Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott hat keinen Namen, er ist da.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Bist du der Gott, der Zukunft uns verheißt, haben wir gesungen. Es ist eine Frage, die sich auf die Offenbarung Gottes im brennenden Dornbusch bezieht. Gott stellt sich dort vor als der, der sein wird.
„Ich werde der sein, der ich sein werde“, ist eine Deutung dieses Namens: Jahwe. Tomas Halík sagt: Eigentlich ist das keine Offenbarung eines Namens, sondern der Hinweis darauf, dass Gott keinen Namen trägt.
In der hebräischen Bibel wird er nur geschrieben, aber beim Lesen nicht ausgesprochen. In der revidierten Einheitsübersetzung wird das berücksichtigt, indem statt des Gottesnamens „Herr“ unter Anführungszeichen oder mit Großbuchstaben geschrieben wird.
Die Erzählung vom brennenden Dornbusch ist eindrucksvoll. Gott erscheint Mose im Symbol des Feuers, das nicht zerstört. Flammen sind Symbole der Liebe. Das ewige Licht vor dem Tabernakel erinnert an die Gegenwart Gottes und hat eine symbolische Nähe zum brennenden Dornbusch.
Ebenso nahe der Erzählung vom Brennenden Dornbusch ist die Mahnung: Tritt nicht näher, denn hier ist heiliger Boden. Auch wir sind angehalten, uns dem Tabernakel in der Haltung der Ehrfurcht zu nähern, und wir tun das mit einer Kniebeuge, also einer Haltung der Ehrfurcht.
Diese Ehrfurcht lässt aber nicht „erstarren“ – wir kennen die Redensart „vor Ehrfurcht erstarren“, sondern erfüllt die Menschen mit Mut und Hoffnung.
Gott stellt sich vor als Zukunft und Ziel. Mose wird beauftragt, das Volk Israel aus der Unterdrückung in die Freiheit zu führen. Die Theologie der Befreiung beruft sich auf diese Freiheitsankündigung.
Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt, haben wir fragend gesungen, und: Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen, und: Sprich du das Wort, das tröstet und befreit.
Wir bitten also immer wieder um dieses tröstende und befreiende Wort.
Das Evangelium spricht in einem Gleichnis auch vom Gott, der Zukunft uns verheißt, und zwar auch dann, wenn Menschen versagen.
Wir dürfen im Winzer Jesus sehen, der sagt: Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!
Jesus, der menschgewordene Gott legt den Menschen nicht auf seine Vergangenheit fest. Das ist der Unterschied zur menschlichen Gerechtigkeit, sie legt Menschen mit ihrer Schuld auf ihre Vergangenheit so fest, dass sie sich nicht mehr erholen können.
Gott gibt den Menschen Zukunft.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger,Thema: Die Zukunft des Menschen ist Herrlichkeit, aber das ist Zukunft.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Die Sonntage der Fastenzeit zeigen in Kurzform den Weg Jesu von Galiläa nach Jerusalem und zum Berg Golgota an. In Jerusalem, auf dem Zionsberg sollte sich die Herrlichkeit Gottes offenbaren.
Sie offenbarte sich in einer Weise, wie es sich die Menschen nicht erwarten, nämlich am Kreuz Jesu. Die Offenbarung Gottes ist die Offenbarung einer bedingungslosen Liebe.
Die Jünger gingen diesen Weg mit. Sie sollten einmal die Zeugen der Auferstehung und der Herrlichkeit Jesu werden. Aus diesem Grund wird ihnen diese Herrlichkeit unterwegs schon angedeutet, aber nur angedeutet. Die Jünger können keine Hütten auf dem Berg der Verklärung bauen. Sie müssen wieder auf den mühsamen Weg zurückkehren.
Nach dem Lukas-Evangelium haben sie davon nicht erzählt, sie begegnen auf ihrem Weg wieder dem menschlichen Elend, und Jesus kündigt seinen Tod an.
Ihre Sehnsucht nach einem guten Leben wird zwar mit einem Versprechen gewürdigt, aber nicht erfüllt.
Dieser Weg Jesu ist so beschrieben, dass er auch unser Glaubens- und Lebensweg ist. Der Weg Jesu ist ein Weg des Lebens. Die älteren von uns erinnern sich vielleicht noch an das Mess- und Gebetsbuch „Weg des Lebens“ und die ersten Christen nannten sich selbst „Der neue Weg“.
Als gläubige Menschen befinden wir uns auf einem Weg zum wahren Leben, aber wir sind unterwegs. Wir sehen uns als Pilger, die allerdings ihr Ziel kennen. So formulierte das Kardinal Martini.
Pilgern ist mühsam, aber auch ein Weg mit schönen Zwischenzielen und schönen Erlebnissen.
Der geistliche Schriftsteller und Theologe Tomas Halík spricht davon, dass Christen Zentren brauchen, an denen sie Mut und Inspiration schöpfen, aber sie dürfen sich nicht dorthin zurückziehen und Hütten bauen, wie das Petrus auf dem Berg der Verklärung wollte.
Dort wurden sie in eine Wolke geführt, die Verunsicherung und Angst verursacht. Weg, der mit Jesus begangen wird, ist auch ein Weg der Angst und der Ratlosigkeit.
Viele haben davor Angst. Tomas Halík spricht von Menschen, die das Kreuz in den Schulen abnehmen lassen wollen, damit die Kinder nicht einen so hässlichen Gegenstand ansehen ansehen müssen.[1]
Der heilige Paulus musste schon diese Erfahrung machen: Denn viele
– von denen ich oft zu euch gesprochen habe,
doch jetzt unter Tränen spreche –
leben als Feinde des Kreuzes Christi,
schreibt er an die Gemeinde in Philippi.
Wer seinen Glaubensweg ohne Illusionen geht, weiß davon auch ein Lied zu singen. Aber gerade deswegen gibt es die schönen und erhabenen Momente, die Mut machen: Schöne Gottesdienste, Begegnungen in einer guten menschlichen Atmosphäre, persönliche Augenblicke, in denen spürbar wird, dass das Leben wertvoll ist, auch das eigene.
Wir kennen Kunstwerke, die etwas von dieser Schönheit ausstrahlen: Musik, Texte, Gemälde, Skulpturen. Sie machen Mut und geben Hoffnung, aber immer unter dem Vorbehalt, nicht die Erfüllung zu sein.
Unser Bekenntnis nach der Wandlung enthält dieses Versprechen und den Vorbehalt:
Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, in ihm ist Jesus ganz Mensch,
aber auch:
seine Auferstehung preisen wir, darin ist er auch ganz Mensch,
bis du kommst in Herrlichkeit, auch darin wird er ganz Mensch sein, und den armseligen Leib in die Gestalt seines verherrlichten Leibes verwandeln.
Die Vorahnung dieses verherrlichten Leibes durften die Jünger erleben.
In der Lesung haben wir aus dem Mund des hl. Paulus gehört:
Unsere Heimat aber ist im Himmel, von dorther erwarten wir den Retter, unseren Herr Jesus Christus, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes,
das ist die Erfüllung dessen, was die 3 Jünger auf dem Berg der Verklärung gesehen haben.
Amen.
[1] Tomas Halík, Berühre die Wunden. Nr. 9, S. 141
Pfarrer Hubert Puchberger,Thema: Anfang ist der Glaube, Vollendung die Liebe.
Predigt am 1. Fastensonntag 2025, LJ.C
9. März 2025
Anfang ist der Glaube, Vollendung die Liebe, beide kommen von Gott und werden eins. (Ignatius von Antiochien, Aus dem Brief an die Épheser, In: Stundenbuch, Lesehore am Freitag nach dem Aschermittwoch, Lj. I)
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
„Anfang ist der Glaube, Vollendung die Liebe, beide kommen von Gott und werden eins“, schreibt der frühchristliche Bischof und Märtyrer Ignatius von Antiochien an die Gemeinde in Éphesus.
Er sagt damit, dass der gläubige Mensch eine Entwicklung durchschreitet, an deren Ende die Liebe steht. Es handelt sich aber um einen Weg.
Der Beginn einer so genannten geschlossenen Zeit gibt Anlass, über ihren Sinn nachzudenken. Geschlossene Zeiten nennt man Wochen, in denen ein besonderes Verhalten nahegelegt wird. Sie bilden diesen Weg ab.
Die Fastenzeit ist eine solche Zeit. Sie ist die Vorbereitungszeit auf Ostern, und das besondere Verhalten ist das Fasten. Fasten ist ein Verzicht, bzw. eine Reduktion auf etwas Wesentliches, was dem Geist und dem Körper guttut.
„Durch das Fasten des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du uns die Kraft und den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Unsere liturgischen Ordnungen sind darauf ausgerichtet, das menschliche Leben aus dem Glauben heraus gut zu gestalten. Die Fastenzeit ist eine Vorbereitungszeit auf Ostern, das Fest des Lebens. Das Leben soll hoffnungsvoll gelingen und Freude machen. Papst Franziskus hat dieses Thema über das Heilige Jahr gestellt.
Dabei werden Stationen menschlichen Lebens benannt und erlebbar gemacht. Die Fastenzeit ist ein Weg auf Ostern zu. In der Liturgie gehen wir ebenfalls Wege. Einzüge und Prozessionen sind Nachbildungen des Lebensweges.
In der Liturgie wird manchmal ein längerer, sehr oft ein ganz kurzer Einzug gemacht. Dass der Priester nicht schon in der Kirche sitzt, sondern einzieht, ist eine solche kurze Darstellung des Lebensweges.
Der so genannte Bußakt ist ein Moment der Besinnung und Läuterung. Eine ähnliche Bedeutung hat das Weihwasser beim Betreten der Kirche und die Tauferneuerung am 1. Sonntag des Monats.
Die alte tridentinische Liturgie kannte das so genannte Stufengebet, für die Ministranten in lateinischer Sprache oft eine schwierige Wortübung. Sein Inhalte war der Psalm 42, ein Gebet beim Betreten des Heiligtums, in dem der Mensch sich vor Gott läutert.
Auch Jesus ging einen solchen Weg. Der Benediktinerpater Wilhelm Bruners hat ein Buch mit dem Titel: Wie Jesus glauben lernte, geschrieben.
Heute haben wir vom Beginn dieses Glaubensweges Jesu gehört. Er geht in die Wüste und erlebt dort in der kargen Gegend und unter den kargen Lebensbedingungen Versuchungen wie jeder Mensch:
Hunger nach Brot, Wille zur Macht und Sehnsucht nach Anerkennung und Wundern. Er widersteht mit den Einstellungen: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, du sollst allein dem Herrn, deinem Gott dienen, und: Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen.
Diesen Versuchungen zu widerstehen, ist der Beginn eines Glaubensweges. In jedem Gottesdienst, in jeder kirchlichen Festzeit wird dieser Beginn ins Gedächtnis gerufen, aber immer auch mit der Aussicht darauf, dass am Ende die Vollendung in der Liebe steht.
Am Beginn unseres Glaubensweges steht also die Erfahrung von Hunger, von Machtgelüsten und Durchsetzungswillen und Sehnsucht nach Anerkennung. Damit so umzugehen, dass sie Wege zum Leben werden, ist der Sinn der Fastenzeit.
„Dieses Opfer unserer Versöhnung bringe der ganzen Welt Frieden und Heil. Beschütze deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit und stärke sie im Glauben und in der Liebe“, beten wir im 3. Hochgebet.
Mit dem Glauben ist also die Hoffnung verbunden, dass die ganze Welt einen Weg auf Frieden und Heil zugeht, und daran werden wir in jeder Eucharistiefeier erinnert.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Hat die Welt einen (Un)sinn?
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Haben Sie schon einmal in einer naturwissenschaftlichen Sammlung das Skelett des Doppeladlers der Monarchie gesehen? Wenn ja, dann waren Sie in einem Unsinnsmuseum. Dort ist allerdings auch Sisi mit dem Doppeladler zu sehen, wo sie 2x je mit einem Adler abgebildet ist.
Im Unsinnsmuseum, dem Nonseum gibt es viele Erfindungen zu sehen, die man nicht brauchen kann: Z.B. eine Maschine zum Kaffeeumrühren, wo vorne ein Finger dran ist,
einen gepolsterten Nudelwalker mit aufsteigender Härte der Polsterung,
einen Aufstiegssimulator, also ein Gestell am Fuß, das bei jedem Schritt den Eindruck vermittelt, bergauf zu gehen,
eine Brille, die einen Tortenteiler enthält, damit die Torte gleichmäßig aufgeteilt werden kann,
eine Single-Sockenbox, in der einzelne Socken ausgetauscht werden können.
Wenn Sie immer noch nicht lachen können, gibt es auch eine Vorrichtung zum Dauergrinsen, eine Spange, die am Ohr und am Mund eingesetzt wird und ihn so immer grinsend offenhält.
Vergangene Woche hat ein evangelischer Pfarrer die Gedanken für den Tag zum Thema „Sinn des Unsinns“ gehalten und dazu das Lied singen lassen: Katzenklo, Katzenklo, ja das macht die Katze froh, Fitze, Fitze, Fatze, Sommer, Sonne, Kaktus, Telefon- und Meisenmann.
Der evangelische Pfarrer namens Johannes Modeß sagt dazu, das dieser Unsinn auch eine theologische Komponente habe, wenn Adam und Eva unbedingt vom Baum der Erkenntnis essen wollten, also sofort ein Urteil parat zu haben, sie im Unsinn das Gegengift gegen die Schlange haben, die sie verführen möchte.
Jesus spricht auch vom Unsinn, davon dass ein Blinder einen Blinden führen möchte und dass der Lehrling über dem Meister steht, es ist auch unsinnig, den Splitter aus dem Auge des Nächsten ziehen zu wollen, wenn ich selbst einen Balken darin habe.
Der Fasching sind die Tage der verkehrten Welt. In einigen Klöstern wird das noch buchstäblich durchgeführt: Der jüngste Novize wird zum Abt und der Abt zum Novizen. Im Stift Schlägl hat ein solcher Novizenabt sogar ein Einkleidung vorgenommen.
Der Unsinn wurde auch schon politisch eingesetzt, um verrückte Verschwörungstheorien zu entlarven, mit der Botschaft über „Vogelspionage“.
Beim hl. Paulus ist auch das Wort von der „Torheit Gottes“ zu lesen, die weiser ist als menschliche Weisheit. Es hat in der orthodoxen Kirche eine Bewegung gegeben, die sich „Narren in Christo“ nannte, also eine religiöse Bewegung, deren Anhänger sich närrisch benahmen, um mit dem heiligen Paulus „Narren in Christus“ zu sein, wie dieser von sich selbst behauptet.
Das Unsinnsmuseum können wir auch einmal besuchen. Es befindet sich im niederösterreichischen Ort Herrnbaumgarten, es muss nicht gerade eine Wallfahrt sein.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Nicht reagieren, sondern agieren.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Die Verhaltensregeln im Konfliktfall, die wir im Evangelium gehört haben, stoßen auf unseren Widerstand. Die andere Wange hinzuhalten, wenn mich einer auf die eine schlägt, wird eher als Zumutung empfunden.
Die Verhaltensregeln des Evangeliums sind aus der Frohen Botschaft abgeleitet. Wer zum Evangelium ja sagt, sagt auch ja zu den Regeln, die Jesus aufstellt. Diese Botschaft lautet: Gott ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen und bemüht sich um sie.
In der Lesung wird ein Beispiel für Gewaltlosigkeit erzählt, das viele Jahre vor Jesus liegt, und zwar zur Zeit des Königs David fast 1000 Jahre vor Jesus. König Saul war auf David eifersüchtig und trachtete ihm nach dem Leben.
David verzichtet auf Rache, als sich ihm die Gelegenheit bot. Er macht nur auf die Gelegenheit aufmerksam, die sich ihm geboten hätte. Die Ehrfurcht vor dem gesalbten König hinderte ihn daran, sich an ihm zu vergreifen.
David hat nicht reagiert, sondern agiert. Er hat eine Situation bewusst gemacht, sie aber nicht ausgenützt.
Den Feind zu lieben, heißt, in ihm den Menschen zu sehen, vor dem der Gegner, selbst wenn er im Recht ist, Ehrfurcht haben soll.
Das bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen, sondern den Hass nicht zu multiplizieren und Wege der Versöhnung zu suchen.
Die evangelische Theologin Susanne Heine spricht davon, dass Hass und Vergeltung vom Gegner innerlich abhängig machen.
Wie schwierig das ist, können wir an den politischen Konflikten ablesen. Wie soll sich die Ukraine als Volk Putin gegenüber verhalten?
Es genügt aber schon, wenn wir uns im persönlichen Bereich von Mensch zu Mensch überlegen, wie ich mich meinem Gegner gegenüber verhalten soll, wenn er mir Unrecht tun oder mich angreift.
Jesus zeigt die Möglichkeit auf, dass Versöhnungsbereitschaft der Weg ist, der mehr menschlichen Erfolg bringt.
Agieren, handeln, heißt also im Fall von Konflikten, solche Wege zu suchen.
Vom gehäuften Maß an Segen ist die Rede, denn die Rache ist immer auch mit Zerstörung gepaart.
„Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß legen.“ Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Vertrauen – eine gesellschaftlich relevante Haltung
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Bei den Regierungsverhandlungen werden Haltungen eingefordert, die anscheinend bisher als politische Haltungen nicht sehr hoch im Kurs waren: Kompromissfähigkeit und Vertrauen.
Der Bundespräsident betonte, dass Kompromissfähigkeit nicht mit Schwäche gepaart ist, sondern ein anderes Wort für gemeinsame Lösung. Er ist ein Schatz, ein Kulturgut. Peter Unger: Hauptgrund für das Scheitern der Koalitionsverhandlungen ist das fehlende Vertrauen.
Vertrauen ist eine Haltung, die schon zur Mahnung der Propheten gehört. Wir haben sie aus dem Buch Jeremia gehört, also aus einer Zeit, die mehr als 2500 Jahre vor unserer Zeit liegt. Hier geht es nicht um das Vertrauen von Politikern, sondern um das Vertrauen dem Herrn, also Gott, gegenüber.
Aber beide Formen des Vertrauens haben doch etwas gemeinsam: Das Leben kann nur vertrauensvoll gelingen.
Im Vertrauen auf den Herrn finden wir ein anderes Wort für Glauben. Er ist das Vertrauen darauf, dass unsere Welt und unser Leben sich in guten Händen befindet und bei allen In-Frage-Stellungen für alle das Beste herauskommt.
Vertrauen kann allerdings nicht erzeugt werden, sondern es wird geschenkt. „Ich schenke dir mein Vertrauen“, ist eine Redewendung, die wir öfter gebrauchen.
Die Seligpreisungen sind eine Ermunterung zum Vertrauen, eine Aufforderung, die Offenheit des Lebens nicht zu fürchten und nicht in Panik zu geraten, wenn die Lösungen nicht gleich auf der Hand liegen.
Die Hungernden, die Weinenden, die Armen werden seliggepriesen, weil sie offener sind für eine gute Zukunft als Menschen, die alles erreicht haben.
Sicher ist eine solche Seligpreisung auch der Gefahr ausgesetzt, Hunger und Not zu rechtfertigen. Das war der Vorwurf von Karl Marx: Er nannte aus diesem Grund die Religion Opium für das Volk.
Was Jesus meint, ist nicht die Rechtfertigung, Menschen in Not und Elend zu halten, sondern die Offenheit für die Zukunft, in der nicht alles schon gelöst ist eingefordert ist.
Kompromisse sind die Fähigkeit, Lösungen zu finden: Die Haltung des Glaubens, des Vertrauens, ist die Hoffnung, dass Menschen auch mit noch nicht bekannten Lebensbereichen rechnen können, die ihnen geöffnet und damit geschenkt werden.
„Wehe, wenn euch alle Menschen loben, Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.“ Das Lob ist wichtig, es kann aber auch falsche Wege zeigen, das meint Jesus mit seinem Wehe. In-Frage-gestellt zu werden, kann auch Wege öffnen.
Heinrich Seuse, ein Mystiker des 14. Jahrhunderts lässt die göttliche Weisheit sagen: Ich habe dir so oft den Weg versperrt, so oft du von mir geschieden wärest, wenn ich dich verlassen hätte. Die göttliche Weisheit versperrt Wege, um den Blick auf andere zu öffnen.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Die Heiligkeit Gottes.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
In der Lesung haben wir heute einen sehr bekannten Text vernommen: Heilig, heilig, heilig ist der ’Herr‘ der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit. Wir beten und singen ihn in jeder Eucharistiefeier nach der Präfation, dem feierlichen Beginn des Hochgebetes. Das Hochgebet ist jenes Gebet, in das die Wandlungsworte, also der Bericht über das letzte Abendmahl mit dem Auftrag: Tut das zu meinem Gedächtnis, eingefügt sind.
In diesem Gebet steht die feiernde Gemeinde vor Gott, erinnert sich an den Auftrag Jesu und betet füreinander: Für den Papst, die Bischöfe, die Priester und das ganze Volk Gottes. „Dieses Opfer bringe der ganzen Welt Frieden und Heil“, lautet ein Satz. Die feiernde Gemeinde denkt an die ganze Welt, an die Menschen, die noch fern von Gott sind und an die Verstorbenen. Sie gehören auch zur Gemeinde, die bittend vor Gott steht.
Im Zentrum der Eucharistiefeier steht also die Ehrfurcht vor Gott und vor den Menschen.
Die Komponisten haben in ihren Kompositionen diesen Teil der Messe besonders eindrucksvoll gestaltet. In einer einfachen Form erleben wir das in der Schubert-Messe. Wir werden heute diese ehrfurchtsvolle Melodie auch singen.
Gott wird in der Vision des Propheten ehrfurchtsvoll angesprochen. Der junge Prophet ist überwältigt von seiner Berufung durch den heiligen Gott und sein Geheimnis.
Das Wort „heilig“ hat in unserem alltäglichen Sprachgebrauch eine Bedeutungseinschränkung erfahren, die es banal erscheinen lässt. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist ein heiliger Mensch einer, der abgehoben von der normalen Welt der Menschen ein Sonderdasein fristet und damit bedeutungslos wird für die Lebensgestaltung.
Wenn Gott als heilig verehrt wird, heißt das: Ehrfurcht haben, die Welt Gottes ist unantastbar, der Mensch kann darüber nicht einfach verfügen, sondern lässt sich mitnehmen in einen Bereich, der ihn schützt und Großes erahnen lässt, das über seinen Horizont hinausreicht. Daher benehmen wir uns auch in einer Kirche ehrfurchtsvoll, als einem Ort der Gegenwart Gottes.
Die Heiligkeit Gottes läutert den Menschen. Jesájas Lippen wurden für seine Aufgabe mit Feuer gereinigt.
Menschen, die ehrfurchtsvoll leben, also Heiligkeit wahrnehmen, sind Menschen, die Achtung vor Gott und voreinander haben und so dem Frieden dienen: Dieses Opfer bringe der ganzen Welt Frieden und Heil, beten wir im 3. Hochgebet.
Daran wird sichtbar, dass Heiligkeit in der Gestaltung menschlichen Lebens und menschlichen Zusammenlebens bedeutsam ist.
Im Evangelium begegnen uns auch ehrfürchtige Menschen. Sie denken beim reichen Fischfang nicht daran, wieviel Geld er ihnen bringt, sondern bekennen staunend, dass sie einer großen heilenden Macht gegenüberstehen, die Menschen zum „Heil“ führen möchte.
Wenn wir in der Eucharistiefeier diesen Gesang der Engel vor der Majestät Gottes beten oder singen, ist das nicht ein „Sanctus“ im Sinn von „seinen Sanctus dazugeben“, sondern ein Ausdruck der Ehrfurcht vor Gott und des Staunens über seine Allmacht und Größe, aber auch der Zuversicht, dass für Gott auch der Mensch heilig ist, er also auch Ehrfurcht vor den Menschen hat und sie „heilt“.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott kommt zu seinem Tempel
Wo Gott gegenwärtig ist, wird es hell.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, dem Fest der Geburt des Herrn, wird ein Fest gefeiert, das Weihnachten abschließt. Die Krippen werden wieder abgebaut, und der kirchliche Festkalender nimmt diesen Tag zum Anlass, an eine jüdische Vorschrift für jeden erstgeborenen Knaben zu denken, nämlich seine Darstellung im Tempel. Jeder Erstgeborene, ja jedes erstgeborene lebendige Wesen, war in der jüdischen Frömmigkeit Eigentum des Herrn.
Tiere wurden geopfert, Menschen mussten mit einem Opfer ausgelöst werden. Wir haben das im Evangelium gehört.
Die Christen haben im 5. Jahrhundert darin ein Fest der Begegnung gesehen und haben es auch entsprechend genannt: upapanth, Begegnung: Jesus begegnet den Menschen des Alten Testaments, also Simeon und Hannah.
Für Simeon wird es zum Fest der Erleuchtung der Heiden, also aller Menschen. Daher ist es ein Fest des Lichtes geworden. So feiern wir es mit den Kerzen, also dem Symbol des Lichtes.
Darstellung des Herrn bekommt eine besondere Bedeutung: Im Kind, das im Tempel präsentiert wird, kommt Gott selbst in seinen Tempel.
Gott kommt zu seinem Tempel, ist die Erwartung des Propheten Maleachi. Das ist die Situation, in der der Tempel zu Jerusalem nach dem Exil wieder aufgebaut war und das Volk Israel hoffte, dass Gott wieder in seiner Mitte wohnen werde.
Wenn wir diese Gedanken verbinden können wir sagen: Wo Gott in die Mitte der Menschen kommt, wird es hell.
Wir können das auch für unsere Kirche in Anspruch nehmen: Sie ist der Ort der Gegenwart Gottes unter den Bewohnern von Altenberg. Weil es hell wird durch die Gegenwart Gottes unter den Menschen, brennen in der Kirche auch Kerzen: bei jedem Gottesdienst, auf jeden Fall aber das „Ewige Licht“. Die rote Farbe deutet auch die Gegenwart der Liebe Gottes unter den Menschen an.
Wir zünden aber auch in unseren Häusern Kerzen an: für eine Andacht, beim Essen, um einem Festessen Glanz zu verleihen, auf dem Friedhof, um damit der Bitte: Und das ewige Licht leuchte ihm oder ihr, einen sichtbaren Anhaltspunkt zu geben.
Gottes Gegenwart bringt Licht unter die Menschen, das Leben wird heller, freundlicher und auch besser erfassbar.
Der heilige Augustinus beschreibt dieses Licht der Erkenntnis in seinen Bekenntnissen: Es ist ein Licht, das anders ist, als das Licht der Sonne. Wer die Wahrheit kennt, kennt jenes ewige Licht, und wer dieses kennt, der kennt die Ewigkeit. Die Liebe kennt es. Er beschreibt also ein Licht. Es ist nicht nur Erkenntnis, sondern Erleben einer allumfassenden Liebe.
Diese hohe Mystik des hl. Augustinus wird nicht jeder nachvollziehen können, aber die helle, freundliche Gegenwart Gottes in unserem Leben kann ihren Ausdruck darin finden, dass wir das Licht in unseren Gottesdiensten nicht nur als Lesehilfe sehen, sondern als Hinführung zu dieser Gegenwart.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: …denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
„Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja“, haben wir gesungen. Der Vers ist ein Zitat aus der Lesung aus dem Buch Nehemia.
In ihm wird die Rückkehr des Volkes Israel aus der Verbannung nach Babylon geschildert. Nach dieser Rückkehr konnte das Volk den zerstörten Tempel wieder aufbauen und seine gewohnte religiöse Praxis aufnehmen. Nach der langen Zeit der Verbannung waren die religiösen Bräuche und Regeln in Vergessenheit geraten, nur einige ganz alte Menschen konnten sich daran erinnern. Daher hat Nehemia, eine einflussreiche Persönlichkeit bei den Rückkehrern, das Gesetz, also die religiösen Regeln vorgelesen. Das Volk begann zu weinen, weil es merkte, was in den vergangenen Jahrzehnten alles an Überlieferungen verloren gegangen war. In diese Situation sagt Nehemia: Macht euch keine Sorgen … die Freude an Gott ist eure Stärke.
„Die Freude an Gott“ wird spürbar in unseren Gottesdiensten, in der Freude am Leben der Pfarrgemeinde, in einer Situation, die uns persönlich die Nähe Gottes spürbar werden lässt. Das ist bei der Überwindung schwieriger Situationen, unerwartete Freude über etwas. Die Dankbarkeit, die sich daraus ergibt, spendet auch Kraft. Freude an Gott ist die Freude daran, dass mein Leben sich in einer guten Hand befindet.
Im Lukas-Evangelium wird uns ein Augenblick im Leben Jesu geschildert, der auch Freude an Gott spüren lässt. Es ist die erste uns überlieferte Predigt Jesu in seiner Heimatstadt Nazareth. Er lässt sich nach jüdischer Sitte die Bibel reichen und kann als erwachsenes Mitglied der Gemeinde das Wort ergreifen und die Bibel auslegen.
Wir haben gehört, was Jesus sagt. Er zitiert den Propheten Jesája und bezieht diese Prophezeiung auf sich. Sie stammt aus einem Teil des Jesája-Buches, der sich auch auf die Zeit der Rückkehr aus der Verbannung in Babylon bezieht.
Wir können auch hier von einer Freude an Gott sprechen. Diese Freude erfüllt besonders die Menschen, die in irgendeiner Weise Einschränkungen ihres Lebens erfahren und durch Jesus Christus aus dieser Enge ihres Lebens herausgeführt werden. Es handelt sich um eine Botschaft für einfache Menschen:
Die Blinden im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Menschen also, denen die Augen geöffnet werden für die schönen Möglichkeiten ihres Lebens.
Die Gefangenen im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Was solche Befreiung bedeutet, können wir an der Berichten über die Freilassung der israelischen Geiseln erleben.
Befreiung können aber auch Menschen erleben, die geistige Gefangenschaft erleben, weil sie nicht mehr die Fähigkeit haben, über Grenzen ihres Lebens hinauszublicken
Die Armen im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Buchstäblich in dem Sinn, dass jedem Menschen Lebensraum und Lebensmöglichkeiten und Teilhabe an den Freuden des Lebens zugestanden werden. Jesus spricht aber auch von den Armen im übertragenen Sinn: Menschen, die sich der Vielfalt des Lebens sehnen.
Wir wissen, dass die Rede zunächst Zustimmung und Verwunderung bewirkt, aber bald in Ablehnung und Hass umgeschlagenen ist. Die Botschaft vom befreienden Geist Gottes ruft auch heute noch nicht überall Zustimmung und Begeisterung hervor, weil sich Menschen oft in ihren engen Verhältnissen wohlfühlen.
Umso wichtiger ist es, dass diese Botschaft immer wieder an unser Ohr dringt und ihre Wirkung entfalten darf. Mit jeder neuen Generation kommen neue Herausforderung auf die Menschen zu, und jeder neuen Generation wird die befreiende Botschaft Jesu aufs Neue verkündet werden müssen, um Freude an Gott zu vermitteln, die
schließlich die Kraft des Lebens und des Zusammenlebens ermöglicht.
Amen.
19. Jänner 2023,
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Liebe festliche Gottesdienstgemeinde!
Das Evangelium, das wir gehört haben, berichtet von einem Fest, das zunächst zum Scheitern verurteilt schien. Jesus wird als der geschildert, der das Fest mit einem Wunder rettet.
In der Liturgie ist die Hochzeit zu Kana das 3. Moment seiner göttlichen Offenbarung:
Das erste ist die Anbetung der Weisen, das 2. seine Taufe und die Stimme von Himmel, die ihn als geliebten Sohn bezeichnet, das 3. die Hochzeit zu Kana und das Weinwunder.
Kardinal Martini, der ehemalige Erzbischof von Mailand, zitiert zu diesem Evangelium einen italienischen Dichter namens Turoldo, mit dem Satz: Sie haben keine Freude mehr in ihren Festen und fügt hinzu: Sie haben keinen Glauben mehr in ihren Festen.
Wir feiern heute auch ein Fest, in ihm soll es sowohl Freude als auch Glauben geben.
Der Schwerpunkt der Freude wird anschließend beim Prangl sein, der Schwerpunkt des Glaubens hier in der Kirche bei diesem Gottesdienst.
Einer meiner Lieblingspsalmen ist der Psalm 139. In ihm kommt der Satz vor: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Die Seminaristen haben öfter darüber gelächelt. Es klingt ja zunächst so, als wäre ich auf mein Äußeres stolz. So ist es aber nicht gemeint.
Für mich drückt dieser Satz im Zusammenhang des ganzen Psalmes das Vertrauen aus, das im letzten Satz des Psalmes lautet: Erforsche mich und erkenne mein Herz, und: Leite mich auf dem altbewährten Weg. Dankbarkeit und Vertrauen seien also die Leitgedanken dieses Festtages, an dem ich 80 Jahre meines Lebens feiere.
Mir kommen öfter die Gedanken darüber, wie es wäre, wenn ich nicht da wäre, wenn ich nicht existierte. Ich könnte diese Gedanken gar nicht fassen, ich wäre ganz einfach nicht da. Daher sehe ich mein Leben als einen Ruf zum Leben und als etwas, wofür ich dankbar sein kann.
In einem anderen Psalm heißt es: Unser Leben währt 70 Jahre, wenn es hoch kommt, sind es 80 … und weiter: Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz gewinnen.
Das weise Herz ist nicht das Herz voller Wissen, sondern die Dankbarkeit dafür, dass unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen ein Geschenk ein Geschenk an uns selbst und an unsere Mitmenschen ist, und das Werk unser Hände gedeihen kann.
Menschen sind einander ein Geschenk.
Dieser Gedanke ist nicht immer leicht zu fassen. An einem Geburtstag, an dem schon weit ins Leben zurückgedacht werden kann und muss, regt er mich zur Dankbarkeit an. Dankbar bin ich für die vielen Menschen, denen ich begegnen durfte und für die ich wertvoll sein durfte, aber auch dankbar für die vielen Menschen, denen ich begegnen durfte und die für mich wertvoll geworden sind. Ihr alle, die hier sind, gehören dazu.
In dem Fest, das wir heute feiern, sei der Wein der Freude und des Glaubens in der Form großer Dankbarkeit.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott weiß, was Menschsein bedeutet.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Liebe Mitglieder unserer Musikkapelle, werte Mitglieder des Musikvereins!
Die kirchlichen Feste, die ausdrücklich ein Geschehen im Leben Jesu zum Inhalt haben, feiern unsere christliche Einstellung zum Leben und zur Hoffnung, die uns dadurch erfüllt.
Jesus wurde in eine Welt hineingeboren, die voll Sehnsucht nach Erlösung war. Seine eigene Religion, die Tradition der Propheten war von dieser Sehnsucht nach der Ankunft des Messias erfüllt. Die Adventlieder bringen sie zum Ausdruck: Tauet, Himmel, den Gerechten; O Heiland, reiß die Himmel auf, sind Texte, die aus der Erwartung des Volkes Israel bei den Propheten, stammen.
Aber auch die heidnische Umwelt war voll Sehnsucht nach Erlösung, es gab alle möglichen Erlösergestalten und -riten. Einer der bekanntesten ist der Mithras-Kult, der Ähnlichkeiten mit unserer Eucharistiefeier hat. Philosophen traten auf und predigten entweder Enthaltsamkeit oder Lebensgenuss als Ausdruck wahren Lebens.
In der jüdischen Welt wurde Johannes der Täufer zum Träger dieser Sehnsucht. Die Menschen pilgerten zu ihm in die Wüste, um eine Bußtaufe zu empfangen. Diese war für sie eine Aufforderung an sich selbst, ihr Leben zu erneuern und „umzudenken“ bzw. „umzukehren“.
In diese Welt wird Jesus hineingeboren, in ihr wird er groß, und er ist sicher auch selbst erfüllt von den Erwartungen, die ihn umgeben.
Er weiß von seiner Berufung für die Menschen und geht zu Johannes, um zu zeigen, dass er weiß, was Mensch-Sein bedeutet. Er kennt die Mühen, aber auch die Freude des Mensch-Seins, und eines zeigt er auch, dass zum Mensch-Sein die Bereitschaft gehört, sich selbst in Frage zu stellen und einen neuen guten Weg zu suchen.
Du bist mein geliebter Sohn, dieser Satz wird zu seiner Berufung, aber nicht abgehoben, sondern in allem uns gleich, wie es im 4. Hochgebet heißt.
Wir feiern als Abschluss der Weihnachtszeit noch einmal die Hoffnung, dass Gott mit den Menschen durch ihr Leben geht, und zwar als Mensch, der selbst weiß, was Höhen und Tiefen menschlichen Lebens sind, und der auch ermutigt, das eigene Leben kritisch anzuschauen in der Überzeugung, dass es immer wieder auch neue gute Möglichkeiten gibt.
Das ist in der Situation, in der wir uns jetzt befinden, eine wichtige Botschaft.
Wir feiern heute auch mit unserer Musikkapelle hier in der Kirche und dann im Gasthaus bei der Jahreshauptversammlung.
Hier in der Kirche sei auch der Dank an die Musikkapelle ausgesprochen, die immer auch dazu beiträgt, in musikalischer Form die Größe menschlichen Lebens zu erfahren und zu hören. Gerade in der Musikausübung wird auch immer wieder erfahren, dass die Erfahrung dieser Größe auch oft mühselig erarbeitet werden muss und dass auch traurige Momente in der Musik hoffnungsvolle Seiten haben. Musik trägt in jeder Form auch einen Funken Hoffnung in sich.
Dafür herzlichen Dank.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde. Hl. Augustinus.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Zu Weihnachten feiern wir die Geburt eines Kindes, dessen weiteren Lebensweg wir kennen. Die Geburtstagsfeier ist ein Tag höchster Freude und Hoffnung, der weitere Lebensweg zeigt die Anstrengung, die mit dieser Freude und Hoffnung verbunden ist. Aber die Hoffnung wird nicht geschmälert, sie wird nur mit beiden Beinen auf die Erde gestellt.
Das Wort ist Fleisch geworden, ist die Botschaft des heutigen Festtages. Das Wort Gottes wird nicht nur gehört, sondern lebt leibhaftig unter den Menschen und stirbt auch wieder, so dass es in einer lebendigen Erinnerung den Menschen formt.
Der hl. Augustinus hat den Satz geprägt: Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde.
Gott wurde Mensch: Mit diesem Satz ist aller Glanz verbunden, der das Weihnachtsfest umgibt. Wir versuchen auch hier in der Kirche etwas von diesem Glanz wiederzugeben. Das geschieht in den Christbäumen, den Lichtern, den Kerzen, den fröhlichen Gesängen. Auch zu Hause werden Feste gefeiert, die diesem Anlass Ausdruck verleihen. Es ist schön, wenn eine Hoffnung, in dieser Form zum Ausdruck kommt. Die Weihnachtserzählung des Evangelisten Lukas lässt uns in einer schönen Form dieses Geschehen miterleben, und es wirkt in unzähligen Darstellungen, Bildern, Gedichten und Liedern weiter.
Der Satz geht aber weiter: Damit der Mensch Gott werde. Gott zu sein, ist eine uralte Sehnsucht der Menschen. Helden des Altertums wurden in den Mythen in die Sterne versetzt.
… damit der Mensch Gott werde, ist aber nicht der Freibrief für alle möglichen Machtansprüche und -demonstrationen, sondern besteht in der Aufgabe, die Liebe Gottes unter den Menschen spürbar werden zu lassen. Das ist oft sehr hart. Es gibt Märtyrer, also Menschen, die auf Grund bedingungsloser Liebe ihr irdisches Leben verloren haben und verlieren.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass gelebte Liebe sehr hohe Ansprüche an unsere Lebensgestaltung stellt. „Ich hab’s immer gewusst, dass man furchtbar bezahlt für Liebe, dichtet die Autorin Jeannie Ebner.
Aber gerade zu Weihnachten – und hoffentlich nicht nur Weihnachten – wird auch etwas von der verwandelnden Kraft dieser Liebe spürbar, die schon das Göttliche am menschlichen Leben zum Vorschein bringt. Meistens ist das verborgen, wie die Geburt Jesu in einem Stall nicht spektakulär ist. Aber für die Augen und Ohren des Glaubens ist hier schon hörbar und sichtbar, dass der Mensch auch Gott werden darf, aber so wie Gott ist und nicht, wie der Mensch sich das vorstellt.
„Siehe, nun mache ich etwas Neues. / Schon sprießt es, merkt ihr es nicht“ (Jes 43, 19), ruft der Prophet Jesája denen zu, die auf ihn hören.
Amen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder
Das Fest, das wir feiern ist das Fest der Erlösung. Was ist der erlöste Mensch? Das Wort "Erlösung" kommt uns leicht über die Lippen, weil es schon zu unserem religiösen Sprachgebrauch gehört. Wovon sind wir denn nun erlöst? Wer losgelöst wird, ist vorher gefangen und angekettet.
Wir feiern Maria als den Menschen, der als erster erlöst ist von der Erbschuld der Menschen.
Das Tagesgebet des Samstags der ersten Adventwoche, also von gestern, spricht folgende Bitte aus:
Barmherziger Gott,
du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt,
um die Menschen
aus der alten Knechtschaft zu erlösen.
Schenke allen, die auf deine Hilfe warten,
die Freiheit des neuen Lebens.
Es geht also um die Freiheit eines neuen Lebens.
In der Lesung aus dem Buch Génesis wird geschildert, wie der Mensch Gott sein möchte und sich dabei nur eine Verarmung seines Lebens einhandelt: Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Was ist nun so schlimm am Wunsch wie Gott zu sein? Es ist wohl nicht die Angst Gottes, Konkurrenz zu bekommen. Das Verkehrte daran ist die Art und Weise, Gott gleich zu werden. Gott will es in der Vorstellung dieses ersten Kapitels der Bibel den Menschen zum Geschenk machen. Gott schuf den Menschen als sein Abbild, und in diesem Abbild ist die Gnade, das Geschenk, wichtig. Der Mensch lebt aus Gnade, weil Gott es so will. Der Mensch könnte es gar nicht wollen, weil er ohne diese Gnade nicht existierte.
Gott schafft also einen Menschen, der diese Gnade ausdrücklich mitbekommt, und das ist Maria. Sie bekommt als Geschenk mit, ganz den Willen Gottes zu erfüllen und damit ihm ähnlich zu werden.
Hat das für uns eine Bedeutung?
Friedrich Nietzsche hat die Sehnsucht des Menschen, Gott gleich zu sein, sehr treffend zu Ausdruck gebracht: „wenn es Götter gäbe, wie hielte ich es aus, kein Gott zu sein? Also gibt es keine Götter.“
Der Versuch, Gott zu spielen, hat den Menschen noch immer Unglück gebracht, weil dieser Griff nach den Sternen, einer Hybris entspringt, die übersieht, dass durch diesen Versuch der Mensch nur nackt dasteht.
Die Erlösung der Menschen besteht also darin, dass der Mensch sich die Gottähnlichkeit schenken lässt. Jesus ist der Mensch, der zugleich Gott ist und durch seine Treue zu Gott und den Menschen dem Menschengeschlecht eine neue Ausrichtung gibt. Maria ist also schon im Vorhinein von dieser Neuausrichtung erfasst.
Der große Theologe Anselm von Canterbury sieht die Erlösung der Menschen darin, dass Gott selbst Mensch wird, also auf die Menschen zugeht.
Die Erbsünde ist also der Versuch der Menschen, von sich aus Gott zu sein. In uns allen lebt etwas von diesem Versuch.
Zum Unheil für die Welt wird er dort, wo Menschen eine Welt ohne Gott bauen wollen. Das ist die Versuchung, autoritärer Staaten, die Versuchung, Gott durch Technik zu ersetzen, die Versuchung, die Welt ohne Gott menschlicher zu machen, das wollte Nietzsche. Er meinte, die Welt wäre ohne Gott menschlicher.
Der Glaubenssatz, dass Maria der erste erlöste Mensch ist, sagt also: Der Glaube an Gott macht die Welt nicht unmenschlicher, sondern menschlicher, weil er das Geschenk Gottes annimmt, ihm ähnlich zu sein.
In Österreich hat der Feiertag eine lange Tradition. Nach dem 2. Weltkrieg ist er als Dankbarkeit für die wiedererlangte Freiheit durch Beschluss des Nationalrates wieder eingeführt worden. Vorher war dieses Anliegen durch 100.000e Unterschriften gestützt worden.
Diese Dankbarkeit sollte nicht verloren gehen und einer Haltung unterliegen, dass wir so etwas ohnehin nicht brauchen in einer mündig gewordenen Welt.
Wir feiern dieses Fest dankbar dafür, dass im Glauben etwas vom göttlichen Leben in unserer Welt spüren dürfen: in der Kunst, in der gegenseitigen Hilfsbereitschaft, in der Widerstandskraft, die uns der Glaube gegen die Lähmung durch Hoffnungslosigkeit und Depression bietet. Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Den Reichtum in sich selbst entdecken.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Er ist die Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Christi. Mit dieser Geburt trat ein Mensch ins Licht der Welt, der selbst Licht der Welt war.
Kerzen und Glitzer sind auch Licht der Welt und können zum Zeichen für Jesus Christus werden, es muss aber auch bewusst werden, dass sie Zeichen sind, die auf etwas hinweisen
Mit Jesus Christus beginnt eine Zeitenwende, aus diesem Grund werden die Jahre auch „nach Christi Geburt“ gezählt. Die Vorbereitungszeit ist eine Zeit der Wegbereitung. Jesus Christus soll der Welt in unsere Welt bereitet werden, und er selbst hat eine Zeit der Umkehr angekündigt, die vor allem durch das Evangelium, die Frohe Botschaft, gekennzeichnet sein soll.
Diese Vorbereitung muss äußerlich geschehen, weil das äußere Umfeld auch zum Zustand der Menschen und der Welt gehören. In einem Chaos fühlen sich die wenigsten Menschen wohl
Es muss aber auch im Menschen selber etwas geschehen, möglicher Weise muss für das Chaos wieder Ordnung eintreten.
Diese Ordnung ist nicht eine beengende straffe Einteilung des Lebens, sondern Streben nach Vollkommenheit. Bei diesem Gedanken stellt es manchen die Haare auf, aber Vollkommenheit ist nicht das lupenreine Leben, sondern als Ziel, das Gefallen vor Gott zu finden, wie wir heute in der Lesung gehört haben.
Wir dürfen annehmen, dass jeder Menschen seine besondere Aufgabe in der Welt hat, die nur ihm zugedacht ist. Das kann die Sorge um einen lieben Menschen sein, auch eine Gabe, die nur er besitzt und die für die anderen wichtig ist, Hellhörigkeit, künstlerische Fähigkeiten, handwerkliche und geistige Fähigkeiten
Vorbereitung auf Weihnachten heißt dann, sich ins Bewusstsein zu rufen, was meine Aufgabe ist und ihr nachzukommen. Das ist dann der Adventvorsatz.
Jesus ist in die Welt gekommen, um in ihr Licht zu sein, und er hat sich dafür Menschen ausgesucht, die mit ihm dieses Ziel verfolgen.
Angelus Silesius sprach von der Geburt Jesu im Menschen. Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du wärest doch verloren.
Die Vorbereitung auf sein Geburtsfest ist eine Vorbereitung im eigenen Leben. Mit welchen persönlichen Gaben kann ich ihn erwarten, wenn er in meine Welt, in unsere Welt kommt?
Das ist eine Vorbereitung, die nicht in erster Linie auf Verzicht setzt, sondern auf den Reichtum des eigenen Lebens, der mir schon geschenkt ist, bevor ich ihn in meinem Leben zur Entfaltung bringe.
Prof. Meinhard Lukas hat in seiner Rede zum Thema „positives Denken“ gesagt: „Die christliche Botschaft ist das Beste, dass wir wieder in ein positives Denken gelangen.“
Positives Denken bedeutet in diesem Zusammenhang, den Reichtum in mir selbst zu entdecken und zu vervollkommnen.
… fange bei mir an, heißt es in einem Gebet.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Christus König – der von Gott eingesetzte Herrscher der Welt
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiern wir Christus als König der Welt. Wäre es nicht der Zeit gemäßer, ihn als Präsidenten der Welt zu feiern? Wir spüren, dass das nicht dem Sinn des Festes entspräche.
Eher wird der Sinn des Festes begreifbar, wenn wir mitdenken, dass das christliche Königtum ein Königtum von Gottes Gnaden war. In den Titeln der Könige und Kaiser kommt diese Formel vor: König oder Kaiser von Gottes Gnaden. Auch wenn das in der Realität sehr oft nicht verwirklicht wurde, die Idee war, dass ein König oder Kaiser seine Würde von Gott bekam und daher auch zum König geweiht wurde. In der englischen Königskrönung ist das noch enthalten.
Auf Jesus übertragen, heißt das: Jesus ist von Gott als Herrscher der Welt eingesetzt, nicht nur der Menschen, sondern als König über die ganze Schöpfung, über alle Mächte und Kräfte, über Himmel und Erde. Er wird auf den Wolken des Himmels kommen, sagt die Offenbarung des Johannes.
Die Absicht des Festes wird noch deutlicher, wenn wir auf den Ursprung schauen. 1925 wurde es von Papst Pius XI. eingeführt. Offiziell war der Anlass das 1600 Jahr Jubiläum des Konzils von Nizäa 325. Es setzte als Glaubenssatz fest, dass die 2. Göttliche Person gleichen Wesens mit dem Vater und nicht sein Geschöpf ist.
Der Hintergrundanlass war allerdings der italienische Faschismus und seine Machtansprüche. Ihm gegenüber wurde gesagt: Mussolini ist nicht der Herrscher der Welt. Auch Kardinal Innitzer predigte: „Einer ist euer Führer, euer Führer ist Christus, wenn ihr Ihm die Treue haltet, werdet ihr niemals verloren gehen."
Die Offenbarung des Johannes, eine Geheimschrift der Christen im Römischen Reich, sagt: Ich bin das Alpha und das Ómega, spricht Gott, der Herr, der ist
und der war
und der kommt,
der Herrscher über die ganze Schöpfung.
Auf jeder Osterkerze ist das Alpha und das Omega angebracht. Christus ist Licht und Anfang und Ende aller Schöpfung.
„Er ist der Herrscher über die Könige der Erde.
Seine Herrschaft besteht darin, dass „uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut“.
Jesus Christus herrscht durch Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe.
Diese Herrschaft scheint, schwach zu sein, sie ist aber auch die einzig mögliche Herrschaft, wenn Menschen in Frieden miteinander leben wollen.
In manchen Legenden wird Christus als der verborgene König dargestellt, der sich erst allmählich als König entpuppt. Seine Herrschaft setzt sich also in einer Weise durch, die nicht spektakulär, aber wirksam ist.
In all dem Chaos, das durch andere Herrscher verursacht wird, enthält das Christkönigsfest eine Frohe Botschaft für die Zukunft der Menschen. Das ist die wichtigste Botschaft dieses Sonntags: Lasst euch nicht entmutigen, Christus ist der Herrscher der Welt durch Gerechtigkeit und Liebe.
Heinrich Böll spricht in seinem Roman „Billard um ½ 10“ vom Sakrament der Büffel und vom Sakrament der Lämmer. Die Lämmer sind die Opfer des Nationalsozialismus.