Über die Bedeutung von Ostern

Die Osternacht

Die Feier der Osternacht ist theologisch und liturgisch der Höhepunkt des Kirchenjahres. Hier wird der Kern, der Brennpunkt des christlichen Glaubens gefeiert. Das ist nicht die Geburt, nicht die Kreuzigung, nicht die Geistsendung, sondern die Auferstehung Jesu von den Toten und damit verbunden unsere eigene Erlösung. Hier wird deutlich, dass nicht Leid und Tod das letzte Wort haben, sondern Gottes Liebe, die stärker und größer ist als alle Mächte dieser Welt, die auch stärker ist als der Tod.

Dementsprechend intensiv, großartig, symbolträchtig und festlich ist auch die Feier der Osternacht. In ihr finden sich viele Ursymbole und Rituale so verbunden, dass daraus ein beeindruckendes, mitreißendes Fest des Lebens wird: das lodernde Osterfeuer vor der Kirche, das die Dunkelheit erhellt, die Weihe des lebendigen Wassers, die Lesungen des Alten Testaments, die uns von den Wurzeln unseres Glaubens erzählen, das große Gloria, bei dem die Orgel zu spielen und die Glocken zu läuten beginnen, die volle Beleuchtung der Kirche entzündet wird - das alles ist beeindruckend und berührend.

Jedes Jahr erleben wir diesen Gottesdienst als ein Fest, das uns mit allen Sinnen anspricht: Licht, Weihrauch, Musik, eine Steigerung einzelner Elemente hin auf das Halleluja: "Jesus lebt!"

Karsamstag

... der Karsamstag hat eine wichtige Funktion auf dem Weg unserer Ganzwerdung. Die Liturgie mutet uns zu, uns einen ganzen Tag dem toten Christus im Grab zu stellen. Und sie fordert uns auf, in das eigene Grab zu steigen, in die eigene Tiefe, und darin eins zu werden mit dem Grund unseres Seins, mit den Wurzeln unseres Lebens. Christus ist nicht nur unseren Tod gestorben, sondern er war 3 Tage lang tot. Er konnte nichts mehr tun, nichts mehr fühlen, er war leblos, von jeder Kommunikation abgeschnitten. Im Grab hat Christus den Tod erfahren als radikale Einsamkeit, in die kein Wort der Liebe mehr dringt. Der Karsamstag will uns sagen: in unsere Einsamkeit, in unsere Kälte, in unsere Starre, da ist Christus eingedrungen. Und dort, wo sonst der Tod herrscht, da wohnt nun seine Liebe. Da, wo wir abgeschnitten sind vom Leben, da erreicht er uns mit seinem Wort der Liebe.

[Vgl. J. Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 61968, 242ff]