Aussicht auf Glocken verloren. Zur ersten Anzahlung im November 1921 hatten mehrere Bauern den Ertrag eins Stückes Vieh (30-50.000 K) gespendet. Das Geld war nun verloren. Alle Unternehmungen in St. Florian blieben erfolglos. Wollten wir Glocken, dann nur zum neuen Preise.
S 36: Die Pfarrgemeinde wird wiederholt zu Vollversammlungen eingeladen. Eine kleine Schar williger Leute steht eine große Menge solcher gegenüber, die eben seinerzeit gerne eine große Summe gaben, aber ein zweites Mal nicht wieder eine Stück Vieh aus dem Stalle nehmen wollten.
Wir bekommen also keine Glocken, alle Hoffnungen sind nach 5 ergebnislosen Versammlungen entschwunden.
Nach einer Unterredung mit dem alten Stadler, Josef Reinthaler, sah Herr Kooperator nur einen Ausweg: Am Feste Maria Geburt predigt er nochmals über diesen Gegenstand und lud abermals zu einer Versammlung ein
Und Maria Geburt wurde der Geburtstag unserer Glocken.
Am 16. September wurde bereits der Kaufvertrag mit der Firma Kutter in Wien abgeschlossen. Mit Florian war natürlich Schluss.
Das neue Geläute hätte 213 Millionen gekostet. Das neugebildete Komitee sah, dass es unmöglich wäre, so viel Geld aufzubringen. Bestellt wurden daher 2 Glocken. Am 24. September wurde bereits ein Summe von 28 Millionen angezahlt 8 Tage später wieder 8 Millionen.
Infolge Geldknappheit war die Aufbringung furchtbar schwierig.
Der neue Kaufvertrag war hier abgeschlossen mit einer pflichtmäßigen Lieferzeit von 2 Monaten. Außerdem hatte er eine gute Seite. Die Schuld konnte auch in natura gezahlt werden.
Glockenempfang: Am Feste Maria Empfängnis trafen die Glocken ein. Allgemeine Freude! Zwei prächtige Glocken!
Am Sonntag 10. Dezember wurden sie im Beisein einer ungezählten Menschenmenge bei der Pollingerstraße empfangen. Das Fuhrwerk stellt der Pfarrerbauer Josef. Berger, Patronatskomissär, bei. Geistlichkeit, Kinder, Vereine, Reiter u. v. a. befanden sich im Zuge. Außerdem eine neue Musikkapelle, die H. H. Kooperator in der kurzen Zeit ausgebildet hatte.
Die Glocken wurden im festlichen Zuge nach St. Laurenz gebracht und beim Englwirt bis zur Weihe eingestellt.
S. 37: Am 17. Dezember war nun der Tag der Glockenweihe.
Alles rüstete. Wieder ein langer Zug durch den Markt: alles, Reiter Musik, weiße Mädchen, Schule, Vereine, Behörden, Ämter, Frauen mit Goldhauben u. v. w., u. s. w. beteiligte sich.
Hw. Herr Dechant Huber aus Geinberg nahm die Weihe vor unter Assistenz des Hw. Hr. Ortspfarrers und der H. H. Nachbar.
Die Liedertafel St. Laurenz u. Altheim sangen erhebende Chöre.
Der Aufzug des Glocken bewerkstelligte Hr. Baumester Rudolf Wiesner aus Altheim.
Es war ein angenehmer Wintertag. Als die erste Glocke ungefähr in der Mitte des Turmes schwebt, brach die Sonne durch.
Mit einer Predigt, Litanei, Te Deum, schloß die schöne Feier.
Nach 6 Uhr abends war alles am Turme fertig. Die Glocken ertönten erst einzeln, dann im Chor. Freude und Jubel, auch viele tränenfeuchte Augen.
Die Freude öffnete nicht zur die Herzen, sondern auch die Brieftaschen der Bewohner. Die Abzahlung konnte nun sicher erhofft werden.
(andere Themen: Kriegerdenkmal, Brand…….)
Pfarrchronik 1949
Unsere neuen Glocken! (Pf. Josef Dietrich)
Pfarrchronik S. 110:
Da und dort in der Nachbarschaft läuten schon die neuen Glocken. Nur die große Pfarre Altheim bimmelt noch mit einem kleinen Glöcklein. Das rührte sich der Ehrgeiz: die Letzten wollen wir doch auch nicht sein! Der Pfarrkirchenrat überbrachte mir diese ....? Ich berief nun eine Pfarrversammlung ein: Pfingstmontag abends in der Turnhalle. Der Besuch war matt. Die liberalen Bauern fehlten ganz. Die Bürger und Arbeiter waren sehr spärlich vertreten. Einem sonst gut kathol. Bauer wäre es beinahe gelungen, durch seine pessimistische Schilderung der Schwierigkeiten bei der Glockenbeschaffung im Jahre 1922 (gemeint wohl 1921) Mutlosigkeit in die Reihen zu bringen. Aber ein schneidiger Söldner rettete die Situation und es kam zu einem einstimmigen Beschluß an die Beschaffung neuer Glocken zu gehen. Bei der ersten Sammlung wird es sich schon zeigen, ob die Sache zieht oder nicht. Es wurden jetzt für jede Ortschaft Sammler definiert und zwar:
Markt: Dorner Ferdinand, Zeugschmied; Haglmüller Josef, Kaufmannssohn; Hochegger Franz,
Kaufmann ; Höller Karl, Spengler ; Leimbacher Josef, Arbeiter; Raschhofer Georg, Braugasthofbesitzer; Reinthaler Laurenz, Direktor; Schöppl Josef, Konditor; Wiesner Rudolf, Baumeister und Fabrikant.
Ach-Oberndorf: Berger Leopold, Bauer in Ach 4; Lindlbauer Ludwig, Arbeiter Ach 6.
Danlgfing: Leidl Johann, Söldner und Hölzl Fritz, Arbeiter .
Diepolding – Pirath: Freischlager Michl, Bauer Diepolding und Hatheier Josef, Fischer in Pirath 1
Englwertsham-Schwaig-Wagham: Schnallinger Franz, Marxbauer in Wagham und Schindecker Ludwig, Ledererbauer in Englwertsham.
Gallenberg-Weidenthal: Mairinger Fritz, Moritzhubersohn in Weidenthal und Berer Franz, Dantinger.
S. 111: Gaugsham-Lüfteneck: Weinberger Josef, Söldner Lüfteneck und Aigner Johann, Stockhammer in Gaugsham.
Grieshub-St.Ulrich: Häuslmann Georg, Arbeiter; Wamprechtshamer, Bauer in St.Ulrich.
St.Laurenz : Reinthaler Georg ….? und Denk Josef, Simetsberger.
Lehen-Wolfegg: Feichtinger Johann, Finstermeier; Burgstaller Johann Franz in Lehen.
Mauernberg-Weirading: Grünbart Rudolf, Treiblmeier; Berger Josef, Pfarrhofbauer.
Stern: Reinthaler; H?
Um die ganze Aktion zu vereinfachen sollten gleich zur Bank Kirchengeläute bestellt werden.
Ein Offert der Fa. Pfunder in Wien besagte, daß wir mit einem Betrag von 120.000,-- S rechnen müßten. Die Marktgemeinde stellte uns die Liste auf für die Landwirte, die pro Kopf 25,-- S leisten
sollten – Sammlung .
Die erste Sammlung hatte durchschlagenden Erfolg. Durch Barzahlung und Zeichnung waren 90.000,-- S gesichert ! Unsere Freude war groß, umso mehr, als ja schon nach zwei Monaten die Glockenweihe sein soll. Wir bestellten bei Pfundner in Wien, da dieser Firma, der beste Ruf vorausging; eine Anfrage bei Pfarrämtern, die schon Pfundner Gebote hatten, bestätigte uns in unseren Verfahren. Diese Geläute sind im Ton vollständig rein, was man von St. Florian nicht behaupten konnte. Außerdem versprach man uns, unsere Geläute beim Volksfest in Ried auszustellen, was nicht geschah.
Das Komitee hatte viel Arbeit: ihm gehörten alle Sammler an; außerdem wurden einbezogen:
Mitter Alfred, Bürgermeister; Kern Robert, Hauptschuldirektor; Hellstern Georg, Trafikant; Wiesbauer Johann, Striegl.
Komiteeleitung gehörten an: Obmann Mitter Alfred ; seine Stellvertreter: der Pfarrer.
Kassier: Haglmüller Josef .
Die Glocken wurden nun bestellt und wurden in Ried vom 04.-08. September ausgestellt, zugleich mit Glocken von St. Florian und Salzburg. Hunderte Altheimer trieb es nach Ried , die neuen Glocken zu sehen. Unsere Glocken sind weitaus die „Schönsten“, das war das allgemeine Urteil.
(Randvermerk: Bestellung am 17. Juli)
S 112: Am 9. Sept. hat Herr Ziegler die Glocken gebracht. Sie wurden beim Holzplatz Wiesner-Hager abgeladen. Dort sollten sie bleiben bis zur Weihe, weil sie auch bei Nacht bewacht waren.
Aus dieser Schrift (siehe eingeklebter Einladungsfalter, Glockenweihe, Sa. 17. u. So. 18. 9. 1949) ist das ganze Programm zu ersehen. Die Einnahmen an beiden Tagen beliefen sich auf rund 6.000.- ÖS; Der Weihetag war ein geradezu ideal schöner u. warmer Festtag.
Das Aufziehen der Glocken besorgten für die Pfarrkirche die Fa. Wiesner-Hager, für die Marktkirche die Fa. Hütter.
Die Glockenpatinnen waren:
Pfarrkirche: Hl. Georg:Fa. Wiesner-Hager, Oberndorf
Maria: Fr. Kathi, Grünbart, Treiblmaierin
St. Laurentius: Aloisia Klinger, Leherin in Lehen
St. Florian: Fr. Theresia Lindlbauer, Arbeiterfrau
Marktkirche: Maria: Fr. Maria Graf, Altheim
Hl. Josef: Fr. Maira Reinthaler, Altheim 5
St. Florianus: Fr. Aloisia Hölzl, Arbeitersfrau in Danglfing;
S 113 – Fotos
S 114 drei Fotos und Text: Links: Die kleinste Glocke zieht in ihre Stube ein.
Rechts: Unsere „Große“ in vollem Schmuck vor dem Aufzug
Unser Geläute ist wunderschön und warm im Ton.
Die ganze Pfarre freut sich und der Pfarrer am meisten.
Unten: Einer der Marktglocken schwebst über dem Dach des Benefiziums empor.
Die Fuhrwerke für die Glocken haben beigebracht: Wiesner-Hager, Gallenberg in Gallenberg, Denk-Simetsberger in St. Laurenz, Raschhofer, Wurmhöringer in Altheim.
Die Gefährte für die Patinnen:
Raschhofer, Grünbart, Treiblmaier;
Hellstern in Altheim; Graf in Altheim
Putscher-Weberbauer in Englwertsham, Huber Metzger;
Die Kosten für die Glocken der Pfarrkirche (ohne Aufziehen) 98.822.- ÖS
…………… für die Marktkirche: 15.460.- ÖS
Elektr. Läutmaschinen samt Montage
Spesen am Glockenweihetag
Einnahmen
Aufziehen der Glocken der Pfarrkirche: 2.711, 91 ÖS
Aufziehen ………….. der Marktkirche: 471, 35 ÖS