Predigten der letzten Sonn- und Feiertage

Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Vertrauen – eine gesellschaftlich relevante Haltung
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Bei den Regierungsverhandlungen werden Haltungen eingefordert, die anscheinend bisher als politische Haltungen nicht sehr hoch im Kurs waren: Kompromissfähigkeit und Vertrauen.
Der Bundespräsident betonte, dass Kompromissfähigkeit nicht mit Schwäche gepaart ist, sondern ein anderes Wort für gemeinsame Lösung. Er ist ein Schatz, ein Kulturgut. Peter Unger: Hauptgrund für das Scheitern der Koalitionsverhandlungen ist das fehlende Vertrauen.
Vertrauen ist eine Haltung, die schon zur Mahnung der Propheten gehört. Wir haben sie aus dem Buch Jeremia gehört, also aus einer Zeit, die mehr als 2500 Jahre vor unserer Zeit liegt. Hier geht es nicht um das Vertrauen von Politikern, sondern um das Vertrauen dem Herrn, also Gott, gegenüber.
Aber beide Formen des Vertrauens haben doch etwas gemeinsam: Das Leben kann nur vertrauensvoll gelingen.
Im Vertrauen auf den Herrn finden wir ein anderes Wort für Glauben. Er ist das Vertrauen darauf, dass unsere Welt und unser Leben sich in guten Händen befindet und bei allen In-Frage-Stellungen für alle das Beste herauskommt.
Vertrauen kann allerdings nicht erzeugt werden, sondern es wird geschenkt. „Ich schenke dir mein Vertrauen“, ist eine Redewendung, die wir öfter gebrauchen.
Die Seligpreisungen sind eine Ermunterung zum Vertrauen, eine Aufforderung, die Offenheit des Lebens nicht zu fürchten und nicht in Panik zu geraten, wenn die Lösungen nicht gleich auf der Hand liegen.
Die Hungernden, die Weinenden, die Armen werden seliggepriesen, weil sie offener sind für eine gute Zukunft als Menschen, die alles erreicht haben.
Sicher ist eine solche Seligpreisung auch der Gefahr ausgesetzt, Hunger und Not zu rechtfertigen. Das war der Vorwurf von Karl Marx: Er nannte aus diesem Grund die Religion Opium für das Volk.
Was Jesus meint, ist nicht die Rechtfertigung, Menschen in Not und Elend zu halten, sondern die Offenheit für die Zukunft, in der nicht alles schon gelöst ist eingefordert ist.
Kompromisse sind die Fähigkeit, Lösungen zu finden: Die Haltung des Glaubens, des Vertrauens, ist die Hoffnung, dass Menschen auch mit noch nicht bekannten Lebensbereichen rechnen können, die ihnen geöffnet und damit geschenkt werden.
„Wehe, wenn euch alle Menschen loben, Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.“ Das Lob ist wichtig, es kann aber auch falsche Wege zeigen, das meint Jesus mit seinem Wehe. In-Frage-gestellt zu werden, kann auch Wege öffnen.
Heinrich Seuse, ein Mystiker des 14. Jahrhunderts lässt die göttliche Weisheit sagen: Ich habe dir so oft den Weg versperrt, so oft du von mir geschieden wärest, wenn ich dich verlassen hätte. Die göttliche Weisheit versperrt Wege, um den Blick auf andere zu öffnen.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger; Thema: Die Heiligkeit Gottes.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
In der Lesung haben wir heute einen sehr bekannten Text vernommen: Heilig, heilig, heilig ist der ’Herr‘ der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit. Wir beten und singen ihn in jeder Eucharistiefeier nach der Präfation, dem feierlichen Beginn des Hochgebetes. Das Hochgebet ist jenes Gebet, in das die Wandlungsworte, also der Bericht über das letzte Abendmahl mit dem Auftrag: Tut das zu meinem Gedächtnis, eingefügt sind.
In diesem Gebet steht die feiernde Gemeinde vor Gott, erinnert sich an den Auftrag Jesu und betet füreinander: Für den Papst, die Bischöfe, die Priester und das ganze Volk Gottes. „Dieses Opfer bringe der ganzen Welt Frieden und Heil“, lautet ein Satz. Die feiernde Gemeinde denkt an die ganze Welt, an die Menschen, die noch fern von Gott sind und an die Verstorbenen. Sie gehören auch zur Gemeinde, die bittend vor Gott steht.
Im Zentrum der Eucharistiefeier steht also die Ehrfurcht vor Gott und vor den Menschen.
Die Komponisten haben in ihren Kompositionen diesen Teil der Messe besonders eindrucksvoll gestaltet. In einer einfachen Form erleben wir das in der Schubert-Messe. Wir werden heute diese ehrfurchtsvolle Melodie auch singen.
Gott wird in der Vision des Propheten ehrfurchtsvoll angesprochen. Der junge Prophet ist überwältigt von seiner Berufung durch den heiligen Gott und sein Geheimnis.
Das Wort „heilig“ hat in unserem alltäglichen Sprachgebrauch eine Bedeutungseinschränkung erfahren, die es banal erscheinen lässt. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist ein heiliger Mensch einer, der abgehoben von der normalen Welt der Menschen ein Sonderdasein fristet und damit bedeutungslos wird für die Lebensgestaltung.
Wenn Gott als heilig verehrt wird, heißt das: Ehrfurcht haben, die Welt Gottes ist unantastbar, der Mensch kann darüber nicht einfach verfügen, sondern lässt sich mitnehmen in einen Bereich, der ihn schützt und Großes erahnen lässt, das über seinen Horizont hinausreicht. Daher benehmen wir uns auch in einer Kirche ehrfurchtsvoll, als einem Ort der Gegenwart Gottes.
Die Heiligkeit Gottes läutert den Menschen. Jesájas Lippen wurden für seine Aufgabe mit Feuer gereinigt.
Menschen, die ehrfurchtsvoll leben, also Heiligkeit wahrnehmen, sind Menschen, die Achtung vor Gott und voreinander haben und so dem Frieden dienen: Dieses Opfer bringe der ganzen Welt Frieden und Heil, beten wir im 3. Hochgebet.
Daran wird sichtbar, dass Heiligkeit in der Gestaltung menschlichen Lebens und menschlichen Zusammenlebens bedeutsam ist.
Im Evangelium begegnen uns auch ehrfürchtige Menschen. Sie denken beim reichen Fischfang nicht daran, wieviel Geld er ihnen bringt, sondern bekennen staunend, dass sie einer großen heilenden Macht gegenüberstehen, die Menschen zum „Heil“ führen möchte.
Wenn wir in der Eucharistiefeier diesen Gesang der Engel vor der Majestät Gottes beten oder singen, ist das nicht ein „Sanctus“ im Sinn von „seinen Sanctus dazugeben“, sondern ein Ausdruck der Ehrfurcht vor Gott und des Staunens über seine Allmacht und Größe, aber auch der Zuversicht, dass für Gott auch der Mensch heilig ist, er also auch Ehrfurcht vor den Menschen hat und sie „heilt“.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott kommt zu seinem Tempel
Wo Gott gegenwärtig ist, wird es hell.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, dem Fest der Geburt des Herrn, wird ein Fest gefeiert, das Weihnachten abschließt. Die Krippen werden wieder abgebaut, und der kirchliche Festkalender nimmt diesen Tag zum Anlass, an eine jüdische Vorschrift für jeden erstgeborenen Knaben zu denken, nämlich seine Darstellung im Tempel. Jeder Erstgeborene, ja jedes erstgeborene lebendige Wesen, war in der jüdischen Frömmigkeit Eigentum des Herrn.
Tiere wurden geopfert, Menschen mussten mit einem Opfer ausgelöst werden. Wir haben das im Evangelium gehört.
Die Christen haben im 5. Jahrhundert darin ein Fest der Begegnung gesehen und haben es auch entsprechend genannt: upapanth, Begegnung: Jesus begegnet den Menschen des Alten Testaments, also Simeon und Hannah.
Für Simeon wird es zum Fest der Erleuchtung der Heiden, also aller Menschen. Daher ist es ein Fest des Lichtes geworden. So feiern wir es mit den Kerzen, also dem Symbol des Lichtes.
Darstellung des Herrn bekommt eine besondere Bedeutung: Im Kind, das im Tempel präsentiert wird, kommt Gott selbst in seinen Tempel.
Gott kommt zu seinem Tempel, ist die Erwartung des Propheten Maleachi. Das ist die Situation, in der der Tempel zu Jerusalem nach dem Exil wieder aufgebaut war und das Volk Israel hoffte, dass Gott wieder in seiner Mitte wohnen werde.
Wenn wir diese Gedanken verbinden können wir sagen: Wo Gott in die Mitte der Menschen kommt, wird es hell.
Wir können das auch für unsere Kirche in Anspruch nehmen: Sie ist der Ort der Gegenwart Gottes unter den Bewohnern von Altenberg. Weil es hell wird durch die Gegenwart Gottes unter den Menschen, brennen in der Kirche auch Kerzen: bei jedem Gottesdienst, auf jeden Fall aber das „Ewige Licht“. Die rote Farbe deutet auch die Gegenwart der Liebe Gottes unter den Menschen an.
Wir zünden aber auch in unseren Häusern Kerzen an: für eine Andacht, beim Essen, um einem Festessen Glanz zu verleihen, auf dem Friedhof, um damit der Bitte: Und das ewige Licht leuchte ihm oder ihr, einen sichtbaren Anhaltspunkt zu geben.
Gottes Gegenwart bringt Licht unter die Menschen, das Leben wird heller, freundlicher und auch besser erfassbar.
Der heilige Augustinus beschreibt dieses Licht der Erkenntnis in seinen Bekenntnissen: Es ist ein Licht, das anders ist, als das Licht der Sonne. Wer die Wahrheit kennt, kennt jenes ewige Licht, und wer dieses kennt, der kennt die Ewigkeit. Die Liebe kennt es. Er beschreibt also ein Licht. Es ist nicht nur Erkenntnis, sondern Erleben einer allumfassenden Liebe.
Diese hohe Mystik des hl. Augustinus wird nicht jeder nachvollziehen können, aber die helle, freundliche Gegenwart Gottes in unserem Leben kann ihren Ausdruck darin finden, dass wir das Licht in unseren Gottesdiensten nicht nur als Lesehilfe sehen, sondern als Hinführung zu dieser Gegenwart.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: …denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
„Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja“, haben wir gesungen. Der Vers ist ein Zitat aus der Lesung aus dem Buch Nehemia.
In ihm wird die Rückkehr des Volkes Israel aus der Verbannung nach Babylon geschildert. Nach dieser Rückkehr konnte das Volk den zerstörten Tempel wieder aufbauen und seine gewohnte religiöse Praxis aufnehmen. Nach der langen Zeit der Verbannung waren die religiösen Bräuche und Regeln in Vergessenheit geraten, nur einige ganz alte Menschen konnten sich daran erinnern. Daher hat Nehemia, eine einflussreiche Persönlichkeit bei den Rückkehrern, das Gesetz, also die religiösen Regeln vorgelesen. Das Volk begann zu weinen, weil es merkte, was in den vergangenen Jahrzehnten alles an Überlieferungen verloren gegangen war. In diese Situation sagt Nehemia: Macht euch keine Sorgen … die Freude an Gott ist eure Stärke.
„Die Freude an Gott“ wird spürbar in unseren Gottesdiensten, in der Freude am Leben der Pfarrgemeinde, in einer Situation, die uns persönlich die Nähe Gottes spürbar werden lässt. Das ist bei der Überwindung schwieriger Situationen, unerwartete Freude über etwas. Die Dankbarkeit, die sich daraus ergibt, spendet auch Kraft. Freude an Gott ist die Freude daran, dass mein Leben sich in einer guten Hand befindet.
Im Lukas-Evangelium wird uns ein Augenblick im Leben Jesu geschildert, der auch Freude an Gott spüren lässt. Es ist die erste uns überlieferte Predigt Jesu in seiner Heimatstadt Nazareth. Er lässt sich nach jüdischer Sitte die Bibel reichen und kann als erwachsenes Mitglied der Gemeinde das Wort ergreifen und die Bibel auslegen.
Wir haben gehört, was Jesus sagt. Er zitiert den Propheten Jesája und bezieht diese Prophezeiung auf sich. Sie stammt aus einem Teil des Jesája-Buches, der sich auch auf die Zeit der Rückkehr aus der Verbannung in Babylon bezieht.
Wir können auch hier von einer Freude an Gott sprechen. Diese Freude erfüllt besonders die Menschen, die in irgendeiner Weise Einschränkungen ihres Lebens erfahren und durch Jesus Christus aus dieser Enge ihres Lebens herausgeführt werden. Es handelt sich um eine Botschaft für einfache Menschen:
Die Blinden im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Menschen also, denen die Augen geöffnet werden für die schönen Möglichkeiten ihres Lebens.
Die Gefangenen im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Was solche Befreiung bedeutet, können wir an der Berichten über die Freilassung der israelischen Geiseln erleben.
Befreiung können aber auch Menschen erleben, die geistige Gefangenschaft erleben, weil sie nicht mehr die Fähigkeit haben, über Grenzen ihres Lebens hinauszublicken
Die Armen im buchstäblichen und im übertragenen Sinn:
Buchstäblich in dem Sinn, dass jedem Menschen Lebensraum und Lebensmöglichkeiten und Teilhabe an den Freuden des Lebens zugestanden werden. Jesus spricht aber auch von den Armen im übertragenen Sinn: Menschen, die sich der Vielfalt des Lebens sehnen.
Wir wissen, dass die Rede zunächst Zustimmung und Verwunderung bewirkt, aber bald in Ablehnung und Hass umgeschlagenen ist. Die Botschaft vom befreienden Geist Gottes ruft auch heute noch nicht überall Zustimmung und Begeisterung hervor, weil sich Menschen oft in ihren engen Verhältnissen wohlfühlen.
Umso wichtiger ist es, dass diese Botschaft immer wieder an unser Ohr dringt und ihre Wirkung entfalten darf. Mit jeder neuen Generation kommen neue Herausforderung auf die Menschen zu, und jeder neuen Generation wird die befreiende Botschaft Jesu aufs Neue verkündet werden müssen, um Freude an Gott zu vermitteln, die
schließlich die Kraft des Lebens und des Zusammenlebens ermöglicht.
Amen.
19. Jänner 2023,
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.
Liebe festliche Gottesdienstgemeinde!
Das Evangelium, das wir gehört haben, berichtet von einem Fest, das zunächst zum Scheitern verurteilt schien. Jesus wird als der geschildert, der das Fest mit einem Wunder rettet.
In der Liturgie ist die Hochzeit zu Kana das 3. Moment seiner göttlichen Offenbarung:
Das erste ist die Anbetung der Weisen, das 2. seine Taufe und die Stimme von Himmel, die ihn als geliebten Sohn bezeichnet, das 3. die Hochzeit zu Kana und das Weinwunder.
Kardinal Martini, der ehemalige Erzbischof von Mailand, zitiert zu diesem Evangelium einen italienischen Dichter namens Turoldo, mit dem Satz: Sie haben keine Freude mehr in ihren Festen und fügt hinzu: Sie haben keinen Glauben mehr in ihren Festen.
Wir feiern heute auch ein Fest, in ihm soll es sowohl Freude als auch Glauben geben.
Der Schwerpunkt der Freude wird anschließend beim Prangl sein, der Schwerpunkt des Glaubens hier in der Kirche bei diesem Gottesdienst.
Einer meiner Lieblingspsalmen ist der Psalm 139. In ihm kommt der Satz vor: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Die Seminaristen haben öfter darüber gelächelt. Es klingt ja zunächst so, als wäre ich auf mein Äußeres stolz. So ist es aber nicht gemeint.
Für mich drückt dieser Satz im Zusammenhang des ganzen Psalmes das Vertrauen aus, das im letzten Satz des Psalmes lautet: Erforsche mich und erkenne mein Herz, und: Leite mich auf dem altbewährten Weg. Dankbarkeit und Vertrauen seien also die Leitgedanken dieses Festtages, an dem ich 80 Jahre meines Lebens feiere.
Mir kommen öfter die Gedanken darüber, wie es wäre, wenn ich nicht da wäre, wenn ich nicht existierte. Ich könnte diese Gedanken gar nicht fassen, ich wäre ganz einfach nicht da. Daher sehe ich mein Leben als einen Ruf zum Leben und als etwas, wofür ich dankbar sein kann.
In einem anderen Psalm heißt es: Unser Leben währt 70 Jahre, wenn es hoch kommt, sind es 80 … und weiter: Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz gewinnen.
Das weise Herz ist nicht das Herz voller Wissen, sondern die Dankbarkeit dafür, dass unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen ein Geschenk ein Geschenk an uns selbst und an unsere Mitmenschen ist, und das Werk unser Hände gedeihen kann.
Menschen sind einander ein Geschenk.
Dieser Gedanke ist nicht immer leicht zu fassen. An einem Geburtstag, an dem schon weit ins Leben zurückgedacht werden kann und muss, regt er mich zur Dankbarkeit an. Dankbar bin ich für die vielen Menschen, denen ich begegnen durfte und für die ich wertvoll sein durfte, aber auch dankbar für die vielen Menschen, denen ich begegnen durfte und die für mich wertvoll geworden sind. Ihr alle, die hier sind, gehören dazu.
In dem Fest, das wir heute feiern, sei der Wein der Freude und des Glaubens in der Form großer Dankbarkeit.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott weiß, was Menschsein bedeutet.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Liebe Mitglieder unserer Musikkapelle, werte Mitglieder des Musikvereins!
Die kirchlichen Feste, die ausdrücklich ein Geschehen im Leben Jesu zum Inhalt haben, feiern unsere christliche Einstellung zum Leben und zur Hoffnung, die uns dadurch erfüllt.
Jesus wurde in eine Welt hineingeboren, die voll Sehnsucht nach Erlösung war. Seine eigene Religion, die Tradition der Propheten war von dieser Sehnsucht nach der Ankunft des Messias erfüllt. Die Adventlieder bringen sie zum Ausdruck: Tauet, Himmel, den Gerechten; O Heiland, reiß die Himmel auf, sind Texte, die aus der Erwartung des Volkes Israel bei den Propheten, stammen.
Aber auch die heidnische Umwelt war voll Sehnsucht nach Erlösung, es gab alle möglichen Erlösergestalten und -riten. Einer der bekanntesten ist der Mithras-Kult, der Ähnlichkeiten mit unserer Eucharistiefeier hat. Philosophen traten auf und predigten entweder Enthaltsamkeit oder Lebensgenuss als Ausdruck wahren Lebens.
In der jüdischen Welt wurde Johannes der Täufer zum Träger dieser Sehnsucht. Die Menschen pilgerten zu ihm in die Wüste, um eine Bußtaufe zu empfangen. Diese war für sie eine Aufforderung an sich selbst, ihr Leben zu erneuern und „umzudenken“ bzw. „umzukehren“.
In diese Welt wird Jesus hineingeboren, in ihr wird er groß, und er ist sicher auch selbst erfüllt von den Erwartungen, die ihn umgeben.
Er weiß von seiner Berufung für die Menschen und geht zu Johannes, um zu zeigen, dass er weiß, was Mensch-Sein bedeutet. Er kennt die Mühen, aber auch die Freude des Mensch-Seins, und eines zeigt er auch, dass zum Mensch-Sein die Bereitschaft gehört, sich selbst in Frage zu stellen und einen neuen guten Weg zu suchen.
Du bist mein geliebter Sohn, dieser Satz wird zu seiner Berufung, aber nicht abgehoben, sondern in allem uns gleich, wie es im 4. Hochgebet heißt.
Wir feiern als Abschluss der Weihnachtszeit noch einmal die Hoffnung, dass Gott mit den Menschen durch ihr Leben geht, und zwar als Mensch, der selbst weiß, was Höhen und Tiefen menschlichen Lebens sind, und der auch ermutigt, das eigene Leben kritisch anzuschauen in der Überzeugung, dass es immer wieder auch neue gute Möglichkeiten gibt.
Das ist in der Situation, in der wir uns jetzt befinden, eine wichtige Botschaft.
Wir feiern heute auch mit unserer Musikkapelle hier in der Kirche und dann im Gasthaus bei der Jahreshauptversammlung.
Hier in der Kirche sei auch der Dank an die Musikkapelle ausgesprochen, die immer auch dazu beiträgt, in musikalischer Form die Größe menschlichen Lebens zu erfahren und zu hören. Gerade in der Musikausübung wird auch immer wieder erfahren, dass die Erfahrung dieser Größe auch oft mühselig erarbeitet werden muss und dass auch traurige Momente in der Musik hoffnungsvolle Seiten haben. Musik trägt in jeder Form auch einen Funken Hoffnung in sich.
Dafür herzlichen Dank.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde. Hl. Augustinus.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Zu Weihnachten feiern wir die Geburt eines Kindes, dessen weiteren Lebensweg wir kennen. Die Geburtstagsfeier ist ein Tag höchster Freude und Hoffnung, der weitere Lebensweg zeigt die Anstrengung, die mit dieser Freude und Hoffnung verbunden ist. Aber die Hoffnung wird nicht geschmälert, sie wird nur mit beiden Beinen auf die Erde gestellt.
Das Wort ist Fleisch geworden, ist die Botschaft des heutigen Festtages. Das Wort Gottes wird nicht nur gehört, sondern lebt leibhaftig unter den Menschen und stirbt auch wieder, so dass es in einer lebendigen Erinnerung den Menschen formt.
Der hl. Augustinus hat den Satz geprägt: Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde.
Gott wurde Mensch: Mit diesem Satz ist aller Glanz verbunden, der das Weihnachtsfest umgibt. Wir versuchen auch hier in der Kirche etwas von diesem Glanz wiederzugeben. Das geschieht in den Christbäumen, den Lichtern, den Kerzen, den fröhlichen Gesängen. Auch zu Hause werden Feste gefeiert, die diesem Anlass Ausdruck verleihen. Es ist schön, wenn eine Hoffnung, in dieser Form zum Ausdruck kommt. Die Weihnachtserzählung des Evangelisten Lukas lässt uns in einer schönen Form dieses Geschehen miterleben, und es wirkt in unzähligen Darstellungen, Bildern, Gedichten und Liedern weiter.
Der Satz geht aber weiter: Damit der Mensch Gott werde. Gott zu sein, ist eine uralte Sehnsucht der Menschen. Helden des Altertums wurden in den Mythen in die Sterne versetzt.
… damit der Mensch Gott werde, ist aber nicht der Freibrief für alle möglichen Machtansprüche und -demonstrationen, sondern besteht in der Aufgabe, die Liebe Gottes unter den Menschen spürbar werden zu lassen. Das ist oft sehr hart. Es gibt Märtyrer, also Menschen, die auf Grund bedingungsloser Liebe ihr irdisches Leben verloren haben und verlieren.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass gelebte Liebe sehr hohe Ansprüche an unsere Lebensgestaltung stellt. „Ich hab’s immer gewusst, dass man furchtbar bezahlt für Liebe, dichtet die Autorin Jeannie Ebner.
Aber gerade zu Weihnachten – und hoffentlich nicht nur Weihnachten – wird auch etwas von der verwandelnden Kraft dieser Liebe spürbar, die schon das Göttliche am menschlichen Leben zum Vorschein bringt. Meistens ist das verborgen, wie die Geburt Jesu in einem Stall nicht spektakulär ist. Aber für die Augen und Ohren des Glaubens ist hier schon hörbar und sichtbar, dass der Mensch auch Gott werden darf, aber so wie Gott ist und nicht, wie der Mensch sich das vorstellt.
„Siehe, nun mache ich etwas Neues. / Schon sprießt es, merkt ihr es nicht“ (Jes 43, 19), ruft der Prophet Jesája denen zu, die auf ihn hören.
Amen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder
Das Fest, das wir feiern ist das Fest der Erlösung. Was ist der erlöste Mensch? Das Wort "Erlösung" kommt uns leicht über die Lippen, weil es schon zu unserem religiösen Sprachgebrauch gehört. Wovon sind wir denn nun erlöst? Wer losgelöst wird, ist vorher gefangen und angekettet.
Wir feiern Maria als den Menschen, der als erster erlöst ist von der Erbschuld der Menschen.
Das Tagesgebet des Samstags der ersten Adventwoche, also von gestern, spricht folgende Bitte aus:
Barmherziger Gott,
du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt,
um die Menschen
aus der alten Knechtschaft zu erlösen.
Schenke allen, die auf deine Hilfe warten,
die Freiheit des neuen Lebens.
Es geht also um die Freiheit eines neuen Lebens.
In der Lesung aus dem Buch Génesis wird geschildert, wie der Mensch Gott sein möchte und sich dabei nur eine Verarmung seines Lebens einhandelt: Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Was ist nun so schlimm am Wunsch wie Gott zu sein? Es ist wohl nicht die Angst Gottes, Konkurrenz zu bekommen. Das Verkehrte daran ist die Art und Weise, Gott gleich zu werden. Gott will es in der Vorstellung dieses ersten Kapitels der Bibel den Menschen zum Geschenk machen. Gott schuf den Menschen als sein Abbild, und in diesem Abbild ist die Gnade, das Geschenk, wichtig. Der Mensch lebt aus Gnade, weil Gott es so will. Der Mensch könnte es gar nicht wollen, weil er ohne diese Gnade nicht existierte.
Gott schafft also einen Menschen, der diese Gnade ausdrücklich mitbekommt, und das ist Maria. Sie bekommt als Geschenk mit, ganz den Willen Gottes zu erfüllen und damit ihm ähnlich zu werden.
Hat das für uns eine Bedeutung?
Friedrich Nietzsche hat die Sehnsucht des Menschen, Gott gleich zu sein, sehr treffend zu Ausdruck gebracht: „wenn es Götter gäbe, wie hielte ich es aus, kein Gott zu sein? Also gibt es keine Götter.“
Der Versuch, Gott zu spielen, hat den Menschen noch immer Unglück gebracht, weil dieser Griff nach den Sternen, einer Hybris entspringt, die übersieht, dass durch diesen Versuch der Mensch nur nackt dasteht.
Die Erlösung der Menschen besteht also darin, dass der Mensch sich die Gottähnlichkeit schenken lässt. Jesus ist der Mensch, der zugleich Gott ist und durch seine Treue zu Gott und den Menschen dem Menschengeschlecht eine neue Ausrichtung gibt. Maria ist also schon im Vorhinein von dieser Neuausrichtung erfasst.
Der große Theologe Anselm von Canterbury sieht die Erlösung der Menschen darin, dass Gott selbst Mensch wird, also auf die Menschen zugeht.
Die Erbsünde ist also der Versuch der Menschen, von sich aus Gott zu sein. In uns allen lebt etwas von diesem Versuch.
Zum Unheil für die Welt wird er dort, wo Menschen eine Welt ohne Gott bauen wollen. Das ist die Versuchung, autoritärer Staaten, die Versuchung, Gott durch Technik zu ersetzen, die Versuchung, die Welt ohne Gott menschlicher zu machen, das wollte Nietzsche. Er meinte, die Welt wäre ohne Gott menschlicher.
Der Glaubenssatz, dass Maria der erste erlöste Mensch ist, sagt also: Der Glaube an Gott macht die Welt nicht unmenschlicher, sondern menschlicher, weil er das Geschenk Gottes annimmt, ihm ähnlich zu sein.
In Österreich hat der Feiertag eine lange Tradition. Nach dem 2. Weltkrieg ist er als Dankbarkeit für die wiedererlangte Freiheit durch Beschluss des Nationalrates wieder eingeführt worden. Vorher war dieses Anliegen durch 100.000e Unterschriften gestützt worden.
Diese Dankbarkeit sollte nicht verloren gehen und einer Haltung unterliegen, dass wir so etwas ohnehin nicht brauchen in einer mündig gewordenen Welt.
Wir feiern dieses Fest dankbar dafür, dass im Glauben etwas vom göttlichen Leben in unserer Welt spüren dürfen: in der Kunst, in der gegenseitigen Hilfsbereitschaft, in der Widerstandskraft, die uns der Glaube gegen die Lähmung durch Hoffnungslosigkeit und Depression bietet. Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Den Reichtum in sich selbst entdecken.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Er ist die Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Christi. Mit dieser Geburt trat ein Mensch ins Licht der Welt, der selbst Licht der Welt war.
Kerzen und Glitzer sind auch Licht der Welt und können zum Zeichen für Jesus Christus werden, es muss aber auch bewusst werden, dass sie Zeichen sind, die auf etwas hinweisen
Mit Jesus Christus beginnt eine Zeitenwende, aus diesem Grund werden die Jahre auch „nach Christi Geburt“ gezählt. Die Vorbereitungszeit ist eine Zeit der Wegbereitung. Jesus Christus soll der Welt in unsere Welt bereitet werden, und er selbst hat eine Zeit der Umkehr angekündigt, die vor allem durch das Evangelium, die Frohe Botschaft, gekennzeichnet sein soll.
Diese Vorbereitung muss äußerlich geschehen, weil das äußere Umfeld auch zum Zustand der Menschen und der Welt gehören. In einem Chaos fühlen sich die wenigsten Menschen wohl
Es muss aber auch im Menschen selber etwas geschehen, möglicher Weise muss für das Chaos wieder Ordnung eintreten.
Diese Ordnung ist nicht eine beengende straffe Einteilung des Lebens, sondern Streben nach Vollkommenheit. Bei diesem Gedanken stellt es manchen die Haare auf, aber Vollkommenheit ist nicht das lupenreine Leben, sondern als Ziel, das Gefallen vor Gott zu finden, wie wir heute in der Lesung gehört haben.
Wir dürfen annehmen, dass jeder Menschen seine besondere Aufgabe in der Welt hat, die nur ihm zugedacht ist. Das kann die Sorge um einen lieben Menschen sein, auch eine Gabe, die nur er besitzt und die für die anderen wichtig ist, Hellhörigkeit, künstlerische Fähigkeiten, handwerkliche und geistige Fähigkeiten
Vorbereitung auf Weihnachten heißt dann, sich ins Bewusstsein zu rufen, was meine Aufgabe ist und ihr nachzukommen. Das ist dann der Adventvorsatz.
Jesus ist in die Welt gekommen, um in ihr Licht zu sein, und er hat sich dafür Menschen ausgesucht, die mit ihm dieses Ziel verfolgen.
Angelus Silesius sprach von der Geburt Jesu im Menschen. Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du wärest doch verloren.
Die Vorbereitung auf sein Geburtsfest ist eine Vorbereitung im eigenen Leben. Mit welchen persönlichen Gaben kann ich ihn erwarten, wenn er in meine Welt, in unsere Welt kommt?
Das ist eine Vorbereitung, die nicht in erster Linie auf Verzicht setzt, sondern auf den Reichtum des eigenen Lebens, der mir schon geschenkt ist, bevor ich ihn in meinem Leben zur Entfaltung bringe.
Prof. Meinhard Lukas hat in seiner Rede zum Thema „positives Denken“ gesagt: „Die christliche Botschaft ist das Beste, dass wir wieder in ein positives Denken gelangen.“
Positives Denken bedeutet in diesem Zusammenhang, den Reichtum in mir selbst zu entdecken und zu vervollkommnen.
… fange bei mir an, heißt es in einem Gebet.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Christus König – der von Gott eingesetzte Herrscher der Welt
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiern wir Christus als König der Welt. Wäre es nicht der Zeit gemäßer, ihn als Präsidenten der Welt zu feiern? Wir spüren, dass das nicht dem Sinn des Festes entspräche.
Eher wird der Sinn des Festes begreifbar, wenn wir mitdenken, dass das christliche Königtum ein Königtum von Gottes Gnaden war. In den Titeln der Könige und Kaiser kommt diese Formel vor: König oder Kaiser von Gottes Gnaden. Auch wenn das in der Realität sehr oft nicht verwirklicht wurde, die Idee war, dass ein König oder Kaiser seine Würde von Gott bekam und daher auch zum König geweiht wurde. In der englischen Königskrönung ist das noch enthalten.
Auf Jesus übertragen, heißt das: Jesus ist von Gott als Herrscher der Welt eingesetzt, nicht nur der Menschen, sondern als König über die ganze Schöpfung, über alle Mächte und Kräfte, über Himmel und Erde. Er wird auf den Wolken des Himmels kommen, sagt die Offenbarung des Johannes.
Die Absicht des Festes wird noch deutlicher, wenn wir auf den Ursprung schauen. 1925 wurde es von Papst Pius XI. eingeführt. Offiziell war der Anlass das 1600 Jahr Jubiläum des Konzils von Nizäa 325. Es setzte als Glaubenssatz fest, dass die 2. Göttliche Person gleichen Wesens mit dem Vater und nicht sein Geschöpf ist.
Der Hintergrundanlass war allerdings der italienische Faschismus und seine Machtansprüche. Ihm gegenüber wurde gesagt: Mussolini ist nicht der Herrscher der Welt. Auch Kardinal Innitzer predigte: „Einer ist euer Führer, euer Führer ist Christus, wenn ihr Ihm die Treue haltet, werdet ihr niemals verloren gehen."
Die Offenbarung des Johannes, eine Geheimschrift der Christen im Römischen Reich, sagt: Ich bin das Alpha und das Ómega, spricht Gott, der Herr, der ist
und der war
und der kommt,
der Herrscher über die ganze Schöpfung.
Auf jeder Osterkerze ist das Alpha und das Omega angebracht. Christus ist Licht und Anfang und Ende aller Schöpfung.
„Er ist der Herrscher über die Könige der Erde.
Seine Herrschaft besteht darin, dass „uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut“.
Jesus Christus herrscht durch Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe.
Diese Herrschaft scheint, schwach zu sein, sie ist aber auch die einzig mögliche Herrschaft, wenn Menschen in Frieden miteinander leben wollen.
In manchen Legenden wird Christus als der verborgene König dargestellt, der sich erst allmählich als König entpuppt. Seine Herrschaft setzt sich also in einer Weise durch, die nicht spektakulär, aber wirksam ist.
In all dem Chaos, das durch andere Herrscher verursacht wird, enthält das Christkönigsfest eine Frohe Botschaft für die Zukunft der Menschen. Das ist die wichtigste Botschaft dieses Sonntags: Lasst euch nicht entmutigen, Christus ist der Herrscher der Welt durch Gerechtigkeit und Liebe.
Heinrich Böll spricht in seinem Roman „Billard um ½ 10“ vom Sakrament der Büffel und vom Sakrament der Lämmer. Die Lämmer sind die Opfer des Nationalsozialismus.
Wir feiern das „Sakrament des Lammes“, das sie Sünde der Welt hinwegnimmt.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Die hl. Elisabeth als Pfarr- und Kirchenpatronin
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Patrone, also Schutzherren und Schutzfrauen, sucht man sich oft nicht aus. Namenspatrone kann man sich in den seltensten Fällen aussuchen. Pfarr- und Kirchenpatrone suchen die aus, die Möglichkeit dazu haben, weil zu ihrer Zeit eine Kirche fertiggestellt oder eine Pfarre gegründet wurde, aber die Nachkommen haben diese Wahl auch schon als Vorgegebenheit. Aber auch Vorgegebenheiten können gute Leitlinien sein.
Patrone sind also Schutzherren oder Schutzfrauen und auch Vorbilder. Dass Altenberg die hl. Elisabeth als Schutzpatronin verehren dürfen, hängt wohl mit der Elspeth-Zeche, also einem, mit heutigen Begriffen ausgedrückt, Fachausschuss Soziale Dienste, in der Pfarr Gallneukirchen zusammen. Altenberg war bis 1773 bzw. 1849 ein Teil der Pfarre Gallneukirchen.
Die hl. Elisabeth sollte der Elspeth-Zeche als Vorbild und den Menschen von Altenberg als Schützerin dienen. Diese heiligen Menschen werden auch zu Vorbildern, die das Leben der Menschen mitbeeinflussen. Unsere Namenspatrone, sofern es für bestimmte Namen einen gibt, beeinflussen auch unser Leben.
Länder suchen oft ihre Patrone aus, um ihr gutes Leben in den kommenden Generationen lebendig zu erhalten.
Im Religionsunterricht habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder für ihre Patrone interessieren und etwas über ihr Leben und ihre Bedeutung wissen wollen.
Was bedeutet es also für uns, die hl. Elisabeth als Pfarr- und Kirchenpatronin?
Sie nimmt rein äußerlich auch Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Es gibt einen Lisl-Kirtag und hat einen Lisl-Tanz gegeben. In unserem Gemeindewappen weisen die Rosen auf die hl. Elisabeth, nämlich das Rosenwunder, hin. Auch im Taufnahmen Elisabeth wirkt dieser Einfluss weiter.
Die Wirkung, die am meisten hervorsticht, ist die soziale Haltung Elisabeths. Sie selbst stammt aus königlichem Haus. Sie war die Tochter des ungarischen Königs Andreas II., kam aber schon mit 4 Jahren an den Hof des Landgrafen von Thüringen. Sie sollte dort die Gattin des künftigen Herrschers Ludwig werden.
Elisabeth war eine lebenslustige, aber auch fromme Frau. Vor allem wurde sie durch die damals moderne religiöse Bewegung beeinflusst, die Franz von Assisi ausgelöst hatte. Dadurch wurde sie hellhörig für die sozialen Nöte ihrer Zeit und ihrer Umgebung, also der Menschen in Thüringen.
Ihre Art, die Menschen zu unterstützen, rief auch Widerstand hervor, aber nach dem Tod ihres Gatten Ludwig in einem Kreuzzug wurde sie von der Wartburg vertrieben und widmete sich ganz der Pflege von Armen und Kranken und setzte ihr ganzes Vermögen, aber auch ihre Gesundheit für die Sorge um sie ein. Sie gründete ein Krankenhaus in Marburg und arbeitete dort als einfache Pflegerin.
Diese Aufmerksamkeit auf die Not von Menschen ist ihr Vermächtnis auch in einer Pfarre, die ihren Namen trägt. Sie ist auch das Vermächtnis eines ganzen Ordens, eben der Elisabethinen, die in Linz, Wien, Graz und Klagenfurt ihre Krankenhäuser führen.
Auf diesem Hintergrund ist aber noch eine andere Eigenschaft zu bemerken, nämlich hergebrachte Normen daraufhin zu hinterfragen, ob sie menschliche Situationen ernst nehmen und bemerken. Das gilt heute noch genau so wie zur Zeit Elisabeths.
Heute sind das die oft nicht hinterfragten Gesetzmäßigkeiten eines ständigen Wachstums, einer unhinterfragten Betonung des eigenen Wohlbefindens, einer unhinterfragten Bedeutung der grenzenlosen Mobilität …
Eine Eigenschaft darf hier nicht unerwähnt bleiben: Ich habe euch immer gesagt: Ihr müsst die Menschen froh machen. In diesem Satz lebt die frohe und lebensbejahende Haltung Elisabeths weiter, und sie gehört auch zu dem Vermächtnis, das eine Pfarre, die ihren Namen trägt, nicht vergessen darf.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Das Ende des Kirchenjahres kündigt sich an. In 2 Wochen beginnt der Advent und damit auch das neue Kirchenjahr.
Die Liturgie des Kirchenjahres enthält Themen des Glaubens, die auch der Jahreszeit entsprechen. Wenn die Tage dunkler und kürzer werden, wird unser Blick auch auf die Zukunft gerichtet, sowohl die persönliche, als auch die der Menschheit und des Universums.
Die Naturwissenschaften sprechen von riesigen Zeiträumen, aber immerhin von einem Ende des Universums. Aus gläubiger Sicht heißt das, dass die Welt einer Vollendung entgegengeht, die von Gott seit Beginn vorgesehen ist.
Diese Zukunft wird in Bildern beschrieben, die eindrucksvoll, aber auch nur Bilder sind.
Wir befinden uns in der Situation, dass jeder und jede von uns sich schon einmal darüber Gedanken gemacht hat, wie denn die persönliche Zukunft und die der Welt und des Universums aussehen wird.
Die Schrift des Propheten Daniel gehört zu den Apokalypsen. Diese Schriften beschreiben in Bildern den Sieg Gottes über eine Welt, die die Menschen in Bedrängnis bringt.
In ihnen wird auch das persönliche Schicksal der Menschen angesprochen. Die Bilder, die verwendet werden, haben auch etwas Beängstigendes an sich. Es ist in ihnen von der Zerstörung und auch von der ewigen Schmach die Rede. Sie geben aber damit den Menschen, die sie lesen und hören, die Sicherheit, dass die Bemühung um eine gute Zukunft nicht umsonst ist und dass nicht die Zerstörung das letzte Wort hat.
Dass Gott den Sieg über die Zerstörung behält, scheint für die Menschen, die davon betroffen sind, nicht sehr hilfreich zu sein, denn sie erleben im Tod und in ihren Verletzungen nur Zerstörung.
Die Erwartungen, die der Prophet Daniel und die Jesus erwecken, schauen darüber hinaus: Gott wird sein Volk sammeln. Die Worte Jesu werden nicht vergehen: Sie greifen in eine Zukunft voraus, die uns nur in diesen Worten erfassbar wird.
Was wir momentan an Zerstörung, an Angst, an politischer Dummheit und Anmaßung erleben, ist nicht die Zukunft der Welt, sondern bestenfalls das, was zum Zerfall irdischer Mächte gehört.
Jesus hat für die Zukunft der Welt auch eine sehr einfache und friedliche Vorstellung: den Feigenbaum, der nach einer Zeit der Ruhe wieder austreibt und Blätter und Früchte bringt.
Für uns ist näher die Vorstellung vom Winter, auf den wieder ein Frühling folgt. Aber auch das ist nur ein Bild, aber ein sehr hoffnungsvolles.
Alexander Solschenizyn erzählt in seine Erlebnissen auf dem Archipel Gulag, wo er in Gefangenschaft war, davon, dass er mit seinen Mitgefangenen eine Ulme zerschneiden sollte. Als sie an einem schon zu einer Scheibe zerschnittenen Stamm einen frischen Trieb sahen, vermochten sie ihn nicht weiter zu zerschneiden, da er doch so gerne leben möchte. In diesem Bild dürfen wir auch eine Zukunft sehen, die Gott den Menschen und seiner Welt sichert.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Gottvertrauen
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Zwei Frauen mit einem unendlichen Gottvertrauen begegnen uns heute in der Lesung und im Evangelium.
Zunächst die Witwe von Sarepta: Der Prophet Elija steht im Kampf gegen den König Ahab und seine Frau Isébel, Jezabel. Sie hatte den König Ahab zur Götzenverehrung verführt und wurde zu erklärten Feindin des Propheten Elíja, der mit all seinen Kräften für seinen Gott, den Gott Israels, kämpfte.
In einer großen Hungersnot, die über Israel hereingebrochen war und die als Strafe für die Götzenverehrung verstanden wurde, wird der Prophet zu einer armen Witwe und ihrem Sohn geschickt, die mit ihrem Vertrauen den Propheten und sich selbst mit ihrem Sohn vor dem Hungertod rettete.
Die Erzählung trägt märchenhafte Züge, soll aber das Vertrauen in den Gott Israels stärken. Er lässt die Seinen, die ihm vertrauen, nicht im Stich.
Sie findet ihr Gegenbild in der armen Witwe, die von Jesus beobachtet wird, als sie ihre kleine Gabe, die aber ihren ganzen Besitz ausmacht, als Spende für den Tempel hergibt. Wir erfahren nicht, wie sie weiterhin ihren Lebensunterhalt gestaltet hat. Für Jesus wird sie zur redlichen Spenderin, die mehr als die, die von ihrem Reichtum mehr hergeben, denen aber dieses Mehr im Vergleich zum Besitz nicht wehtut.
Diese Frau hat im Vertrauen gespendet, dass sie von Gott nicht im Stich gelassen wird.
In beiden Geschichten geht es um das Gottvertrauen, das Menschen leben lässt. Diese beiden Frauen waren nicht lebensüberdrüssig, sondern voller Vertrauen.
Diese Geschichten werden in eine Welt hinein erzählt, die vom Misstrauen geprägt ist. Das Vertrauen gilt den Versicherungen, und die sind auch eine gute Einrichtung, weil sie von der Gemeinschaft der Versicherten getragen wird, die mit ihren Beiträgen anderen in Notfällen beistehen.
Versicherungen können aber das Gottvertrauen nicht ersetzen. Das Vertrauen der beiden Frauen in der Bibel ist eine Grundhaltung armer Menschen, die sich von der Güte Gottes getragen wissen.
Von einer Bäuerin Stroheim hat mir der dortige Pfarrer erzählt, dass sie der Meinung war, dass alles, was geschieht, gut ist, „sunst gab’s es net“.
Diese Grundhaltung soll nicht zur Vermessenheit führen, also zu einer Haltung, die sich um nichts mehr kümmert, weil ohnehin alles gut ist, sondern zu einer Haltung, die innere Stärke gibt, in guten Tagen dankbar zu sein, und in bösen Tagen den Mut nicht zu verlieren.
Der hl. Thomas von Aquin hat das Böse als Mangel des Guten definiert. Das Böse hat also keine Wirkung, wenn es nicht auf etwas Gutes hinwiese.
Dieses Vertrauen erhält den Menschen den Lebensmut.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Umgang mit Grenzen
Liebe Mitglieder der Jägerschaft, werte anwesende Mitfeiernde!
In einem Interview mit einer Psychiaterin anlässlich der Geschehnisse in Altenfelden, Arnreit und Kirchberg ist das Wort „Grenze“ und „Umgang mit Grenzen“ gefallen.
Wir feiern heute die Hubertus-Messe und denken dabei an den Namensgeber und den Patron der Jägerschaft, den hl. Hubertus.
Es ranken sich viele Legenden um seine Gestalt, so dass es schwierig ist, die historische Gestalt dieses Bischofs herauszuschälen.
Aber auch Legenden haben ihren Sinn, in ihnen sind die Erfahrungen der Menschen und ihre Auseinandersetzungen mit dem Leben abgelagert und werden so zur Lebenshilfe und Sinnfindung anderer Menschen.
In der Legende des hl. Hubertus spielt die Erfahrung von Grenze eine wichtige Rolle.
In der Überlieferung wird erzählt, der noch weltliche Herzog Hubertus sei als ganz junger Mensch schon Witwer geworden und habe damit eine Grenze in seinem Leben erfahren, die schmerzlich war.
Er habe aber in dieser Grenzsituation einen Weg gefunden, der sich aus der schmerzlichen Erfahrung und dem Vertrauen, dass sein Leben weiterhin einen Sinn habe, ergab.
Er wurde Einsiedler, Priester, schließlich Bischof von Lüttich in Belgien. Das Kloster St. Hubert, wo seine sterblichen Überreste bestattet worden waren, wurde in der Französischen Revolution säkularisiert und teilweise zerstört. Es ist jetzt ein Bildungshaus geworden.
Wie gehen wir mit Grenzen um?
Einerseits sind sie wichtig, weil wir ohne Grenzen weder individuell noch sozial leben können.
Andererseits müssen sie auch überschritten werden, weil es sonst weder gesellschaftlich, noch wissenschaftlich einen Fortschritt gäbe. Es gäbe keine Erfindungen und Entdeckungen.
Wo ist also die Grenze der Grenzüberschreitung?
Wir werden um die Antwort des hl. Bischofs Hubertus nicht herumkommen. Die Grenze liegt in der Liebe und in der Achtung. Hubert hat sich als Bischof religiös und sozial um seine Diözesanen gekümmert. Achtung und Rücksicht zeigten ihm die Grenzen, die er der Legende nach am Karfreitag überschreiten wollte am Tag des Schöpfungsfriedens.
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst“, in diesem Rahmen zu leben, ist „Lebenskunst“.
Der Hirsch mit dem Geweih ist eine Verbindung von Religion und Natur, beide gehören zusammen. Die Zerstörung der Natur ist eine Grenze, die nicht überschritten werden darf, weil sie sich gegen den Menschen richtet.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Allerseelen – Gebet für die Verstorbenen
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Der Allerseelentag ist ein Tag des Gebetes für die Verstorbenen. Wir denken über den Tod nach, aber nicht nur über den eigenen, sondern über den unserer Angehörigen und Freunde. Wir nehmen sie ins Gebet. Diese Redewendung verheißt im Alltag nichts Gutes, wörtlich genommen, weist sie auf etwas sehr Schönes hin, nämlich einen Menschen mit ins Gebet, ihm also geistige Gemeinschaft geben. Wir nehmen daher besonders auch die ins Gebet, an die niemand denkt und denken kann.
Zunächst aber denken wir an unsere Angehörigen und Freunde.
Das Gebet für die Verstorbenen ist zunächst ein Ausdruck des Glaubens. Wir glauben an einen Gott des Lebens, der treu zu dem steht, was er ins Leben gerufen hat. Das Leben ist Berufung, jeder Mensch hat seinen Platz im Leben. Wir haben das auch im Evangelium gehört: Ich gehe hin, euch einen Platz zu bereiten.
Daher ist das Gebet auch Ausdruck der Hoffnung.
Das Gebet für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde ist auch Ausdruck der Versöhnung und Bitte darum. Viele Rechnungen bleiben offen. Erwartungen wurden nicht erfüllt. Zusammenhänge werden oft erst im Nachhinein erkannt. Wichtige Worte wurden nicht gesprochen. Das Gebet für die Verstorbenen ist daher auch ein Akt der Versöhnung und der Bitte darum. „In Gottes Ohr“ werden diese Worte der Versöhnung gelegt, dass sie von dort die Adressaten erreichen.
Das Gebet für die Verstorbenen ist auch Ausdruck der Dankbarkeit, die oft im Leben nicht mehr geleistet werden konnte. Jedes menschliche Leben ist unersetzlich und hat seinen unendlichen Wert, auch das einfache und oft sehr unvollkommen erscheinende.
Wir verdanken den Menschen, die mit uns gelebt und die für uns gesorgt haben sehr viel, was wir selbst nicht hätten leisten können
Wir dürfen mit unserem Gebet auch vieles verbinden, was mit allgemeinen Worten nicht gesagt werden kann und für das nur im Gedenken in persönlicher Verbundenheit Worte findet.
Das Gebet ist Ausdruck der Gemeinschaft mit Gott und den Menschen. „Auf dass wir ein Leib und ein Geist werden in Christus“, beten wir im Hochgebet der Eucharistiefeier. Dazu führe uns auch das Gebet für unsere Verstorbenen.
Amen.
Pfarrer Hubert Puchberger, Thema: Heilige – Ahnung vom Reich Gottes – von der Vollendung der Welt und des Menschen.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Würde eine Straßenbefragung abgehalten werden mit der Frage: Möchten Sie heilig werden, würden viele mit „Nein“ antworten.
Unser Bild von heiligen Menschen ist sehr geprägt von den Statuen in der Kirche, sie oft künstlerisch sehr schön sind, aber auch das Bild von Starrheit und Unbeweglichkeit vermitteln. Damit ist auch der Eindruck verbunden, sie wären nicht richtig im Leben gestanden, sondern immer schon etwas daneben oder darüber.
Heiligenlegenden haben oft das Ihrige dazu beigetragen.
In der Lesung haben wir einen Satz gehört, der in dieses Bild nicht ganz hineinpasst. Hier wird davon gesprochen, dass die Christen eine Hoffnung haben, die sie Gott ähnlich macht. Wenn diese Lesung am Allerheiligentag gelesen wird, dann deswegen, weil das unter Heiligkeit verstanden wird: eine Hoffnung, die Gott ähnlich macht.
Die Heiligen sind also die Menschen, die diese Hoffnung haben und leben. Sie machen etwas davon sichtbar, wir Gott sich die Menschen und die Welt vorstellt, und zwar jeder auf seine Weise und mit seinen Kräften.
Die Heiligen sind also die Menschen, die ihre Kräfte ausschöpfen und damit zeigen, wie die Welt gut und schön sein könnte.
Das ist also nicht die Haltung weltabgewandter Menschen, sondern von Menschen, die so fest im Leben stehen, dass sie anderen zeigen können, was im menschlichen Leben für Möglichkeiten vorhanden sind.
Einige Beispiele zeigen uns das:
Der hl. Franziskus war in seiner Jugend ein Playboy, ein „Jugendkönig“, der sich in einem Krieg zunächst die Hörner abstoßen musste, um dann vom Giovanni Bernardone zum hl. Franziskus zu werden.
Ein römischer Heiliger des 16. Jahrhunderts, der nicht so bekannt ist, war ein Spaßmacher in Rom, aber auch der Berater von Päpsten und Fürsten. Der hl. Philipp Neri hat aber in einer sehr ernsten Art den Glauben gele