Die Goldenen Samstagnächte
"Goldene Samstage" oder "Goldene Samstagnächte" werden die ersten drei Samstage im Oktober bzw. nach dem Michaelitag (29. September) genannt. Diese Samstage werden gerne für Wallfahrten zur Marienverehrung genutzt. Die Goldenen Samstage sind etwas in Vergessenheit geraten. Nur mehr wenige Wallfahrtsorte laden zu besonders gestalteten Messen ein.
Oberösterreich beherbergt mit Adlwang einen der ältesten Wallfahrtsorte unseres Landes. Ursprung der Kirche von Adlwang ist wohl ein Adelssitz aus dem 12. Jahrhundert, dessen Inhaber 1202 als Heinrich von Adlwang erwähnt ist. Schon um das Jahr 1330 ist die Marienwallfahrt nach Adlwang nachweisbar. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete man aufgrund des regen Wallfahrerzustroms einen gotischen Kirchenbau, der 1552 durch den prächtigen spätgotischen Chorraum vollendet wurde. Reformation und Bauernkriege setzten der Wallfahrt vorübergehend ein Ende.
Gründungslegende
Die Gründungslegende des Wallfahrtsortes Adlwang besagt, dass das Gnadenbild – die „Schmerzhafte Muttergottes von Adlwang“, eine Steingussarbeit aus der Spätgotik – in einem Ameisenhaufen die Wirren der Reformation überdauert haben soll.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts trat an die Stelle des baufälligen gotischen Langhauses einer der ersten frühbarocken Kirchenbauten der Gegend. Einen besonderen Aufschwung nahm die Wallfahrt durch den glücklichen Umstand, dass Adlwang im 17. Jahrhundert von der Pest verschont blieb, und nicht nur das: Wie im Mirakelbuch nachzulesen ist, ereigneten sich viele Gebetserhörungen und Krankenheilungen. Vier Patres des Stiftes Kremsmünster versahen im Superiorat Adlwang ihren Dienst an den Wallfahrern.
Einen besonderen Zustrom erlebte Adlwang im Jahr 1755, als sich auf dem Bild des „Kreuz-tragenden Heilands“ Blutstropfen gezeigt haben sollen, was einem Gutachten nach nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen war.
Die Kirchenreform von Kaiser Joseph II. führte zu schweren Einschränkungen der Wallfahrt bis hin zum Verbot, öffentlich den Rosenkranz zu beten. Der Kaiser, der eine generelle Aufhebung der Wallfahrt erreichen wollte, biss jedoch in Adlwang auf Granit. Weiterhin kamen die Menschen in Scharen, besonders an den goldenen Samstagnächten im Oktober. Das gläubige Volk hält bis heute an der Wallfahrt fest. Stille Beter finden ihren Weg nach Adlwang und Fußwallfahrer pilgern besonders in den Marienmonaten Mai und Oktober aus umliegenden Pfarreien zum Adlwanger Gnadenbild.
Zur Zeit der Goldenen Samstage kommt der Wallfahrt in Adlwang eine besondere Bedeutung zu. An den drei Wochenenden nach Michaeli, dem 29. September, drückt sich die Marienverehrung im Besonderen in Wallfahrten und Rosenkranzgebeten aus. Hauptwallfahrtsort an diesen Tagen ist Adlwang, wohin nach volksfrommer Meinung in dieser Zeit sogar die „Mariazellermutter“ kommen soll. Tausende Wallfahrergruppen treffen ein, die Gottesdienste mitfeiern, aber auch den großen Kirtag besuchen. An die 50.000 Pilger werden jährlich in dieser Zeit gezählt.
Kirtag
Am Vormittag werden mehrere Gottesdienste abgehalten. Die aus der Wallfahrt entstandene Veranstaltung gleicht einem Kirtag, einer Gewerbemesse und einem Jahrmarkt. Umfangreiche Ausstellungen der heimischen Betriebe auf der Festwiese und in der Bürgerhalle, zahlreiche Verkaufsstände sowie ein großer Vegnügungspark für jung und alt laden ein.
Der Musikverein Adlwang sowie die Ortsbauernschaft sorgen für das leibliche Wohl der Wallfahrer und sonstigen Gäste.
Ein weiteres Ziel der Wallfahrer ist der „Heilige Brunnen“ unterhalb der Kirche, dessen Wasser heilende Wirkung bei Augenleiden zugesprochen wird. Der Legende nach stand die Gnadenstatue unter einer großen Linde bei der Heilquelle.
Als der Baum alt geworden war und abstarb, brachte man die Statue in die Kirche nach Pfarrkirchen, doch kehrte sie nachts immer wieder zur Quelle zurück. So wurde dort die Kapelle erbaut.
Eine zweite Überlieferung erzählt von einer strahlenden Jungfrau, die sich bei der Quelle wusch. An den drei goldenen Samstagen soll sich die Muttergottes nicht in Mariazell aufhalten, sondern in der Quelle in Adlwang baden.
Das Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes steht heute in der Kirche, stand aber bereits in der ersten alten Marienkapelle. Die Quelle entspringt unter dem Hochaltar und wird in die Bründlkapelle geleitet. Die Grotte ist immer überreichlich mit Blumen geschmückt. Darunter finden sich auch große Gestecke mit Dankbarkeitsbezeugungen wie etwa "Mich hat das Wasser geheilt."
Vom leicht jodhältigen Wasser erhoffen sich viele Besucher eine Verbesserung ihrer Sehfähigkeit. Zahlreiche Votivbilder zeugen von seiner Wirksamkeit. Auch heute noch kommen viele Menschen mit Flaschen und Kanistern, um sie mit dem Heilwasser zu befüllen. Die Sehnsucht der gläubigen Pilger nach Heil und Fürbitte, Schutz und Geborgenheit, lässt sie zudem auch hoffnungsvoll in das Gnadenbuch vor der Gnadenstatue schreiben.
(Mit freundlicher Genehmigung aus dem "Haus der Volkskultur" http://www.brauchtumskalender.ooe-volkskultur.at/brauch-161-goldene_samstage )