Sonntag 1. September 2024
Pfarre Altenfelden

Weihnachten: Überforderung oder größtes Wunder ?

Tatsächlich ist es schwer zum Aushalten dieses angeblich schönste Fest des Jahres mit seinem immer früheren Start – lang vor dem Advent. 

 

Vor allem gilt das für alle, die beruflich diese Hauptgeschäftszeit aktiv oder passiv mitzumachen haben.

 

Immer größer scheint mir aber auch die Zahl derer zu werden, die zwar nicht unmittelbar unter der Vorweihnachtszeit zu leiden haben, dieses Fest aber dennoch nicht (mehr) leiden können. Warum? Weil immer mehr Menschen (auch Christen) am heiligen Abend an Familien- oder Beziehungswunden erinnert werden und harmonisches Glück vorspielen müssen; oder weil immer mehr Zeitgenossen beider Geschlechter und aller Altersstufen die Entartung in Konsum und Äußerlichkeiten als Verfälschung empfinden, zum wahren Gehalt der religiösen Feiertage aber keinen Zugang mehr haben.

 

 

 

Oder weil sie zu denen gehören, die bei dem Widerstreit der Religionen und den imponierenden Ergebnissen der Wissenschaften überhaupt für Gott und Religion keinen Platz mehr in ihrem Leben haben.Wie auch immer: Ärgerlich für alle diese Mitbürger ist nur, dass dieses christliche Fest inzwischen so kommerzialisiert und globalisiert ist, dass man auch mit Fernreisen kaum entkommt. Dabei ist unbedingt fest zu halten: Das höchste Fest für alle Christen – egal welcher Kirche – ist nicht Weihnachten, sondern OSTERN als Feier der Auferstehung Jesu Christi. Mit dem Geburtstag von Jesus in Betlehem hat zwar sein irdisches Leben begonnen und so auch irgendwie alles, was es in der Geschichte ausgelöst hat. Aber warum Weihnachten in allen Bevölkerungskreisen und wohl weltweit mehr Faszination ausübt als Fastenzeit, Karwoche und Ostern hat mehrere Gründe: schon der Unterschied zwischen Advent mit seinem Brauchtum (Nikolaus) und Fastenzeit (mit Verzicht und Buße), oder hier Feier eines Geburtstages und dort Feier von Leiden, Sterben und Auferstehen; dazu kommt die Faszination der Lichter und Kerzen in dieser dunkelsten Zeit, wo im Frühjahr das natürliche Licht aufleben lässt.

 

Dennoch gibt es für die überragende Bedeutung der Weihnachtszeit außer der leichteren Vermarktbarkeit als Fest des Schenkens einen ganz wichtigen theologischen Grund, weswegen wir bis heute die Jahre vor und nach der Geburt zählen: Seit damals vor über 2000 Jahren rollt das Rad der Zeit nicht mehr im ewigen Kreislauf des „Immer-Selben“ und „Nie an ein Ziel kommen“ dahin, sondern in Betlehem hat Gott einen Punkt markiert, der seither für alle Zeit und Welt gilt: der Sohn des dreieinen Gottes wurde aus einer (hoch begnadeten) Frau als menschliches Baby (Christkind) geboren und macht in dieser oft so unmenschlichen Welt GOTT unumkehrbar ANWESEND. Ja, seit diesem theologisch größten Wunder der Menschwerdung Gottes in Jesus, dem Christus (Messias) wird die „Welt“ nie mehr GOTT-LOS. Die irdische und zeitlich endliche Menschheitsgeschichte wird zum Schauplatz von Unendlichkeit. Die Ewigkeitsdimension Gottes ist auf Krippenlänge verkürzt und in Windeln.

 

Die Geburt in der Weihnacht, durch die Gott zu den Menschen kommt, ist freilich nur der Messpunkt für die irdische Zeit. – Jesus ist aber in die Welt gekommen, um uns Menschen in die Ewigkeit Gottes mitzunehmen.

 

 

Das Ziel der Menschwerdung Gottes wird also erst deutlich mit Jesu Kreuzigung und Auferstehung und mit der Sendung des Geistes: dass wir durch den gelebten Glauben an diese grenzenlose göttliche Liebe nach diesem irdischen Leben selber ewige ANWESENHEIT bei Gott in seinem Reich erlangen.

 

Übersehen wir aber nicht, dass ADVENT als Erinnerung an das erste Kommen Christi und WEIHNACHTEN als Beginn der bleibenden Gegenwart Gottes auf Erden jedes Jahr nur eine Chance für uns sein kann: Wir alle wissen nur zu gut, wie schwer wir uns mit manchen Menschen tun, in ihnen den Mitmenschen zu akzeptieren, geschweige denn die Gegenwart Jesu.

 

 

Fragen wir uns ehrlich, ob wir uns ohne dieses so aufdringliche Weihnachtsfest aus der wachsen-den Gleichgültigkeit gegenüber „unwichtigen und ungeliebten“ Menschen herausreißen lassen würden? Brauchen wir nicht doch „alle Jahre wieder“ notwendig dieses Fest, auch wenn es uns überfordert – im Glauben ebenso, wie in unserer Antwort auf die ständige Anwesenheit Gottes ganz in unserer Nähe?So wünsche ich uns allen neue Freude an der Weihnachtsbotschaft für das ganze vor uns liegende neue Jahr 2011.

 

euer Pfarrer Clemens

 

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