Pfarrkirche zum hl. Johannes Evangelist
„Ein feste Burg ist unser Gott“ heißt ein alter Choral, und genauso, als Burg Gottes, plante Dombaumeister Raimund Jeblinger die neue Kirche, die als neugotisches, historisierendes Bauwerk heute unseren Marktplatz dominiert.
Die alte gotische Kirche (Grundstein von 1486 im Eingangsbereich des Haupteingangs) war 1802 bei einem Marktbrand völlig ausgebrannt und 1852 beim neuerlichen großen Marktbrand wieder in Brand geraten, beide Male durch Blitzschlag verursacht. Nach den jeweils nötigsten Renovierungen und der Erhöhung des Turms auf 41 Meter (mit neuer Turmuhr 1857, die bis heute funktioniert) blieb sie trotzdem eine für den Markt zu kleine, ärmliche Kirche.
Aus dieser alten Kirche sind erhalten die gotische „Aigner Madonna“ (Bildgalerie Stift Schlägl), eine Pieta (unter der Empore im nördlichen Seitenschiff), zwei Grabsteine der Familie des Bildhauers Johann Worath (eingemauert beim linken Seitenaltar) und die barocke „Aigner Monstranz“.
Nach einer Visitation von Bischof Rudigier 1878, der den dringenden Wunsch nach einem Neubau der Kirche äußerte, gründete man einen Kirchenbauverein, um Geld aufzutreiben. Die Häuser, die die alte Kirche umstanden, wurden aufgekauft und abgerissen, um Platz zu schaffen für die neue Kirche. Sie hat in etwa die doppelte Länge der alten Kirche (ca. 45 m Außenlänge) und in ihrer Breite in etwa die einfache Länge (Fassadenbreite 24 m). Die Höhe beträgt knapp 20 Meter. Nach mehrjährigen Vorarbeiten begannen die eigentlichen Bauarbeiten auf dem Kirchenplatz 1897.
Wegen der Größe der neuen Kirche konnte man die Grundfesten außen herum ausheben und mit mächtigen Steinen auffüllen und ein Stück des Presbyteriums aufmauern, bevor man die alte Kirche abriss. Der alte Turm blieb erhalten und wurde in die eindrucksvolle, heute oft fotografierte Westfassade integriert. Sie besticht durch die Verwendung von grauem Mühlviertler Granit und hierzulande völlig unüblichen roten Ziegeln aus preußisch Schlesien, die an Bauten in nordischer Backsteingotik erinnern.
1899 im Herbst wurde die Kirche eingedeckt, 1900 wurde sie eingewölbt.
1901 war auch die Innenausstattung soweit fertig, dass sie am 10. September von Bischof Franz Maria Doppelbauer eingeweiht werden konnte. Untrennbar verbunden mit dem Kirchenneubau ist der Name Simon Stoll, Leinenfabrikant in Aigen. Er war der bedeutendste Spender für die neue Kirche, seine augenfälligste Spende ist wohl der Hochaltar aus Carraramarmor und die beiden kostbaren Kandelaber links und rechts.
Das Stift Schlägl unter Abt Norbert Schachinger erbrachte gewaltige Leistungen für den Bau, davon sichtbar für den Besucher sind die Kommunionbank aus Marmor und das prächtige Mittelfenster im Altarraum (Darstellung des Kirchenpatrons hl. Johannes). Die beiden anderen Fenster wurden von der Gemeinde und den Bürgern der damaligen Kommune gespendet. Überhaupt war die Spendenfreudigkeit der Pfarrmitglieder groß, verschiedene Familien spendeten z. B. die Glasfenster an den Seiten.
Hingewiesen sei auch noch auf die mächtige Orgel in neugotischem Gehäuse mit einer Höhe von 9 m und einer Breite von 11 m, mit ca. 1500 Pfeifen. Heimische Betriebe und Handwerker erbrachten in unserer Kirche ein großartiges Werk, das Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude sein soll.
(Quelle: Dr. Isfried Pichler: Aigen-Schlägl, Portrait einer Kulturlandschaft)
Anmerkung: Für genauere Informationen siehe „Kirchenführer, Pfarrkirche zum hl. Johannes Evangelist“, liegt in der Pfarrkirche auf oder erhältlich im Pfarrsekretariat.
Kirchenführung ab 5 Personen nach Vereinbarung mit Frau Monika Binder Tel.: 07281 60028.