Zur Geschichte des Kindergartens - von Ing. Rudolf Mitterbauer

Im Statut heißt es: “(...)Die Anstalt selbst hat den Zweck, kleine, noch nicht schulpflichtige Kinder aus dem Markte Altheim und Umgebung, welche von ihren Eltern oder Erziehern der Anstalt während der Tageszeit übergeben werden, zu überwachen, vor Unfällen und Verwahrlosung in körperlicher und geistiger Beziehung zu behüten, sie zu pflegen, angemessen zu beschäftigen, an Ordnung, Reinlichkeit, Thätigkeit und gute Sitte zu gewöhnen.”
Ebenso war Verköstigung vorgesehen für die, die sie brauchten. Ebenfalls aus dem Statut: “(…) Kleine Kinder, deren Eltern über Mittag nicht zu Hause sind, wie auch Schulkinder, welche aus dem gleichen Grunde oder wegen zu großer Entfernung in den Mittagsstunden nicht nach Hause gehen können, erhalten auf Wunsch der Eltern mittags eine Suppe; die hiefür zu entrichtende Gebühr bestimmt der Ausschuss. Die ärmeren Kinder erhalten sie unentgeltlich nach Maßgabe der vorhandenen Geldmittel.”
Bereits ab 1883 trat ein Agitationskomitee zur Planung einer „Kinderbewahranstalt“ zusammen und am 23. 4. 1894 wurden die ersten Statuen verfasst, bewilligt von der Statthalterschaft Linz am 26. 4. 1894.
Von der Vereinsleitung wurde am Ortsrand ein Baugrund angekauft und ab Juli 1885 wurde mit dem Bau begonnen, nachdem der in Wien tätige, in Altheim geborene Arzt, Univ. Prof. Dr. Josef Weinlechner (1829-1906), seine Zustimmung gab, Gelder seines Stiftungskapitals an die Marktgemeinde Altheim verwenden zu dürfen. Insgesamt spendete er der Marktgemeinde Altheim rund 88.000 Kronen (heute mehr als 5 Mill. Schilling oder 360.000 €) für verschiedene Zwecke wie die Schule, den Kindergarten, die Badeanstalt, der Weinlechner-Platzgestaltung, der Kanalisation und zum Bau eines Krankenhauses.
Mit dem Bau beauftragt wurde Baumeister Rupert Schreckeneder aus Altheim. (Er war schon mit dem Bau der Volksschule 1877-1879 betraut.)
Die Kosten betrugen 10.860 Gulden.
Bereits 1897 wurde der Spielplatz vor dem Haus mit Bäumen bepflanzt.
Eine Gedenktafel an der Vorderfront des Hauses erinnert an die Eröffnung der Kindergartens im Herbst 1898.
1899 übertrug der Kindergartenverein den Kindergarten an die Marktgemeinde.
In den Statuten war vorgesehen, dass ein “approbierter” Orden die personale Führung übernehmen solle:
“1. Der Verein hat den Zweck, eine Kinder-Bewahr Anstalt in Altheim zu errichten und zu erhalten und nach Maßgabe der Vereinsmittel mit einer Industrieschule für Mädchen zu verbinden. Die Leitung dieser Anstalt wird weiblichen Ordenspersonen eines kirchlich approbierten Ordens übergeben, von welcher eine Person sich der Privatkrankenpflege widmet. (….)”
Bis 1938 versahen Vöcklabrucker Schulschwestern die Leitung des
Kindergartens, weshalb das Haus auch das „Kloster“ genannt wurde. Es wurden für Mädchen ebenfalls Nähstunden angeboten.
1934 wurde noch eine Suppenanstalt eingerichtet und 1943 ein Kinderhort mit Ausspeisung eröffnet.
Während der Nazizeit war der Kindergarten ideologisch gleichgeschaltet.
Nach dem 2. Weltkrieg gab es am 10. Dezember 1945 einen Neubeginn als Pfarrcaritas-Kindergarten.
Mit der Führung wurde die Kindergärtnerin Anna Eichelsberger betraut. Mit Liebe, Geschick und wenn notwendig auch mit Autorität, führte sie drei Jahrzehnte den Kindergarten. Tante Anni ist immer noch ein Begriff für die heute lebende ältere Generation von einstigen „Schützlingen“.
Die gewachsenen Platzerfordernisse führten zur Übersiedelung des Pfarrcaritas-Kindergartens in den Neubau in der Bettmesserstraße 6, hinter dem Dr. Weinlechner-Platz im Jahre 1975.
1998 kam es zu einer weiteren Standorterweiterung mit dem Um- und Erweiterungsbau der ehemaligen Hauptschule in der Wiesnerstraße 3, dem Pfarrcaritas-Kindergarten „Kunterbunt". Dort ist auch eine Krabbelstube, „Verein Sonnenblume", integriert.
Ing. Rudolf Mitterbauer.
Quellen: „Altheim – Heimatbuch der Marktgemeinde Altheim" aus 1975 von
Lothar Bodingbauer u. Ingeborg Staufer (Seite 227)
„Bundschuh Band 2 / 1999" (Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus Ried/I., Beitrag von Dr. Wolfgang Pumberger: „Josef Weinlechner (1826-1906), Arzt, Chirurg und Universitätsprofessor – Wohltäter seiner Heimatgemeinde Altheim" (Seiten 95-103).