Montag 25. November 2024
Pfarre Altenfelden

Maria Himmelf. u. Kräuterweihe

Zu Mariä Himmelfahrt am 15. August 2012 werden im ländlichen Alpenraum Österreichs traditionell Kräuter geweiht.

Marienverehrung im katholischen Glauben

 

Mit dem Hochfest Maria Aufnahme in den Himmel (assumptio) begeht die Kirche gleichzeitig das Gedächtnis an den Heimgang (Tod) Marias. Beide Gedenktage waren ursprünglich getrennt gefeiert worden, unter Kaiser Mauritius (582-602) wurden sie jedoch vereinigt und auf den 15. August festgelegt. Aus diesem Anlaß hielt man in Rom feierliche Prozessionen ab. Auf der Synode zu Mainz (829) ordnete Ludwig der Fromme die feierliche Begehung des Festes im ganzen fränkischen Reich an. Auch in Deutschland wurde der "Große Frauentag" als ein Hauptfest des Jahres begangen, an dem sogar die Feldarbeit ruhte.

 

Die Verehrung Marias reicht bis ins vierte Jahrhundert zurück und steht zunächst in Zusammenhang mit der Geburt und der Anbetung Christi. Nach dem Konzil von Ephesus (431), auf dem die Lehre von der Gottesmutterschaft Marias verkündet wurde, erlebt die Marienverehrung durch die Einsetzung eigener Gedenktage einen starken Aufschwung. So kommt es neben dem Herrenjahr mit dem Weihnachts- und Osterfestkreis samt Pfingsten zur Herausbildung eines eigenen Marienjahres, dessen Eckdaten durch den natürlichen Zyklus von Empfängnis und Geburt gegeben sind: der unbefleckten Empfängnis (8.12.) folgt am 8.9. Maria Geburt; der Geburt Jesu geht die Verkündigung (25.3.) voraus. Vierzig Tage auf die Geburt Jesu folgt Maria Lichtmeß (2.2.), auch Maria Reinigung genannt, denn die Frauen galten vierzig Tage nach der Geburt als unrein und mußten deshalb den Tempel aufsuchen, um zu opfern.

 

Da Jesus Marias Erstgeborener war, der nach jüdischem Glauben Gott gehörte, mußte er Gott dargebracht und durch ein Geldopfer ausgelöst werden. Weihbuschen an den "Frauentagen"

 

Der Gedenktag an den Tod und die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel am 15. August fällt mit dem Höhepunkt der Ernte zusammen. Im bäuerlichen Kalender nimmt daher der Zeitabschnitt vom "Großen Frauentag" bis zum "Kleinen Frauentag" (8.9.) eine wichtige Stellung ein. In dieser Periode erlangen die Pflanzen nämlich ihre höchste Wirkung und so ist es ein altüberlieferter Brauch, an den "Frauentagen" spezielle Kräuterbuschen bei der Frühmesse weihen zu lassen.

 

Die Verwendung von Heilkräutern und das Wissen um ihre Kräfte ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. In der Heilkunde des antiken Ägyptens, Griechenlands und Roms spielten viele der noch heute gebräuchlichen Heilkräuter eine große Rolle. Die Pflanzen dienten darüber hinaus auch zur Götter- und Dämonenbeschwörung und als Abwehr- und Zaubermittel. Es ist anzunehmen, dass die Kirche diese heidnischen Praktiken zu sanktionieren suchte, indem sie begann, Pflanzen zu benedizieren.

 

So ist die Palmweihe schon im 7. Jahrhundert belegt, für die Kräuterweihe am Mariä Himmelfahrtstag gibt es bereits aus dem 10. Jahrhundert Nachrichten.

 

Der sogenannte Weihbuschen besteht in der Regel aus verschiedenen Heilpflanzen, die auch sonst in der (Volks-) Medizin Anwendung finden: Minze, Kamille, Salbei, Fenchel, Thymian, Johanniskraut, Schafgarbe, Beifuß, Tausendguldenkraut, Brennessel, Spitzwegerich, Pfefferkraut; weiters aus den verschiedenen Getreideähren und Gemüsepflanzen. Auch rote und gelbe Blüten dürfen in dem kunstvoll gebundenen Strauß nicht fehlen. Als Mittelstück wird meist die Königskerze gewählt, die auch Muttergotteskerze genannt wird. Bei der Zusammensetzung der Weihbuschen variieren aber nicht nur die Arten der Pflanzen, sondern auch ihre Anzahl: es können 7, 9, 18, aber auch 77, ja mancherorts sogar 99 verschiedene Pflanzen sein. Die Weihbuschen werden das Jahr über im Haus und im Stall als Schutzmittel aufbewahrt und kommen bei Krankheiten von Mensch und Tier zur Anwendung. Bei Unwettern verbrennt man einen Teil der getrockneten Kräuter oder gibt sie auf die Glut zum Räuchern. Ja selbst den Toten wird etwas vom Weihbuschen in den Sarg mitgegeben. Eine Momentaufnahme über die Verbreitung und regionale Ausprägung der Kräuterweihe am Frauentag liefert übrigens die Karte über die "Segenszweige" im Österreichischen Volkskundeatlas (Bl. 51/1968) und der dazugehörige Kommentar. Während der Brauch der Kräuterweihe inzwischen da und dort verschwand, weil die bäuerliche Substanz verloren ging, erlebt der Weihbuschen andernorts durch organisierte (Goldhauben-) Frauengruppen eine neue Pflege und folkloristische Aufwertung.

 

Losgelöst vom bäuerlichen Kalendertermin wird damit nicht nur die herausragende Stellung dieses hochsommerlichen Festtages im kirchlichen wie bürgerlichen Jahresrhythmus betont, sondern auch das Wissen um die durch den Brauchvollzug verstärkte Wirkkraft der Heilkräuter am Leben erhalten.

 

 

Franz Grieshofer am 14. August 2001

 

Der Autor ist Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde und Ehrenprofessor am Institut für europäische Ethnologie.

 

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